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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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Tiefseekreatur. In Wirklichkeit war es ein Bewohner des Weltraums. Es wurde Extirpator genannt.
    Am Tag vor dem Sonnensturm war Athene zehn Millionen Kilometer von der Erde entfernt aufgewacht. Aristoteles und Thales, die anderen großen elektronischen Intelligenzen der Menschheit, waren bei ihr. Sie waren in den Speicher einer Bombe heruntergeladen worden.
    Die drei schmiegten sich auf eine abstrakte elektronische Art und Weise aneinander. Und dann …

    Als die Bilder von Prokyon verblassten, brauchten sie alle erst einmal eine Pause.
    Sie gingen aufs Mars-Deck. Myra nippte an einer Cola. Während Juri improvisierte Pendel schwang, um die variable künstliche Schwerkraft zu studieren, erforschten Alexej und Lyla sie. Wenn man sich setzte, war man schwerer, als wenn man aufstand. Wenn man einen Ball warf, wurde er durch die Drehung seitwärts abgelenkt. Und wenn man gegen die Drehrichtung lief, wurde man leichter. Lachend spielten sie mit weiten Hüpfern im Korridor Fangen.
    Myra schaute ihnen dabei zu und wurde daran erinnert, wie jung diese Spacer doch alle waren.
    Sie alle sträubten sich dagegen, zurückzugehen und sich anzuhören, was Athene auf einem elf Lichtjahre entfernten Planeten entdeckt hatte.
    »Also haben diese Schwimmer sich durch Fortpflanzung ausgelöscht«, sagte Alexej. »Sol, was für ein Akt.«
    »Lieber so«, sagte Juri, »als dass die Erstgeborenen gewonnen hätten.«
    »Wir haben zwei Jahre gebraucht, um einen Weg zu finden, mich zurück nach Hause abzustrahlen«, sagte Athene leise. »Wir wollten nicht mit unserer Existenz in einem gefährlichen Weltall hausieren gehen. Also haben wir einen optischen Laser gebaut - ziemlich stark und mit einem eng gebündelten Strahl. Und als die Zeit kam, haben wir ihn mit meinem darin codierten Datenstrom zur Erde geschossen. Wir hatten schon damit gerechnet, dass er von Cyclops aufgefangen würde, der vor dem Sonnensturm im Planungsstadium gewesen war.«
    »Es war trotzdem riskant«, sagte Myra. »Wenn Cyclops dann doch nicht gebaut worden wäre …«
    »Wir hatten keine andere Wahl, als auf unser Glück zu vertrauen.«
    »Und wieso haben sie gerade dich geschickt?«, fragte Juri.
    Athene hielt inne. »Wir haben das sozusagen ausgelost.«

    »Und die anderen …«
    »Das Signal hat alles übertragen, was wir hatten - alles, was die Zeugin uns geben konnte. Obwohl die Zeugin noch lebte, gab es keine Lebensgrundlage mehr für die anderen. Sie haben sich für mich geopfert.«
    Myra fragte sich, wie Athene, eine KI mit einer so komplexen Biographie, sich wohl dabei fühlte. Als die »Jüngste« der drei musste sie sich vorgekommen sein, als ob ihre Eltern sich geopfert hätten, um sie zu retten. »Sie haben es nicht nur für dich getan«, sagte sie sanft. »Sondern für uns alle.«
    »Ja«, sagte Athene. »Und nun wissen Sie auch, weshalb ich nach Hause geschickt werden musste.«
    Myra schaute Alexej an. »Das ist es also, was ihr mir die ganze Zeit verheimlicht habt.«
    Alexej schien sich unbehaglich zu fühlen.
    »Es geschah auf meine Bitte hin, Myra«, sagte Athene ohne Umschweife.
    Juri starrte auf seine Hände, die er mit gespreizten Fingern auf den Tisch gelegt hatte. Er schaute so perplex, wie Myra sich fühlte. »Was sagen Sie dazu, Juri?«, fragte sie.
    »Ich glaube, dass wir heute eine konzeptionelle Barriere überwunden haben. Seit dem Sonnensturm haben wir die Erstgeborenen immer nur von einer allzu menschlichen Warte betrachtet, glaube ich. Wir haben stillschweigend vorausgesetzt, dass sie nur für uns eine Bedrohung darstellten - unsere persönliche Nemesis. Und nun erfahren wir, dass sie sich mit der gleichen Brutalität auch gegen andere Spezies gewandt haben.« Er hob die Hände und spreizte sie. »Auf einmal müssen wir uns die Erstgeborenen als ein umfassendes Phänomen in Zeit und Raum vorstellen. Scheiße, ich brauche noch einen Kaffee.« Juri stand auf und schlurfte zu den Kaffeemaschinen.
     
    Alexej blies die Backen auf. »Dann wissen Sie jetzt Bescheid, Myra. Was liegt noch an?«

    »Dieses Material sollte den irdischen Behörden zugänglich gemacht werden«, sagte Myra. »Der Weltraum-Rat …«
    Alexej verzog das Gesicht. »Warum? Damit sie noch mehr Atombomben schmeißen und uns alle einlochen können? Myra, sie denken zu beschränkt.«
    Myra schaute ihn an. »Haben wir während des Sonnensturms denn nicht alle zusammengearbeitet? Und nun sind wir wieder in die alten Muster zurückgefallen - sie belügen euch, und ihr belügt sie.

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