Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
kommen Sie nicht mit mir und lernen ein paar meiner Freunde und Genossen kennen? Schauen Sie sich an, wie sie wirklich sind, wenn Sie und sie nicht gerade damit beschäftigt sind, sich gegenseitig ans Leder zu gehen! Nicht alle, die von Ihrer Familie verdammt wurden, sind zu einhundert Prozent waschechte Böse. Selbst Monster sind nicht immer Monster, müssen Sie wissen.«
Ich nickte, zu erschüttert, um irgendwelche Argumente vorzubringen. Ich war noch nicht voll auf der Höhe des Geschehens. In meinem Innern war dort, wo einmal meine Familie gewesen war, ein großes Loch, und ich hatte noch nicht rausgekriegt, womit ich es füllen sollte. Molly half mir auf die Füße und ließ dann meinen Arm sofort wieder los. Sie war es noch nicht gewohnt, mir so nahe zu sein. Abrupt drehte sie sich um und ging tiefer in den Wald hinein. Ich eilte ihr nach. Wir gingen eine ganze Weile gemeinsam, wobei wir einen ausreichenden Abstand beibehielten. Wo immer dieser Wald sich befand, es war nicht im Innern ihres Hauses. Über der Tür musste ein Zauber gelegen haben, der mich direkt hierher transportiert hatte, wo hier auch sein mochte.
So viel hatte ich mir gerade zusammengereimt, als wir zu einer weiteren Tür kamen, die allein dastand, aufrecht und ungestützt. Molly blieb davor stehen und murmelte leise Worte. Ich fragte mich, wohin diese Tür wohl führen mochte; welche charmante Unterweltspelunke Molly mir zeigen wollte. Café Nacht vielleicht, wo Vampire sich versammelten, um sich an willigen Opfern zu laben. Es hatte als eleganter, schöngeistiger Treffpunkt begonnen, doch in letzter Zeit war es zu einem Sadomasoladen verkommen. Vampire verliehen der Formulierung das Blut in Wallung bringen ganz neue Bedeutungsnuancen. Vielleicht war es auch der Schwarzmagierzirkel, der einst die Adresse gewesen war, wenn man dunkle Mächte anbetete und sich seines eigenen dämonischen Vertrauten rühmen konnte. Heutzutage hatte der Zirkel mehr von einer Selbsthilfegruppe an sich. Die Ordnung des Jenseits war immer noch dicke dabei, in fabelhaften neuen Hightech-Räumlichkeiten unten am Grafton Way, wo Leute sich für ausgefallenes und verbotenes Wissen als zeitweilige Wirte für außerdimensionale Wesen anboten. Natürlich tendierte die Konversation an diesem Ort ernstlich zur Bizarrerie ... Molly stieß die Tür auf und trat hindurch, und ich folgte ihr hastig. Und blieb dann abrupt stehen und blickte um mich.
»Augenblick mal! Das ... das ist der Wolfskopf-Club!«
Und er war es; genauso groß und schrill und grell und verteufelt laut wie immer. Molly schaute mich mitleidsvoll an.
»Na klar! Was denn sonst? Der Wolfskopf ist schon immer der heißeste Ort in der Szene gewesen. Jeder kommt hierher; Gute und Böse und die dazwischen. Die Bösen sind Ihnen nie aufgefallen, weil Sie sich immer zu Ihrem eigenen Haufen gesellen, und wir uns alle zu unseren. Das macht den Waffenstillstand im Club ja erst durchführbar. Kommen Sie; lernen Sie ein paar meiner Freunde kennen! Sieht aus, als hätten wir heute Abend ein interessantes Publikum hier.«
Ich war immer noch ein wenig benommen, also nahm sie mich am Arm und zog mich durchs Gedränge auf die Theke zu. Ich wehrte mich nicht. Ich hatte das Gefühl, eine ganze Menge sehr großer Drinks gebrauchen zu können. Mehrere Leute nickten Shaman Bond zu, und noch ein paar mehr nickten Molly Metcalf zu. Einige davon wirkten ziemlich überrascht und nicht wenig neugierig gemacht, uns beide so offen zusammen zu sehen, doch sagte niemand etwas. Der Wolfskopfhaufen versteht die Notwendigkeit von Diskretion und dem gelegentlichen Blindsein auf einem Auge. Molly und ich erreichten schließlich ein Ende der Hightech-Theke, wo der professionell desinteressierte Barmann uns Getränke servierte. Ich nahm einen sehr großen Brandy, Molly einen Southern Comfort, und es endete damit, dass ich beide bezahlte. Sie gab einigen Persönlichkeiten durch Gebärden zu verstehen, sie sollten kommen und ihr Gesellschaft leisten, und sie kamen argwöhnisch herübergewandert.
U-Bahn-Ute kannte ich bereits. Sie wanderte ungesehen zwischen den Fahrgästen umher, die die Untergrundbahnen benutzten, und staubte ein bisschen Glück von jedem ab, den sie streifte. Was der Grund dafür ist, warum so viele Leute ihre Bahn verpassen oder auf dem falschen Bahnsteig landen. Wenn man sie anschaute, konnte man meinen, sie sei nur noch einen Schritt von der Obdachlosigkeit entfernt, so begraben unter Schichten von Kleidern aus der
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