Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
Vom Netzwerk:
meiner Mutter versetzte mich in
Panik. Sie hörte mir nicht zu. Ich wurde lauter, meine Stimme klang kreischend schrill. »Kunststudierende aus der ganzen Welt nehmen daran teil! Ich habe mich gegen Hochschulabsolventen durchgesetzt! Mom!«
    »Werde ja nicht laut gegenüber deiner Mutter«, sagte Daddy, sich von seinen Dateien abwendend. Das war gefährliches Terrain, Daddy bei der Arbeit zu stören ...
    Doch diesmal konnte mich nicht einmal seine Missbilligung zum Schweigen bringen. »Ihr versteht das nicht! Das ist der renommierteste Preis überhaupt für junge Künstler! Er bedeutet weltweite Anerkennung! Ich könnte noch dieses Jahr meine ersten Bilder verkaufen.«
    »Du bist noch nicht einmal sechzehn, Rose«, sagte Mom. Das stimmte nicht, aber das wusste sie nicht. »So viel öffentliches Aufsehen wäre nicht gut für dich in dieser Lebensphase.«
    »Ich wäre längst sechzehn, wenn ihr mich nicht ständig in die Stase-Röhre sperren würdet!«, schrie ich, über mich selbst erstaunt.
    Mom erhob sich tatsächlich von ihrem Stuhl. Sie stand sonst nie auf, wenn sie mit mir sprach. »Wage es ja nicht, mich anzuschreien, junges Fräulein«, sagte sie in einem leise drohenden Ton.
    »Bitte!«, sagte ich und fing an zu weinen. Ich war vollkommen verzweifelt. »Bitte nehmt mir das nicht weg!«
    Moms Gesicht wurde spitz, und sie blickte zu Daddy hinüber. »Meinst du nicht auch, sie regt sich zu sehr auf?«
    Oh nein. Sie würde doch nicht ... Doch. Ich sah es ihr an. Für einen Moment schloss ich die Augen, beugte mich dem Unvermeidlichen.
    Mr. Sommers’Worte hallten in meinem Kopf wider. Ein volles Stipendium für die Hiroko-Kunstakademie.
    »Nein«, sagte ich, unterdrückte die Tränen und versuchte,
ruhig zu klingen. Ich richtete mich gerade auf und gab mich erwachsen. »Ich bin nicht überreizt. Diese Sache ist nur sehr wichtig für mich.«
    Daddy runzelte die Stirn. »So wichtig, dass du deswegen ungezogen zu deiner Mutter sein musst? Dich deinem Vater widersetzt? Wir lieben dich. Wir wollen nur dein Bestes. Sag mir, dass du das weißt, Rose.«
    Woher dieses plötzliche Zögern kam, wusste ich nicht. Ich kannte die Antwort, sie war Routine. »Ich weiß es, Sir«, sagte ich schließlich in meine sich überstürzenden Gedanken hinein.
    »Was weißt du?«, beharrte er.
    »Ich weiß, dass meine Eltern nur mein Bestes wollen, Sir«, flüsterte ich.
    »Gut«, sagte Daddy. »Ich denke dennoch, dass du dich wegen dieser Geschichte zu sehr aufregst. Jackie, warum legst du sie nicht hin, beruhigst sie, und dann sprechen wir beide darüber.«
    »Gute Idee. Komm mit, Rose.«
    Ich seufzte. Ich hasste es, wenn sie das taten. Sie waren noch nicht einmal weg, und ich verlor trotzdem schon kostbare Stunden mit Xavier. Heute Abend würde es kein Gourmetmahl geben. »Wie lange?«, fragte ich, als Mom mich in die Stase-Röhre bettete.
    »Nur ein, zwei Tage, Schätzchen«, sagte sie. »Wir müssen das besprechen. Bleib ganz ruhig.«
    »Okay«, sagte ich, legte mich brav hin und ließ all meine Enttäuschung von der Stasis hinwegspülen. Ich wusste jetzt schon, wie sie entscheiden würden.
    Als ich die Augen aufschlug und Åsa vor mir stehen sah, war ich kaum überrascht. Mom und Daddy waren abgereist, ohne sich von mir zu verabschieden. So war es einfacher, sagte ich
mir, besser, als sich vergeblich mit ihnen zu streiten. Solange sie nicht dahinterkamen, dass Åsa mich immer wieder herausließ. »Danke«, sagte ich. »Wie lange war ich weg?«
    Åsa schürzte die Lippen. »Zwei Wochen. Sie sind gestern Abend nach Australien abgereist.«
    Ich nickte. Das war nicht das erste Mal, dass sie mich einfach in Stasis gelassen hatten, bis ein strittiges Ereignis vorbei war. Eine Geburtstagsparty, auf die sie mich nicht gehen lassen wollten, oder ein Schulausflug, an dem ich ihrer Ansicht nach nicht teilnehmen sollte. Mit Sicherheit hatten sie vor, mich in Stasis zu belassen, bis die Preisverleihung vorbei und vergessen war. Normalerweise nahm ich so etwas einfach hin.
    Diesmal nicht.
    »Wo ist Xavier?«, fragte ich.
    »In der Schule«, sagte Åsa. »Ich warte immer ein paar Stunden, nachdem sie weg sind, für den Fall, dass sie etwas vergessen haben und noch mal zurückkommen. Das ist auch gut so, sonst hätten sie uns schon ein paarmal erwischt.«
    Ich lächelte unfroh. »Ist schon gut. Ich sollte ohnehin erst einmal etwas essen, bevor ich mit ihm spreche.«
    Åsa schien herauszuhören, dass ich nicht nur einfach Sehnsucht nach meinem

Weitere Kostenlose Bücher