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Während die Welt schlief

Während die Welt schlief

Titel: Während die Welt schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Abulhawa
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die mich hübsch finden«; »Möge Gott dein Leben verlängern«; »Möge Gott immer deine Gebete erhören«; »Möge die nächste Mahlzeit, die du für uns zubereitest, zur Feier der Hochzeit deines Sohns/des Schulabschlusses deiner Tochter/ der Genesung deiner Mutter genossen werden« und so weiter, eine unendliche Kette von gebetsähnlichen Komplimenten. In dieser Kultur war ich aufgewachsen, daher hielt ich ein einfaches »Danke« für einen ungenügenden Ausdruck, der meine Stimme kleinlich und undankbar klingen ließ. Ich bestaunte die Stadt. Lange Bänder aus Asphalt schlängelten sich unter den Autos durch – so viele hatte ich noch nie zuvor gesehen. Reihenhäuser, Fabriken und Lagerhallen thronten über der Fernstraße, und Smog verwischte die gedrängte Skyline von Philadelphias Zentrum. Der Geruch der Stadt drang ins Auto ein. Die Käsesteaksandwiches der Straßenverkäufer, die fettigen Pommes frites, die Dieselschwaden der Lkws und die Auspuffgase der Autos hießen meine Nase auf kernige Art willkommen. Es roch wie der unwiederbringliche Verlust der weißen Madonnenlilien, die auf den Lehmböden Palästinas wuchsen, wie die Trauer um die Hennasträucher meines Landes, deren wohlriechende, dichte Blüten jeden Frühling in
wahren Farbexplosionen von Gelb und Weiß hervortraten, zart und feurig zugleich.
    Lisas Mutter, Angela Haddad, sprach leise, als sie mir das Museum of Modern Art, die Statue von William Penn, die City Hall, die Independence Hall und weitere Sehenswürdigkeiten zeigte, die mir rein gar nichts bedeuteten. Sie hielt sich kerzengerade und hatte die Finger fest um das Lenkrad ihres Mercedes gelegt, als sie uns durch die Stadt fuhr. Sie strahlte eine Eleganz aus, die von nichts zu durchdringen war. Obwohl sie außerordentlich großzügig und freundlich zu mir war, konnte ich in ihrer Gegenwart nicht richtig entspannt sein.
    »Mom, kommt Dad diese Woche nach Hause?«, fragte Lisa ihre Mutter.
    Lisas Vater lebte mit seiner Freundin zusammen und besuchte seine Familie gelegentlich. Ich fand dieses Arrangement ziemlich komisch, bis ich ihn traf. Er war groß, draufgängerisch und ein Parvenü, denn er hatte eine reiche Erbin geheiratet: Angela. Er hatte ihr Geld dazu benutzt, Frauen hinterherzustellen, bevorzugt in den teuersten Herrenclubs von Philadelphia. »Ist sie das neue Projekt deiner Mom, Süße?«, fragte er Lisa und nickte mit dem Kopf in meine Richtung. An diesem Abend war er vorbeigekommen, um seine Tochter »auszuführen«.
    »Das ist Amal, Dad«, antwortete sie peinlich berührt.
    »Hallo, Omar. Ich heiße Milton Dobbs.« Er streckte mir die Hand hin, und ich ergriff sie. »Das ist es, was ich an deiner Mutter so liebe, Süße, sie versucht ständig, die Welt zu retten. Darum habe ich sie ja überhaupt geheiratet«, sagte er so laut, dass Angela ihn hören konnte, die hinter dem Küchentresen stand und ihn weitgehend ignorierte.
    »Nein, du hast mich wegen meines Geldes geheiratet«, entgegnete Angela trocken und völlig ungerührt.

    »Ich bin mir nicht sicher, ob er diese Woche kommt oder nicht, mein Schatz«, sagte Angela und erklärte mir weitere bedeutende Gebäude. »Und das, Amal, wird dein Zuhause für die nächsten drei Wochen sein, oder für länger, wenn du möchtest«, schloss sie, während sie das Auto in die lange, halbkreisförmige Einfahrt steuerte.
    An der Tür gingen mir fast die Augen über, als mir die enorme Größe des Hauses bewusst wurde – so etwas hatte ich mir nicht mal im Traum vorstellen können. Das Geld quoll aus allen Mauerritzen, in jedem der übergroßen, makellosen Zimmer, und ich konnte kaum glauben, dass Lisa und ihre Mutter ganz alleine, nur mit Teilzeit-Haushaltshilfen, auf dieser riesigen Fläche lebten.
    Wenn ich an meine erste Nacht in den Vereinigten Staaten zurückdenke, erinnere ich mich am deutlichsten daran, wie es war, zum ersten Mal in meinem Leben in einem richtigen Bett zu schlafen. Nicht auf einer Matte oder einer Lagerstatt. Auf einem weichen Meer aus Leinen und Daunen, das meinen Jetlag in sich aufnahm, streckte ich die Glieder aus. Über dem Bett hatte Lisa ein Poster aufgehängt, das einen Mann mit einer glänzenden Lederjacke und ebenso glänzenden Haaren zeigte. Seine Jacke war weit geöffnet und wirkte auf ironische Art verführerisch. Lisa war vernarrt in ihn, das verriet sie mir. Sie nannte ihn »the Fonz«. An der Wand lehnte ein Geschenk für mich: ein himmelblaues Schwinn-Fahrrad, Baujahr 1973. Während der

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