Während ich schlief
mir, dass du dringend eine Extrasitzung vereinbaren wolltest.«
»Ich weiß, dass unser nächstes Treffen erst am Montag ist, aber ich kann nicht schlafen.«
»Sind die Albträume schlimmer geworden?«
»Das nicht«, sagte ich, doch ich hatte darüber nachgedacht, seit ich gestern aus der Schule nach Hause gekommen war. Es gab keinen Beweis für die Existenz des Glänzenden, abgesehen von Zaviers Erschöpfungszustand, der jedoch auch daher rühren konnte, dass er in meinem Atelier herumgetobt hatte, während ich schlief. »Na ja, vielleicht doch.« Durcheinander und übermüdet setzte ich mich auf die Couch.
»Was macht dir zu schaffen?«, fragte Mina.
»Ich ... ich dachte, ich wäre ich überfallen worden, vorgestern Nacht«, sagte ich. »Von einem glänzenden Mann mit toten Augen, der mir einen Kontrollkragen umlegen wollte ...« Ich erzählte ihr die ganze Geschichte, auch wie ich hinunter
in den Keller gerannt und in meiner Stase-Röhre eingeschlafen war. »Und als ich wieder nach oben kam, war mein Atelier verwüstet«, endete ich.
»Hast du Patty und Barry von dieser ... Erfahrung berichtet?« , wollte Mina wissen.
»Nein. Patty war furchtbar sauer, als sie aufstand und das Chaos sah, und dann musste ich zur Schule. Und als sie gestern Abend nach Hause kamen, fand ich es schon zu verrückt und zu abwegig.«
Dr. Bija nickte. »Dir ist klar, dass deine Wohnanlage eine Hochsicherheitszone ist, oder? Niemand kann unerlaubt auch nur das Grundstück betreten, geschweige denn das Haus und deine Wohnung, ohne dass tausend Alarmvorrichtungen losgehen.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Ich habe die Sicherheitsprotokolle überprüft. Danach gab es diesen Mann nicht. Außerdem werde ich in den meisten meiner Träume von irgendetwas verfolgt, nur hat sich das diesmal viel wirklicher angefühlt. Dann noch das Durcheinander im Atelier.«
»Könnte dein Hund das angerichtet haben?«
»Vielleicht. Aber ich träume doch nicht, dass mein Atelier verwüstet ist und wache dann auf, und es ist wahr.«
»Das kommt häufig vor«, erklärte Mina. »Wir hören unbewusst etwas, während wir schlafen, und bauen es in unsere Träume ein. Mich beschäftigt eher die Möglichkeit, dass du schlafwandeln könntest. Ist so etwas schon einmal vorgekommen?«
»Nein. Früher hatte ich auch nie richtige Albträume. Aber gestern Nacht habe ich mich so gefürchtet, dass ich die ganze Zeit wachgeblieben bin.«
Dr. Bija nickte. »Ich werde dir ein Rezept für ein Schlafmittel ausstellen lassen, etwas Mildes, das nicht abhängig macht.
Nimm es trotzdem nur, wenn du wirklich nicht einschlafen kannst, so wie gestern. Weißt du, wer dein Hausarzt ist? Ich muss es von ihm verschreiben lassen.«
»Nein«, sagte ich.
»Dann werde ich Mr. Guillory kontaktieren. Er sollte es wissen.«
»Müssen Sie über Mr. Guillory gehen?« Er war mir immer noch nicht geheuer.
»Ich werde ihm nichts davon sagen«, versprach Mina. »Aber ich kann das Mittel nicht selbst verschreiben.«
Ich seufzte. »Okay. Rose, der schräge Vogel, wird noch schräger.«
Mina lachte. »Hältst du dich wirklich für einen schrägen Vogel?«
»Wie würden Sie einen Teenager nennen, der hundert Jahre alt ist?«
»Ich glaube, du bist erst achtundsiebzig«, entgegnete Mina, und ich merkte, dass ich zu viel gesagt hatte. Erst vor ein paar Tagen war mir nämlich bewusst geworden, dass genau ein Jahrhundert seit meiner Geburt vergangen war, als Bren mich aufgeweckt hatte. Ein Jahrhundert und fast sieben Wochen nun. Es gab ein paar Dinge, von denen Dr. Bija besser nichts erfuhr.
Ich träumte nicht mehr von dem Glänzenden und schlafwandelte meines Wissens auch nicht. Die Pillen, die Dr. Bija mir schickte, halfen ein bisschen gegen die Albträume. Vielmehr halfen sie mir, wieder einzuschlafen, wenn ich einen gehabt hatte.
Ich ging weiter zur Schule, die ich unverändert schrecklich fand. Auch mit der Physiotherapie machte ich weiter, die endlich anschlug. Irgendwann war ich so weit, dass ich nach der Schule einen schönen langen Spaziergang mit Zavier unternehmen
konnte, ohne dass meine Muskeln ihren Dienst verweigerten, auch wenn schnelles Laufen immer noch nicht drin war. Ich machte mit meiner Kunst weiter, die erstaunlich viel besser gelang als je zuvor – zweiundsechzig Jahre Stase-Träume waren anscheinend nicht ganz umsonst gewesen. Ich ging weiter einmal wöchentlich zu Dr. Bija. Und ich beobachtete Bren weiter, beinahe gegen meinen Willen.
»Hast du mir heute
Weitere Kostenlose Bücher