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Wächter des Mahlstroms

Wächter des Mahlstroms

Titel: Wächter des Mahlstroms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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übermenschliche Beherrschung. Du weißt so gut wie ich, daß das absolute Minimum für eine solche Untersuchung erst in sechsundzwanzig Minuten abläuft und daß die Wissenschaftler vielleicht etwas gefunden haben, das sie noch ein bißchen länger studieren wollen. Warum setzt du dich nicht hin und beruhigst dich etwas?«
    »Touché, Joan.« Er nahm entschlossen Platz. »Weiß Dr. Janowick noch ein Mittel gegen meine Krankheit?«
    »Oh, mehrere. Zum Beispiel wollten wir das gemeinsame Lauschen üben. Bisher hatten wir keine Zeit dafür. Fangen wir doch mit Helen und Barbara an! Ich habe die beiden natürlich wiederholt belauscht, doch unsere Verschmelzung müßte dich und mich theoretisch in die Lage versetzen, ihre Gehirne Zelle um Zelle auseinanderzunehmen und ihre unterbewußten rassischen Erinnerungen – wenn es so etwas überhaupt gibt – auf tausend Generationen in die Vergangenheit anzuzapfen.«
    Er sah sein Mädchen neugierig an. »Weißt du, es kommt mir fast vor, als hättest du eine perverse Ader oder so! Die beiden Mädchen sind doch unsere Freunde!«
    »Na und?« gab sie lächelnd zurück. »Du mußt deine Scheu eines Tages sowieso überwinden. Sie ist das größte Hindernis auf dem Wege zur Erkenntnis. Wenn du's mit den beiden nicht versuchen willst, was hältst du dann von Nadine?«
    »Sie wäre noch schlimmer! Sie ist in der Telepathie so gut wie wir und vielleicht sogar besser. Ihr würde so etwas wahrscheinlich gar nicht gefallen.«
    »Damit hast du vielleicht gar nicht unrecht. Wir heben sie uns bis zuletzt auf und wenden uns ganz offen an sie. Also Vesta?«
    »Das klingt schon besser, junge Dame. Aber zunächst noch keinen tiefen Vorstoß. Wir gehen ganz ruhig an die Sache heran – wir wollen schließlich keinen Schaden anrichten, der sich nicht wiedergutmachen läßt. Wie ich dir schon sagte, arbeitet mein Geist neuerdings auf zu vielen Gebieten, die ich noch nicht ganz verstehe. Also los.«
    Die beiden ließen ihren Geist verschmelzen, was ihnen keine Mühe mehr bereitete, und waren sofort am Ziel.
    Vesta putzte sich. Sie genoß das sinnliche Gefühl, am Leben zu sein, während zugleich Wortfetzen aus einem Dutzend Sprachen durch ihren beweglichen Geist katapultiert wurden. Eine Ebene darunter wünschte sie sich, alt genug zu sein, um zu heiraten; sie wünschte sich ein Kind ... Kleinkinder waren so hübsch und weich und niedlich ...
    Dann Tommie. Cloud und Joan genossen gemeinsam mit ihr den kräftigen, befriedigenden Duft einer venusischen Zigarre und studierten mit ihren Augen die komplizierten elektronischen Gleichungen einer vorgeschlagenen Änderung des Standard-Weltall-Antriebs. Im Unterbewußtsein dachte die tominganische Technikerin ebenfalls an die Liebe und an Kinder. Was nützte ihr all das Herumgerase im All? Das stillte nicht den Schmerz, beseitigte nicht die Leere, erfüllte keine Sehnsucht. Sobald diese Reise beendet war, wollte sie nach Tominga zurückkehren, wollte sie Hanko sagen, sie sei bereit, sich niederzulassen. Mann und Familie legten einer Frau die Fesseln an – aber welcher Preis war die Freiheit, wenn man mitten in der Nacht aufwachte, weil man davon geträumt hatte, ein Kind in den Armen zu halten, um dann festzustellen, daß es dieses Kind gar nicht gab!
    Als nächstes kamen Thlaskin und Maluleme an die Reihe. Sie saßen auf einer Couch in ihrem Zuhause auf Chickladoria. Sie sprachen nicht miteinander, sondern ließen ihre Gefühle sprechen. Das Denken des Mannes lief vor einem Hintergrund aus Pilotenberechnungen, Kreisbahnen und Sternendaten ab. Er mochte Cloud wirklich, den er für den besten Kapitän in der Galaxis hielt. Der größte Teil seines Geistes war allerdings auf die herrliche Frau an seiner Seite konzentriert. Für Maluleme gab es im Augenblick nur zwei Dinge – die Liebe zu ihrem Mann und die Sehnsucht nach dem Kind, das sie vielleicht schon gezeugt hatten ...
    Cloud zog sich abrupt zurück.
    »Das ist ja monströs, Joan!« sagte er heftig.
    »Was ist daran monströs?« fragte sie gelassen. »Nichts! Frauen brauchen Kinder, Sturm. Alle Frauen, wo sie auch leben mögen. Nachdem ich dich gefunden habe, kann ich es selbst kaum erwarten. Und jetzt hör mir mal gut zu, Sturm. Ehe wir Nadine aufsuchen, mußt du dich entschließen, den Tatsachen ins Auge zu sehen – ohne zurückzuzucken oder dich innerlich darüber aufzuregen.«
    »Ich begreife, was du meinst. In einer durch und durch telepathischen Rasse könnte es eine Privatsphäre ohne ständigen

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