Während ich schlief
worden war.«
»Und heute wünscht jeder, er hätte das nicht getan.«
»War es zu schwierig, frisches Saatgut heranzuschaffen, als die Bevölkerung so zurückgegangen war?«
»Na ja, das hat es nicht besser gemacht. Aber nein, das Problem lag in einer unerwarteten Mutation. Das ist der eigentliche Grund, weshalb die Gentechnik verboten worden war, weißt du. Unterm Strich überwiegen die Risiken die Vorteile. Sie ist einfach zu gefährlich. Das Terminator-Gen wanderte nämlich in den Blutkreislauf und schädigte den menschlichen Organismus. Besonders den männlichen. Es führte zu sehr kurzlebigen Spermien, mit einer Lebenserwartung von ein bis zwei Stunden. Wenn also ein Typ nicht sehr regelmäßig abspritzte, starben die Spermien, und er ejakulierte Luschen. Und selbst wenn sie lebten, musste die Eizelle der Frau schon reif und hechelnd am Gebärmutterhals warten, sonst hatte kein Spermafaden eine Chance, es zu erreichen, bevor er seinen Grabgesang anstimmte.«
Das war alles so schrecklich und makaber, und doch musste ich lachen. Ich hatte recht gehabt: Es war leichter, diese Dinge zu verarbeiten, wenn ich sie von einem Freund hörte.
Bren zuckte mit den Achseln. »Niemand klickte es vor dem Ausbruch der Pest. Die Leute bekamen immer später Kinder, und daher war es nicht weiter überraschend, dass Frauen zwischen achtunddreißig und fünfundvierzig in dem kurzen Zeitfenster, das sie sich zugestanden, nicht mehr schwanger wurden. Doch nach so viel Tod fanden es alle nur richtig, Kinder zu bekommen, und auf einmal stellte sich heraus, dass die meisten dazu nicht in der Lage waren. So viele waren gestorben, und nun vermehrte sich die überlebende Bevölkerung zu gering. Der Killermais war in die allgemeine Nahrungsversorgung eingegangen und vermischte sich mit allem, war also überall. Er wurde an das Vieh verfüttert, das sich somit auch nicht fortpflanzte, was zu noch mehr Nahrungsmangel führte.« Bren schüttelte den Kopf. »Alles ging den Bach runter. Es gab Aufstände, Kriege um Ressourcen, Kriege um Technologien. Die TB grassierte immer noch, und die Pest war ebenfalls nicht besiegt. Etwa zwanzig Jahre lang ging eigentlich gar nichts mehr.«
»Ist das jetzt alles?« »Ja, mehr oder weniger. Krieg, Hungersnot, Pest und Tod bestiegen ihre Pferde, preschten heran, spielten ein bisschen Polo und preschten wieder zurück in den Äther bis zur nächsten Apokalypse.« Er breitete die Arme aus. »Und wir sind immer noch hier.«
»Wie nur?«, fragte ich. »Wie konnte die Menschheit das alles überleben?«
»Durch Tatkraft, Anpassungsfähigkeit und die paar Menschen in jeder Bevölkerung, die immun gegen die eine oder andere Krankheit sind. Als das Schlimmste erst einmal vorüber
war, konnten sich die Leute darauf konzentrieren, den Schaden zu reparieren. Meine Großmutter musste sich künstlich befruchten lassen, um meine Mom und meinen Onkel zu bekommen, und sie brauchte, glaube ich, vier Versuche, bevor die Embryos sich einnisteten. Bin froh, dass sie’s geschafft haben, sonst wäre ich nicht hier. Mit genug Ausdauer kann alles wieder gedeihen.«
»Tja, man muss nur überleben, schätze ich«, sagte ich leise. Meine Eltern hatten nicht überlebt. Åsa auch nicht. Xavier nicht. »Ich glaube, ich kann trotzdem nicht mehr in diesen Unterricht gehen. Das heute war erst ein Überblick. Sie wird jeden Fehler und jede Tragödie noch eingehend besprechen, und das halte ich nicht aus.«
»Hm ...« Bren dachte nach. »Wie wär’s, wenn ich dich in meinen Geschichtskurs versetzen lasse? Wir sind gerade mit der Dunklen Epoche durch und fangen jetzt mit der Zeit des Wiederaufbaus an. Das wird dir vielleicht nicht so viel bringen, wenn du nicht in allen Einzelheiten klickst, wie es zu der Katastrophe gekommen ist, aber es ist weniger ... deprimierend als die Dunkle Epoche selbst. Zu erfahren, wie wir die Welt wieder aufgebaut haben und all das, meine ich.«
Ich sah ihn an. Er meinte es ernst. »Könntest du das tun?«
»Na klar. Ich frage Großvater. Er kann in dieser Schule alles bewirken.«
»Das würdest du wirklich für mich tun?«
»Natürlich.«
Ich konnte nicht anders, ich warf ihm die Arme um den Hals. Er roch nach Sandelholzseife. »Danke!«
Er umarmte mich kurz, dann ließ er mich los. »Kein Prob«, sagte er. »Ist keine große Sache.«
»Doch, ist es.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das Ganze macht dir offensichtlich
schwer zu schaffen. Ist total arktisch, glaub mir. Ich kümmere mich heute
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