Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
mich herum schienen zu verstummen. Ein langer Steg baute sich vor mir auf, wie ein Puzzle. Er führte übers Wasser, das sich an den Felsen, die sich rund herum erhoben, brach. Die Dunkelheit der Nacht wurde durch die Lichtsäulen entlang des Bootssteges erhellt. Am anderen Ende des Steges stand Dante in einem eleganten, schwarzen Anzug. Sein Blick war sanft und auf seinen Lippen lag dieses bezaubernde, schüchterne Lächeln, das ich so liebte. Seine blauen Augen schienen in mein Innerstes sehen zu können.
Das Medaillon, das ich um den Hals trug, fing an zu glühen. Es hob sich von meiner Haut, als würde es von einem Magneten angezogen werden. Ich sah an mir herab, überraschenderweise trug ich ein weißes, bodenlanges Kleid. Das war ganz klar wieder einer meiner Tagträume. Leider hatte ich keine Ahnung, wie ich aufwachen konnte, oder ob ich es überhaupt wollte. Deswegen folgte ich der Richtung, die mir das Medaillon wies. Der Wind trug die rufenden Stimmen meiner Freunde wie aus weiter Ferne zu mir, aber ich ging weiter auf Dante zu. Er streckte seine Hand nach mir aus, doch kurz bevor sich unsere Fingerspitzen berührten, brach der Steg unter meinen Füßen zusammen.
Dieser Tagtraum endete schmerzhaft: Ich lag vor der Treppe im Schnee. Mein linkes Bein tat höllisch weh. Ich krümmte mich regelrecht vor Schmerzen.
„Sara!“, schrie Keira. „Um Gottes willen, geht es dir gut?“, fragte sie besorgt und kniete neben mir.
„Du kannst doch nicht einfach die Treppe herunterrollen“, sagte Sam entsetzt. „Hast du dir wehgetan?“
Sie versuchten mich aufzurichten.
„Aua!“, schrie ich vor Schmerz. „Es ist bestimmt gebrochen“, sagte ich und biss die Zähne zusammen. „Lasst mich runter.“
„Ich hole deinen Vater“, sagte Maria, die zurück ins Gebäude rannte.
Mir wurde ganz schwindlig, ich konnte meinen Kopf kaum noch halten. Meine Sicht verschwamm, deswegen legte ich mich hin. Der kalte Schnee tat gut, obwohl mein Bein schmerzte.
„Sara!“, rief eine mir nur zu bekannte Stimme.
Zuerst dachte ich, es sei mein Geist, aber dann hörte ich wie Sam Dantes Namen sagte.
„Es geht ihr gut, wir kümmern uns schon um sie. Du kannst verschwinden“, sagte Sam gehässig.
„Anscheinend nicht gut genug. Siehst du nicht, dass sie ohnmächtig wird?“, antwortete Dante wütend. Er setzte sich neben mich und strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Sara, hörst du mich?“, fragte er besorgt.
„Mhm.“ Mehr konnte ich nicht sagen.
„Sie ist die Treppe heruntergefallen, dabei hat sie sich wohl das Bein gebrochen“, hörte ich Keira zu Dante sagen.
„Habt ihr einen Krankenwagen gerufen?“, fragte er.
„Nein, noch nicht“, antwortete sie. „Aber Maria ist ihren Dad holen gegangen.“
„Ich fahre sie“, sagte er bestimmend.
Und bevor ich mich wehren konnte, legte er meine Arme um seinen Hals und meine Füße schwangen durch die Luft. Dante hatte mich mit Leichtigkeit hochgehoben, als sei ich eine Feder. Mein schlaffer Körper lag in seinen Armen.
„Lass sie sofort wieder herunter“, befahl ihm Sam.
Doch Dante lief mit mir in den Armen zu seinem Wagen. Es wäre leichter gewesen mich einfach zu heilen, wie bei dem Schuss, aber bei so vielen Leuten konnte er das vermutlich nicht riskieren. Zumindest dachte ich das. Er drückte mich so fest an sich, dass ich jeden einzelnen seiner Atemzüge spüren konnte. Langsam kam ich wieder zu mir. Keira öffnete die Beifahrertür und Dante setzte mich ins Auto.
„Danke“, murmelte ich.
„Schon gut“, sagte er, während er mir über den Kopf strich. „Du machst vielleicht Sachen.“
„Du wirst nicht mit ihr wegfahren“, sagte Sam jetzt zornig.
„Und ob ich das werde“, antwortete Dante knapp.
Unerwartet schubste Sam ihn von hinten.
„Verdammt, ich hab’ jetzt keine Zeit für dein Ego“, fauchte Dante.
„Na, warte … “ Sam wollte auf ihn losgehen und war schon in Angriffsposition, als mir der Kragen platzte.
„Hör auf damit, Sam“, rief ich. „Ich sitze hier mit einem wahrscheinlich gebrochenen Bein, das höllisch wehtut. Also wäre es möglich, eure Rivalitäten ein anderes Mal auszufechten?“, fragte ich genervt.
„Tut mir leid, Sara“, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen.
„Ruf mich an“, sagte Keira.
„Mach ich. Sag Dad bitte, dass ich im Krankenhaus bin und ihn von dort aus anrufe.“
Sie nickte und schloss die Tür.
Dante startete den Motor. Ich ließ meine Augen geschlossen, da mir übel war. Die
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