Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Tages wäre auch Danger wieder frei.
Aber ohne mich …
Es stimmte. Für ihn gab es keinen Ausweg. Keine Zukunft mit Danger oder irgendeiner anderen Frau. Nicht dass er eine andere gewollt hätte. Sie war die Einzige, die er je lieben würde. Für immer. Daran bestand kein Zweifel.
»Ich hätte nicht herkommen dürfen, um Kyros zu retten«, krächzte er. »Kyros ist so gut wie tot, und ich schaffe hier nur Erinnerungen, die mir in den zukünftigen Jahrhunderten nichts als Kummer und Schmerz einbringen werden.« Aber wenigstens würde sie nichts davon mitbekommen, seinen Schmerz nicht nachempfinden können.
Er vergrub seine Hand in ihrem Haar. »Ich werde dich sehen können. Aber du mich nicht. Ich könnte sogar auf der Straße an dir vorbeigehen, und du wüsstest nicht, dass ich es bin. Ich werde ein Fremder für dich sein.«
Tränen standen in ihren Augen. »Ich will dich nicht vergessen, Alexion. Niemals.«
»Du hast keine Wahl. Du weißt zu viel über Acheron. Er wird niemals gestatten, dass dir deine Erinnerungen bleiben.«
Wut flackerte in ihr auf. »Es interessiert mich aber nicht, was er sagt. Ich werde dich nicht vergessen. Irgendwie wird es mir gelingen, mich an dich zu erinnern. Es ist mir egal, wie mächtig er ist. Er kann mich nicht zwingen, dich zu vergessen.«
Er wünschte, er könnte ihr glauben.
»Du musst etwas schlafen, Danger. Wir haben eine lange Nacht vor uns.«
Sie nickte. »Wirst du auch schlafen?«
»Später. Ruh du dich aus.«
Sie blieb im Bett liegen, während Alexion aufstand und sich anzog. Seine Gedanken überschlugen sich.
Entschlossen schob er sie beiseite und ging zu Xirena, die noch immer schlafend auf dem Sofa lag.
Sie hatte die Beine angezogen, während ihr Kopf schlaff zur Seite hing. Ein Arm lag quer über ihrem Kopf und berührte den Boden, der andere ruhte auf ihrer Brust. Alexion lächelte beim Anblick dieser Position, die ihn so sehr an Simi erinnerte, nahm eine Decke und breitete sie über ihr aus.
Seine Zeit hier in Mississippi war ohne jeden Zweifel der seltsamste Auftrag, den er je gehabt hatte.
Aber wenigstens hatte er die Zeit wieder auf seiner Seite. Stryker dachte, er trage noch immer die arme Seele in sich, die ihn bei jedem Schritt behinderte.
Deswegen würde ihn der Daimon vorläufig in Ruhe lassen. Zumindest so lange, wie er glaubte, dass die Seele noch am Leben war. Das verschaffte ihm ein paar Tage, um mit den anderen Dark Huntern in Kontakt zu treten und ihnen auf den Zahn zu fühlen.
In drei Tagen würde er sie alle zusammentrommeln, und dann würde über ihr Schicksal entschieden.
Seine Gedanken wanderten zu Kyros. Am liebsten hätte er einen lauten Fluch ausgestoßen. Sein alter Freund war so gut wie verloren. Er konnte ihm nicht mehr helfen.
Aber ich habe Danger gefunden.
Doch am Ende würde er sie beide verlieren.
Das Leben war eine verdammt miese Sache.
» Pass gut auf Dangereuse auf.«
Alexion erstarrte, als das Flüstern einer weichen Frauenstimme in seinem Kopf widerhallte. Wüsste er es nicht besser, hätte er geschworen, es sei …
»Artemis?«
» Der Daimon will deinen Tod. Wenn er dich nicht kriegt, wird er sich jemand anderen suchen.«
Alexion schluckte. »Wieso hilfst du mir, Artie? Ich weiß, dass du mich hasst.«
» Ich bin nicht Artemis. Sondern nur eine Freundin, die nicht will, dass Stryker jemand anderen verletzt.«
» Und wie soll ich ihn bekämpfen?«
» Wer das Unbesiegbare besiegen will, darf nicht auf seinen Körper zielen. Ziele auf sein Herz, das ist der richtige Weg.«
» Aber genau das habe ich ja versucht. Leider ist er ziemlich flink.«
Die Stimme schwieg.
»Hallo?«, rief Alexion, doch es kam nichts mehr.
»Na, wunderbar«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Stryker würde also versuchen, sich Danger zu schnappen, und die einzige Möglichkeit, sie zu retten, bestand darin, einen Gott zu schlagen, der nichts besaß, was einem Herz auch nur ansatzweise nahe kam.
»Verdammt, wir sind geliefert.«
19
Alexion brachte den Tag damit zu, Danger beim Schlafen zuzusehen. Er saß in dem cremefarbenen Jacquardsessel neben ihrem Bett und betrachtete voller Staunen ihre unglaubliche Schönheit. Sie war makellos. Ohne Falsch. Ohne ein Fünkchen Grausamkeit im Leib. Sie würde niemals jemandem etwas antun, den sie liebte. Vielmehr hatte sie versucht, ihre Familie aus einer Situation zu retten, in der sie ihr ohne Weiteres den Rücken hätte kehren und sich selbst in Sicherheit bringen
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