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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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säuberlich gefaltete orangefarbene Anzüge und weitere Ausrüstung: Decken, Wasserflaschen, Rationen mit Trockennahrung, etwas, das wie der Bausatz einer chemischen Toilette aussah, ein Wasserreinigungsgerät und Sauerstoffmasken.
    Bisesa musterte das Zeug mit etlicher Besorgnis. »Das erinnert mich an die Ausrüstung, mit der wir nach Afghanistan gezogen sind. Wir unternehmen eine größere Reise, nicht wahr?«
    »Das stimmt.« Alexej holte die Springerkombis aus dem Koffer. »Ziehen Sie die bitte an. Diese Ecke der Anlage wird zwar kaum überwacht, aber je eher wir uns getarnt haben, desto besser.«

    »Gleich hier?«
    »Komm schon, Mama.« Myra öffnete bereits den Reißverschluss ihrer Bluse.
    Das Anlegen der Springerkombi war ein Kinderspiel; sie schien sich fast wie von selbst anzuziehen, und Bisesa fragte sich, ob das Kleidungsstück nicht auch einen gewissen Grad von Intelligenz besaß. Alexej reichte ihr ein Paar Stiefel, und sie fand Handschuhe und eine Art von Sturmhaube in einer Tasche.
    Unter der Sonne von Florida wurde ihr warm, nachdem sie den Anzug angelegt hatte. Doch offensichtlich war sie irgendwohin unterwegs, wo es viel kälter war.
    Myra packte ihre Kleidung in eine kleinere Tasche, die sie aus dem Auto holte und die auch eine zweite Garnitur Unterwäsche und Toilettenartikel enthielt. Dann warf sie die Tasche in den Koffer, der sich selbsttätig schloss. Sie klopfte auf das Auto. Das leere Fahrzeug verriegelte sich automatisch und fuhr davon.
    Alexej grinste. »Seid ihr fertig?«
    »So fertig wie nur irgendwas«, sagte Myra.
    Alexej schnippte wieder mit den Fingern. Der Asphalt unter Bisesas Füßen erbebte.
    Und dann brach ein großer Brocken plötzlich weg und schleuderte die drei mitsamt dem Koffer in Dunkelheit. Eine Metallklappe schloss sich scheppernd über ihnen.
    »Scheiße«, sagte Bisesa.
    »Verzeihung«, sagt Alexej. »Diese Luke ist eigentlich für Fracht gedacht und nicht für Passagiere.«
    Leuchtstoffröhren leuchteten auf und eröffneten den Blick in einen Betonkorridor.

{10}
    STARTKOMPLEX 39
    Alexej führte sie zu einem offenen Fahrzeug, das wie ein Golfwagen aussah.
    Sie stiegen ein. Bisesa fühlte sich in der Springerkombi plump und unbeholfen. Da bewegte selbst der Koffer sich noch graziler als sie.
    Das Fahrzeug setzte sich durch den Tunnel in Bewegung. Er war lang und grob behauen und erstreckte sich in eine Dunkelheit, die von in großen Abständen angebrachten Leuchtstoffröhren nur trübe erleuchtet wurde. Es roch muffig, aber wenigstens war es hier unten etwas kühler.
    »Das ist eine Art Frachttunnel«, sagt Alexej. »Er ist eigentlich nicht für Passagiere vorgesehen.«
    »Aber man ist hier vor neugierigen Blicken sicher«, mutmaßte Bisesa.
    »Sie haben es erfasst. Es sind zwar ein paar Kilometer, aber wir werden trotzdem ruckzuck da sein.«
    Er sprach mit amerikanischem Akzent, sagte Bisesa sich, aber mit einem drolligen französischen Einschlag: lange Vokale und ein gerolltes »R«. »Wohin fahren wir überhaupt?«
    »Sie haben den Wiederaufbau komplett verschlafen, nicht wahr? Wir fahren nach LC-39.«
    Leise Erinnerungen wurden in Bisesa wach. »Startkomplex 39. Von wo die Apollos gestartet sind.«
    »Genau. Und später die Space Shuttles.«
    »Und nun dienen sie einem ganz anderen Zweck«, sagte Myra. »Du wirst es gleich sehen.«
    »Natürlich musste es LC-39 sein«, sagte Alexej. »Wie es überhaupt
Canaveral sein musste. Ich meine, es ist kein schlechter Ort, zumal die Hurrikane jetzt nachgelassen haben. Trotzdem hätte es bessere Standorte in der Nähe des Äquators gegeben, aber nein, es musste hier sein. Die Ironie ist, dass man eine komplett neue Startrampe bauen musste, um die neuen Saturn -Raketen zu starten, die die Apollo -Nachbildungen in die Umlaufbahn bringen.«
    Bisesa wusste immer noch nicht, wovon überhaupt die Rede war. Sie haben die Rampe wofür verwendet? »Carel - irgendwie kommt der Name mir bekannt vor.«
    »Sie meinen vielleicht meinen Vater Bill Carel? Er hat mit Professor Siobhan McGorran zusammengearbeitet.«
    Es war schon lange her, seit Bisesa diesen Namen gehört hatte. Siobhan war die Königlich Britische Astronomin zur Zeit des Sonnensturms gewesen und hatte zuletzt eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Krise durch die Menschheit gespielt - und hatte auch Bisesas Schicksal maßgeblich beeinflusst.
    »Mein Vater hat mit ihr zusammengearbeitet, als er noch ein Doktorand war. Sie haben gemeinsam an Quintessenz-Studien

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