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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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meine Hand mit einem Ruck aus der blutigen Masse, und James und ich taumelten zurück. Ich brüllte laut die Worte, die die lebende Rüstung aktivierten, jene Worte, die wir normalerweise immer nur innerlich sprechen, und die fünf Torques im Inneren der blutigen Gestalt aktivierten sich. Alle auf einmal.
    Im Inneren der krebsigen, fleischigen Masse taten die Torques das, worauf sie programmiert waren: Sie identifizierten ihre Besitzer - oder in diesem Fall das, was noch von ihnen übrig war - und schlossen sie in lebender Rüstung ein. Goldene Scherben brachen aus der roten und purpurnen Gestalt hervor und schnitten sie in Stücke. Die blutige Masse setzte sich zur Wehr, kämpfte darum, die Einheit der Form, die sie angenommen hatte, aufrechtzuerhalten, aber die Fortschritte der Torques waren unaufhaltsam. Einmal in Gang gesetzt, konnte ihre Verwandlung von nichts und niemandem aufgehalten werden. Die blutige Gestalt brach zusammen, und ein lautloses Wutgeheul erfüllte einen Moment lang unser aller Köpfe, als das Wesen von Draußen aus dem Sein gezerrt wurde und seine Gewalt über unsere Realität abriss. Auf dem Boden vor dem Herzen, in schrecklicher, unnatürlicher Haltung, lagen fünf goldene Rüstungen, umringt von blutigen Fleischstücken. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was diese Rüstungen enthielten.
    Das bedrückende Gefühl der eindringenden Präsenz war verschwunden. Die Glocken und Sirenen verstummten abrupt, und eine gesegnete Stille senkte sich über das Sanktum. Einer nach dem anderen rüsteten wir ab, goldene Gestalten machten Männern und Frauen mit schockierten, traumatisierten Gesichtern Platz. James klopfte mir auf die Schulter.
    »Gut gemacht, Eddie! Guter Einfall!«
    Langsam und hintereinander begannen die Leute aus dem Raum zu marschieren. Das Herz war sicher. Alle gingen wieder an ihre normalen, alltäglichen Aufgaben zurück. Manche standen unter Schock; manchen musste geholfen werden. Manche waren unverhüllt wütend oder verängstigt, weil das Herrenhaus nicht länger der sichere Ort war, der es früher immer gewesen war. Manche jammerten über den Verlust von Freunden oder Geliebten. Man konnte es ihnen nicht verübeln. Die meisten in der Familie bekommen nie praktische Arbeit zu sehen, nie irgendeine Art von Taten, sehen nie das Blut und das Leiden und den Tod, der im Kern dessen liegt, was die Droods tun und sind. Heute Nacht würde es in den vier Flügeln viele Schlaftabletten und schlechte Träume geben.
    Der Seneschall hatte sich schon ein paar der hartgesotteneren Gemüter geschnappt und an die Arbeit gesetzt, und das Aufräumen hatte begonnen. Er sah mich nicht einmal an. Ich mochte gerade die Lage und das Herz und möglicherweise die ganze Familie gerettet haben, doch er traute mir nach wie vor nicht. Und keiner der anderen gratulierte mir, als sie gingen. Auch von ihnen sah mich kaum einer an. Keiner wollte gesehen werden, wie er mit mir sprach, wollte nicht einmal dem Mann zu nahe kommen, der der Familientradition und -verantwortung den Rücken gekehrt hatte, für den Fall, dass etwas von meiner Unabhängigkeit auf sie abfärbte. James legte Wert darauf, neben mir zu stehen; seine Hand lag noch auf meiner Schulter.
    Den Grauen Fuchs respektierten alle.

*

    Endlich verließen wir gemeinsam das Sanktum und traten auf den Gang hinaus. Kaum hatten wir den Gestank von Blut und Fleisch und Eingeweiden hinter uns gelassen, entfalteten die altvertrauten Gerüche nach Holz und Politur und frischen Blumen ihre stärkende Wirkung. Ich atmete tief ein und bekam wieder einen klaren Kopf. Die uralten, soliden Mauern, deren lange Geschichte von Dienst und Tradition erzählte, wirkten dieses eine Mal tatsächlich beruhigend.
    »Dieser Angriff ist ohne Präzedenz!«, sagte James. Er sprach zwar mit gesenkter Stimme, während wir gingen, aber dennoch lag eine kalte Wut darin, die beunruhigend nah an der Oberfläche war. »Nicht nur hat sich etwas mir nichts, dir nichts den Weg durch die Verteidigungsanlagen des Herrenhauses gebahnt, und durch die des Herzens - es hat auch tatsächlich Droods umgebracht! Direkt hier inmitten der Familie! Das ist noch nie da gewesen! Wir sollten hier eigentlich sicher sein, geschützt vor allen Bedrohungen und Gefahren.«
    »Das ist noch nie da gewesen?«, vergewisserte ich mich. »Ich meine, niemals?«
    James sah mich einen langen Moment an, als ob er sich entscheiden müsste, wie weit er mir eigentlich vertraute. »Es hat zwei frühere Angriffe auf das

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