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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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mühelose Verkehr stecken blieb und wo beiderseits der Straße das asiatische Leben in Form von bunten Märkten und ansprechenden Garküchen brodelte.
    Gabriel fuhr nach einer Weile auf eine Gebirgskette zu, an dessen Fuße die Kleinstadt Chom-Thong lag, das Ziel seiner Reise. Der Tempel Wat Phrathat Sri Chom-Thong mit seinem vergoldeten Chedi war schnell gefunden, denn er war die einzige Sehenswürdigkeit der Stadt. Gabriel parkte vor der bemerkenswerten Tempelanlage, die teilweise schon 1451 erbaut worden war und ein heiliges Relikt von Buddha enthalten sollte. Doch beeindruckte ihn vor allem der uralte und mächtige Bodhi-Baum mit seinen zahlreichen, kunstvoll geschnitzten Stützen. Gabriel wusste, dass diese Bäume in Thailand besonders verehrt wurden, da Buddha angeblich unter einem solchen Baum seine Erleuchtung erlangt hatte.
     
    * * *
    In dem engen stickigen Raum des Internetcafés waren fast alle Computer überwiegend von Kindern besetzt, die meistens zu dritt irgendwelche Computerspiele spielten. Ding setzte sich sogleich an den einzigen noch freien Computer und überlies Alina ihrem Schicksal. Verärgert sah sie sich um und erblickte in einer Ecke noch einen weiteren Computer, der aber ausgeschaltet war. Sie fragte einen der am Computer sitzenden Jungen, ob der Computer defekt sei. Er verneinte und stand auf, um ihr beim Anschalten behilflich zu sein. Sie lies sich auf den Stuhl fallen und bestellte sich, während sie wartete, einen Kaffee.
     
    Ihr waren all die neugierigen Blicke aufgefallen, als sie das Internetcafé betreten hatte, die sie verunsicherten. Sie hatte Angst, hier aufzufallen, und sie fühlte sich unwohl dabei, wegen ihrer weißen Kleidung als Teil des Tempels und somit auch als einer Mönchs- und Nonnengemeinschaft zugehörig wahrgenommen zu werden, die sie im Moment gar nicht interessierte.
    Warum Alina hier Aufsehen erregte – aber darüber war sie sich offensichtlich nicht im Klaren –, lag nicht an der schlichten Eleganz ihrer weißen Kleidung oder daran, dass sie als Farang Frau zu allen wie eine einheimische Thailänderin sprach. Den meisten fielen ihre schwarz gelockten Haare auf und vor allem ihre warmen blassgrünen Augen.
    Trotz ihres attraktiven Aussehens war sie eine bescheidene, aber selbstbewusste Frau von 29 Jahren. Vor ihrer Reise nach Thailand hatte sie eine längere Beziehung zu einem verheirateten Mann beendet. Nachdem zuvor ein stürmisches Verhältnis mit einem Archäologen gescheitert war, hatte sie sich in dieser letzten Beziehung vor allem nach Ruhe, Frieden und Freiheit gesehnt.
    Und wenn der Preis für eine unverbindliche, harmonische Liebe der gewesen war, dass sie ihren Mann mit einer anderen Frau teilen musste, so war sie gerne bereit gewesen, diesen Preis zu bezahlen. Inzwischen hatte sie ihre Meinung über Dreiecksverhältnisse allerdings korrigiert und genug von all den Heimlichkeiten.
     
    Alina wartete noch immer auf die Internetverbindung und ihren heißen Kaffee. Nachdenklich nahm sie ihre kleine Brille ab und knabberte mit misstrauischem Blick an einem der Bügel. Wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie ihrer Ex-Ex-Beziehung mit dem Berufskollegen auch ein bisschen hinterhertrauerte. Denn nach wie vor war die Archäologie auch ihre Berufung und eigentlich auch ihre wahre Natur. Wo immer sie hinkam, musste sie den Botschaften der Vergangenheit folgen.
    All die verschütteten Steine sprachen zu ihr und wenn sie sich wieder zu Mauerresten zusammenfügten, erzählten sie ihr phantastische Geschichten aus der Vergangenheit. Ihr Ex-Freund Peter hatte dafür jedoch überhaupt kein Verständnis. Es bedrückte ihn sogar, dass sie ein Leben lebte, das nicht in erster Linie ihrem Dreiecksverhältnis galt, sondern der abstrakten Liebe für die verborgenen Spuren der Geschichte.
    Alina schob die Gedanken energisch von sich, denn zu mehr als ein paar römischen Münzen hatte sie es als Archäologin bisher nicht gebracht. Einem Howard Carter im Tal der Könige konnte sie nicht das Wasser reichen und vom Glanz einer gewichtigen Entdeckung bisher nur träumen. Sie lächelte versonnen. Wenn sie in der Schweiz Pyramiden entdeckte, dann könnte sie vielleicht etwas Neues über die Vergangenheit ihrer Heimat erfahren. Doch leider gab es dort nun einmal keine Pyramiden und somit auch nichts Weltbewegendes zu entdecken.
    Nicht einmal einen Mann wie Howard Carter, der wenigstens eine Beziehung wert gewesen wäre, nicht einmal das wartete in der Schweiz

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