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Wächter des Mahlstroms

Wächter des Mahlstroms

Titel: Wächter des Mahlstroms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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sich offen zu ihren tellurischen Freunden ins Scheinwerferlicht. Die Gruppe erreichte die Mitteltribüne und wurde in eine reservierte Box geführt, wo es sich bereits Kapitän Ross und einige andere Offiziere des Goodwill-Patrouillenschiffs
Wirbeltöter II
bequem gemacht hatten. Natürlich waren nicht alle Offiziere zugegen, da viele auch an Bord bleiben mußten. Die Mannschaft war kaum vertreten, denn viele Männer bestanden darauf, tellurische Kleidung zu tragen und setzten ihre Haut nur ungern einer ultravioletten Bestrahlung aus – die ungebräunte tellurische Haut vermag den blauweißen Schimmer der veganischen Sonne nur wenige Minuten lang unbeschadet zu ertragen.
    Als der Festakt vorbei war, nahm Vesta ihre sechs Freunde unter die Fittiche und führte sie an den Rand der abgesperrten Fläche. Dort stieß sie einen für tellurische Ohren nicht hörbaren Pfiff aus, woraufhin eine Gruppe veganischer Jungen und Mädchen einen Keil um die sieben bildete und durch die Menge zum Rand vorstieß. Dort gab es – offenbar ein vorher arrangiertes Wunder – ausreichend Helikopter für alle.

16
    Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto nervöser wurde Vesta. »Oh, ich hoffe wirklich, daß Zambptkn sich freimachen konnte und jetzt schon auf uns wartet – ich habe ihn seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen.«
    »Wen?« fragte Helen.
    »Meinen Bruder. Nennen Sie ihn lieber Zamke – das läßt sich für Sie besser aussprechen. Der Polizist – Sie wissen schon!«
    »Ich dachte, sie hätte ihn heute früh gesprochen?« schaltete sich Joan ein.
    »Meine anderen Brüder und Schwestern habe ich getroffen – aber ihn nicht. Er mußte arbeiten und wußte noch nicht genau, ob er heute abend frei haben würde.«
    Der Helikopter verlor abrupt an Höhe. Vesta packte Clouds Arm und deutete nach vorn. »Das ist unser Ziel – das große Gebäude mit der Landefläche auf dem Dach. Die Karawanserei. Sehen Sie.«
    »Ja.«
    Die Zufahrtswege zu dem Anwesen glühten in allen Farben des Spektrums. Unzählige Veganer waren unterwegs – zu Fuß, auf Fahrrädern und Motorrädern, in Wagen und Helikoptern. Auf den ersten Blick schien es unmöglich zu sein, daß in einem solchen Gedränge überhaupt jemand vorankommen konnte. Und als sich das Lufttaxi seinem Ziel näherte, bediente Neal Cloud, der raumerfahrene Pilot, im Geiste Steuer und Pedale und Bremsraketen mit, als säße er selbst an den Kontrollen.
    Wie der Pilot es schaffte, seine Maschine in dem Gewimmel zu landen und sie heil wieder in die Luft zu ziehen, ohne auch nur einen einzigen Veganer zu verletzen, konnte sich Cloud auch später nicht vorstellen: ganz dicht an Bäumen vorbei flog der Hubschrauber, die mächtigen Landepolster des Taxis schoben sogar einige Menschen beiseite, ehe das Aufsetzen erfolgte – doch nichts geschah. Offenbar handelt es es sich hier um ein ganz normales Verkehrsgewimmel.
    Die Gruppe formierte sich neu, stieß in Keilform zu den Fahrstühlen vor und erreichte schließlich das Erdgeschoß und den großen Ballsaal. Hier vermochte Cloud zum erstenmal seit längerer Zeit aufzuatmen. Der Saal war riesig – und nur zu drei Vierteln gefüllt.
    Unmittelbar an der Tür zögerte Vesta eine Sekunde lang und schnüffelte anmutig. »Er ist tatsächlich hier – kommen Sie bitte!« Sie winkte ihren sechs Gästen zu, eilte los und fand ihren Bruder am Rand der freien Fläche. Die beiden umarmten sich etwa zwei Sekunden lang inbrünstig. Dann löste sich der Mann aus dem Griff seiner Schwester und schleuderte sie seitwärts herum, durch einen halben vertikalen Kreis, bis ihre Füße geradewegs nach oben zeigten. Mit einem scharfen
»Blavzkt!«
machte er sodann einen Überschlag nach hinten.
    »Blavzkt – temp!«
rief Vesta und warf sich anmutig im Bogen herum, so daß sie, als seine Füße den Boden verließen, fast genau an der Stelle landete, wo er eben noch gestanden hatte. Eine volle Minute lang wirbelten die beiden freudig umeinander, ohne sich von der Stelle zu rühren, während die übrigen Tänzer begeistert applaudierten und kreischten.
    Vesta beendete die Vorstellung schließlich und führte ihren Bruder zu Cloud und Joan.
    Die Musik wurde fortgesetzt, doch die Tänzer rührten sich nicht von der Stelle. Statt dessen eilten sie auf die Besucher zu und umringten sie in dichten Trauben. Vesta, die beide Arme um Cloud und den Schwanz um Joan gelegt hatte, schrie einen Satz hinaus, der voller Konsonanten war – und Cloud wußte, was die Worte bedeuteten:

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