Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
sie sich ihren Weg durch die wenigen Häuserblocks bahnten, aus denen das Geschäftsviertel bestand. Salvatore hielt ihre Hand fest umklammert, als er direkt auf das L-förmige Hotel zusteuerte, das Kabelfernsehen und Internetzugang versprach.
Er war der Verheißung eines heißen Bades und sauberer Bettwäsche schon zu nahe, um das Risiko einzugehen, dass er den Rest der Nacht seiner nervösen Begleiterin nachjagen musste.
Salvatore witterte vorsichtig und umrundete den hinteren Teil des Motels. An der Tür, die dem Ende des Gebäudes am nächsten war, blieb er stehen. Nur wenige Gäste bewohnten die Zimmer, und alle waren Menschen.
»Wir können so nicht hier einchecken«, zischte Harley und entzog ihm ihre Hand, um auf sein schmutziges, ungepflegtes Erscheinungsbild hinzuweisen. »Die rufen sofort die Polizei.«
Salvatore lächelte und ging auf die Tür zu, um am Türknauf zu drehen. Mühelos brach er das Schloss auf und öffnete die Tür.
»Ich verfüge über mein eigenes Einchecksystem.«
Harley, die nicht annähernd so beeindruckt von seiner Fähigkeit war, eine Unterkunft für sie zu finden, wie sie es eigentlich hätte sein sollen, trat durch die Tür und knipste das Licht an. Salvatore folgte ihr und schnitt eine Grimasse.
Okay, vielleicht konnte er nicht erwarten, dass sie übermäßig beeindruckt war.
Vielleicht nicht einmal leicht beeindruckt.
Der Raum war größer als die Zimmer in neueren Hotels und verfügte über ein Bett auf der einen Seite sowie über zwei Stühle und einen kleinen Tisch, der unter dem Fenster auf der anderen Seite stand. Aber die billigen Möbel hatten bereits vor langer Zeit den Kampf gegen die Schäbigkeit verloren, und der türkisfarbene Anstrich löste sich von der Wand. Und der Teppich …
Salvatore erschauerte.
Er durchquerte den Raum, um einen Blick ins Badezimmer zu werfen, und war bereits gefasst auf die ausgebrochene Dusche und den schartigen Toilettentisch in einer hässlichen Salamanderfarbe.
Harley stellte sich mit einem angespannten Gesichtsausdruck neben ihn.
»Und was, wenn der Manager dieses Zimmer vermietet?«
»Das ist zu dieser späten Stunde sehr zu bezweifeln, selbst wenn jemand verzweifelt genug sein sollte, hier eine Pause einzulegen.« Er warf ihr einen herausfordernden Blick zu. »Willst du eine Dusche oder nicht?«
»Und was tun Sie in der Zeit?«
Er lächelte. »Ich mache mich nützlich.«
»Vergessen Sie’s.«
»Nimm eine Dusche, cara «, entgegnete er und raubte ihr einen schnellen Kuss, bevor er sie ins Bad schob. »Ich bin nicht in der Lage, dir den Rücken zu schrubben. Zumindest nicht mit der Hingabe zum Detail, die ich bevorzugen würde.«
Sie kniff die Augen zusammen und setzte eine herausfordernde Miene auf. »Ich schließe die Tür ab.«
»Ich bestehe darauf. Behalte diese Waffe in deiner Nähe, sodass du, falls nötig, Gebrauch von ihr machen kannst«, murmelte er, zog die Tür zu und wartete ab, bis sie einen leisen Fluch ausgestoßen hatte und das Schloss eingerastet war. Dann wandte er sich um, um das Motelzimmer zu verlassen und in die Nacht hinauszugehen.
Ein müdes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich lautlos durch die Schatten hindurchbewegte und auf die bereits seit Stunden geschlossenen Geschäfte zuhielt.
Er befand sich auf der Flucht vor einem Werwolf, der schon vor Jahrhunderten hätte gestorben sein sollen, er hatte keine Ahnung, was aus seinen Bediensteten geworden war, er verfügte über kein Geld und kein Mobiltelefon, und das Silber, das
in seiner Schulter steckte, fühlte sich an wie spitze Splitter aus Lava, aber die rohe, primitive Befriedigung, die in seinem Blut brannte, war unverkennbar.
Harley gefunden zu haben machte ihn erst vollständig.
Es war so einfach und doch so ungeheuer kompliziert.
Und es war nichts Geringeres als ein Wunder.
Salvatore blieb hinter einem Bekleidungsladen stehen, machte kurzen Prozess mit dem billigen Schloss und nutzte seine Kräfte, um das Alarmsystem abzuschalten. Er suchte sich einige Plastiktüten und bewegte sich durch die Dunkelheit, um sie mit Kleidung zum Wechseln für Harley und sich selbst zu füllen. Außerdem besorgte er ein Nachthemd, denn Harley würde zweifellos darauf bestehen, eines zu tragen.
Er stand einen Augenblick zögernd vor der zarten Unterwäsche und wählte dann ein Sportbustier und einen dazu passenden Slip statt der seidenen Tangas aus. Harley würde ihn im Schlaf mit dem Tanga erdrosseln, wenn er ihn ins Motel
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