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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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Vernehmungsprotokoll mitbringen. Denn um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, brauche ich Ihre Unterschrift, damit ist die Sache in Burgos auch schon abgeschlossen.«
    Während sie von der A6 abfuhren und der schmalen, kurvigen, in weiten Strecken von lichtem Wald und Wiesen gesäumten Straße hinauf nach O’Cebreiro folgten, notierte Alina Kleider- sowie Schuhgrößen. Kurz vor dem Dorf hielt der Inspektor am Pilgerdenkmal auf einer Höhe von 1.270 Metern an, um den kleinen Wallfahrtsort wohl aus angeborenem Argwohn zuerst allein in Augenschein zu nehmen. Sie sollten ihm dann nach etwa zehn Minuten folgen.
     
    * * *
    Kardinal Walter saß allein in seinem fürstlichen Arbeitszimmer. Zwar ging der Arbeitstag schon seinem Ende entgegen, doch seit Stunden hatte er seinen feudalen Schreibtisch schon nicht mehr verlassen. Mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen saß er da und kochte vor Wut. Wie konnte dieser Abtrünnige es nur wagen, sich seinen Anordnungen zu widersetzen!
    Vor der himmlischen Kathedrale in Burgos hatte dieser gottlose Schwachkopf eine wilde Schießerei veranstaltet, obwohl er ihm ausdrücklich befohlen hatte, nichts dergleichen zu unternehmen. Er hatte es kommen sehen, dass ihn bei einem Pakt mit dieser Priesterbruderschaft alle guten Geister verlassen werden. Diese Dummheit werde ihn selbst noch in die Hölle bringen! Jetzt musste er die Zeche für seinen Hochmut bezahlen und versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren, und das Beste aus der Sache zu machen.
    Seine Kopfschmerzen, von denen er wochenlang verschont geblieben war, hatten ihn seit den Nachrichten aus Burgos mit ungeahnter Vehemenz heimgesucht. Das hatte er nur diesen Ketzern zu verdanken. Sandino konnte er telefonisch nicht mehr erreichen, auch der Techniker hatte seit Burgos keine Signale mehr von seinem Handy empfangen können. Kein gutes Zeichen, da die beiden dem Anschlag ja ungeschoren entkommen waren.
    Aufhalten konnte er sie nicht mehr, daher sollte er sich jetzt besser selbst um die Sache kümmern. Er wusste ja, wohin ihr Weg sie letztendlich führte. Jetzt musste er nur in Erfahrung bringen, wann sie ihr Ziel voraussichtlich erreichen sollten.
    Für Alina hatte er eine nette geschlossene Anstalt der römisch-katholischen Kirche ins Auge gefasst, denn Sandinos wegen musste jetzt auch er jede Form von offener Gewaltanwendung vermeiden. Bei diesem Gabriel werde er allerdings noch einmal eine Ausnahme machen – dann und wann mochte die Beseitigung eines Ketzers ja auch sinnvoll sein. Doch dann überlegte sich der Kardinal, ob ihm dieser Gabriel unter Umständen Alinas Ankunft am Ziel verraten würde. Lange werde er wohl nicht mehr im Krankenhaus liegen, und danach wollte er Alina sicher so bald wie möglich wiedersehen.
    »Also«, murmelte der Kardinal unschlüssig, »ich sollte etwas in dieser Richtung unternehmen. Ich werde Gabriel beschatten lassen und mir schon mal den Flug nach Spanien reservieren.«
    Der Kardinal griff zum Telefon, hielt dann aber auf halber Strecke inne. Da war noch der Verrückte und die Bruderschaft, die eine wirkliche Gefahr für ihn zu werden drohten. Mit diesem Priester wollte er nichts mehr zu tun haben, denn er war zwar ebenso kaltblütig, aber nicht so zuverlässig wie sein Vorgänger. Dennoch musste er sich irgendwie barmherzig verhalten, damit sich die Sache nicht noch mehr verschärfte.
    Sicher, der Mann war mittlerweile ganz und gar unkalkulierbar geworden, doch was er tat, das tat er ja als Krieger, der für seinen Herrn kämpfte. Er musste Gnade walten lassen, denn genau das war hier der richtige Ansatz. Er griff erneut zum Telefon, um den Vorgesetzten der Priesterbruderschaft anzurufen. Der Kardinal wollte ihn bitten, sein verglommenes Kirchenlicht sofort zurückzupfeifen.
     
    * * *
    Von dem Denkmal aus, das einen Pilger in traditionellem Gewand mit Stab und Jakobsmuschel zeigte, hatten Alina und Sandino einen bezaubernden Ausblick bis weit in die Täler Galiciens hinein. Die einbrechende Abenddämmerung sowie das feuchte galicische Klima ließen die Hügellandschaft klar und in sattem Grün erstrahlen. Nachdem sie den Ausblick ausgiebig genossen hatten, machten sie sich zu dem Weiler auf, der seit den Anfängen des Jakobswegs als rettender Hort einer unwirtlichen Region galt. Das seit 836 beständige und in manchen Monaten sturmumtoste Dorf verzeichnete in den alten Schriften selbst im Mai noch Nebel und Schneetreiben. Inspektor Rey, der nun auf dem Weg zu ihnen war, traf beide vor der

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