Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
war er außerdem König, was bedeutete, dass er seinen Verpflichtungen nicht entkam. Gleichgültig, wie groß die Versuchung auch sein mochte.
Salvatore rief sich ins Gedächtnis, dass er umso früher zu Harley zurückkehren konnte, je schneller er seine Angelegenheiten erledigt hatte. Er zwang sich, hinunter in die Küche zu gehen, um ein kurzes Gespräch mit Darcy zu führen, und sich dann im hinteren Bereich der Villa mit Styx zu treffen.
Als er den langen, schmalen Raum betrat, hob er in amüsierter Anerkennung die Brauen.
Ebenso wie der Rest des Hauses war dieses Zimmer mit einer Überfülle an Elfenbein und Gold ausgestattet und verfügte über riesige Kronleuchter, die von einer gewölbeartigen Decke herabhingen. Doch statt zierlicher Möbel und eines wertvollen Teppichbodens erblickte er hier Glasvitrinen, die große Mengen von Waffen enthielten. Gewehre, Schwerter, Armbrüste, Streitkolben, Dolche … das Einzige, was fehlte, war eine Raketenabschussrampe, und Salvatore wäre nicht überrascht gewesen, wenn es eine oder zwei gegeben hätte, die in den Holzschränken im hinteren Teil des Zimmers verstaut waren.
Der Fußboden war aus teurem Parkett, doch es gab auch ein halbes Dutzend Trainingsmatten, die jemand mit beiläufiger Gleichgültigkeit gegenüber der Schönheit der Kunstfertigkeit auf den glänzenden Holzboden geworfen hatte.
Salvatore verfügte in seinem römischen Versteck selbst über ein Waffenlager und eine Sporthalle von olympischem Ausmaß. Welcher Dämon besaß das nicht? Aber der Kontrast zwischen der verschnörkelten französischen Einrichtung und dem brutalen Waffenarsenal wirkte derart absurd, dass er Salvatore ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
Er machte noch einen weiteren Schritt vorwärts und erblickte Styx in einer gegenüberliegenden Ecke.
Der uralte Vampir trug nichts weiter als eine locker fallende Yogahose. Sein zu einem Zopf geflochtenes langes Haar fiel ihm über den Rücken, als er ein riesiges Schwert durch die Luft wirbelte. Seine Bewegungen waren fließend und perfekt abgemessen, das Merkmal eines wahren Schwertkämpfers.
Ein Raubtier.
Instinktiv regte sich Salvatores innerer Wolf.
Vor Wochen hatten Styx und er ihre Kräfte gemessen.
Styx hatte diesen Kampf gewonnen, dieser arrogante Blutsauger, aber Salvatore wusste, dass die Sache nun anders lag. Da der Dämonenlord inzwischen tot war und die Macht durch die Verbindung mit Harley in seinem Blut pulsierte, wäre er dem alten Vampir nun weitaus besser gewachsen.
Als lese er Salvatores Gedanken, wandte sich Styx um, um seinen Gast mit einem durchdringenden Blick anzusehen, wobei er das Schwert lose in der Hand hielt. Dann streckte
er mit einem kaum sichtbaren Lächeln die Hand aus, um ein dazu passendes Schwert aus der Glasvitrine an der Wand zu nehmen und es Salvatore mit einer lässigen Armbewegung zuzuwerfen.
Salvatore fing es an dem reich verzierten Heft auf und schlenderte auf Styx zu. Ein Knurren der Vorfreude grollte in seiner Brust.
»Bereitet Ihr Euch auf eine Invasion vor, Styx?«, fragte er gedehnt und deutete auf die stattliche Reihe an Waffen.
»Ein guter König ist stets vorbereitet.« Ein spöttisches Lächeln kräuselte Styx’ Lippen. »Überdies weiß ich niemals, wann ich womöglich von einem arroganten Werwolf herausgefordert werde, der seinen Rang nicht kennt.«
»Meinen Rang?« Salvatore hielt inne, um das elegante Gucci-Jackett und das weiße Seidenhemd abzulegen. Dann zog er die Schuhe aus und hob in stummer Einladung das Schwert. »Muss ich Euch meinen Rang demonstrieren?«
»Ihr seid eingeladen, es zu versuchen.«
Indem er sein Schwert nach oben führte, griff Styx an.
Salvatore war gewappnet, und mit einer schnellen Bewegung erwiderte er die brutalen, blitzschnellen Schläge. Seine wahre Stärke lag in seinem inneren Wolf, doch er besaß genügend Kraft und Geschick mit dem Schwert, um sich gegen Styx zu behaupten, und es gelang ihm sogar, selbst einige Schläge auszuteilen.
Styx, der mühelos spürte, dass sich Salvatores Fähigkeiten
seit ihrer letzten Konfrontation verbessert hatten, ließ seine Fangzähne in einem gefährlichen Lächeln aufblitzen und sein Schwert mit einer ungeheuren Geschwindigkeit durch die Luft pfeifen. Salvatore ächzte, als seine Muskeln die gnadenlose Wucht der Attacke abfingen.
Sie sparrten schweigend, indem sie inmitten des durchdringenden Getöses durch die aufeinandertreffenden Stahlklingen und der sprühenden Funken zurückwichen und sich
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