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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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all der Dinge, die von Xavier stammten. Das erkannte ich jetzt. Sein Einfluss war überall. Die Gemälde, die Landschaften, die an meine eigenen erinnerten. Mein wiedererstandenes Schlafzimmer. Mein Atelier. Das Prisma. Ich schloss die Augen.
    Warum hatte er die Wohnung meiner Eltern gekauft? Wirklich aus Sehnsucht nach mir? Warum hatte er nicht im Keller nachgesehen? Warum hatte er nicht jeden wachen Moment damit zugebracht, überall nach meiner Stase-Röhre zu suchen? Und wenn er das nicht wollte, warum hatte er mich dann nicht einfach vergessen? Warum musste er mich nun als halber Geist verfolgen?
    Ich hatte meine Eltern verloren, ich hatte mein Zeitalter verloren, und nun hatte ich sogar meinen Traum von meinem verblichenen Liebsten verloren. All meine Trauer um ihn kam wieder hoch, unverarbeitet, und es tat schlimmer weh als zuvor das Herunterschlucken.
    Ich wollte nicht, dass die Sonne aufging. Ich wollte nicht,
dass die Welt sich weiterdrehte. Ich wollte, dass der ganze Planet in Stasis versetzt wurde, bis ich alles aufgeholt hatte.
    Ein vertrautes Klingeln ertönte aus der Nähe des Armaturenbretts. Ding, ding ... ding, ding ... ding, ding  ...
    Ich nahm mich zusammen und kroch zu der schattigen Ecke, aus der das Geräusch kam. Es war mein Notescreen. Wie war der denn dorthin gekommen? Dann fiel mir ein, dass ich ihn hier vergessen hatte, als ich aus der Schule geflohen war, an dem Tag, nachdem ich Bren Avancen gemacht hatte.
    Ding, ding ... ding, ding ... Ich klappte den Screen auf.
    Er war bereits mit einer Seite vernetzt. Ich öffnete sie.
    ROSE! ANTWORTE ENDLICH, VERSENGT! WENN DU DICH WIEDER IN DIE STASIS VERDRÜCKT HAST, STELLE ICH ALLES AUF DEN KOPF, UM DICH ZU FINDEN UND AUFZUWECKEN! MELDE DICH!
    Schnell rief ich eine Touch-Tastatur auf, während Otto schon weiterschrieb. MACH SCHON! WO BIST DU? ICH HOFFE BLOSS, DIESES DING IST NICHT WIEDER HINTER DIR HER!
    ICH BIN HIER, unterbrach ich ihn tippend. IMMER NOCH HIER, LEIDER.
    DANK SEI JEDEM GOTT, DER JE ERFUNDEN WURDE. WO BIST DU?
    NIRGENDS, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich wusste nicht, wo ich war, und es war mir auch egal.
    JETZT MAL IM ERNST. WO?
    ICH WEISS ES WIRKLICH NICHT. SCHWEBE BLOSS EIN BISSCHEN UM COMUNITY HERUM.
    ICH HABE MIR SORGEN UM DICH GEMACHT. DU HAST GESTERN NICHT ZURÜCKGESCHRIEBEN.
    HAB ICH VERGESSEN.
    ICH HABE BREN GERADE AUF DEM HOF GETROFFEN UND IHN
GEFRAGT, OB ER ETWAS VON DIR WEISS. ER MACHT SICH AUCH SORGEN. DARF ICH IHM SAGEN, WO DU BIST?
    NEIN. DU KANNST IHM SAGEN, DASS ALLES OKAY MIT MIR IST, WENN’S SEIN MUSS.
    GUT. ER IST NACH HAUSE GEGANGEN UND HAT IN DEINER RÖHRE NACHGESEHEN, NACHDEM DU WEGGERANNT WARST. ALS DU NICHT DORT WARST, BEKAM ER ES MIT DER ANGST ZU TUN. SEINE ELTERN HABEN IHN IN DIE SCHULE GESCHICKT, ABER ER KANN SICH NICHT KONZENTRIEREN.
    ICH FÜRCHTE, DAS KRATZT MICH NICHT SEHR.
    WARTE – MR. PROKIOV HAT GEMERKT, DASS ICH MICH IM UNTERRICHT EINGELOGGT HABE. KOMME GLEICH WIEDER.
    Lange Zeit passierte nichts mehr auf dem Screen. Ich kauerte mich auf den Sitzen des Skiffs zusammen und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Unmöglich.
    Mein Screen bimmelte wieder. so, BIN JETZT IM SCHULHOF. BREN HAT MIR ERZÄHLT, WAS GESTERN NACHT PASSIERT IST.
    Darauf wusste ich nur eine Antwort. KOIT. Dann fragte ich: WIE VIEL?
    MAN KANN EINE LANGE GESCHICHTE IM KOPF ZIEMLICH SCHNELL ERZÄHLEN.
    KOIT. DARF ICH DICH BITTEN, DEINEN MORALCODEX ANZUWENDEN UND DAS NIEMANDEM WEITERZUERZÄHLEN? AUCH NICHT NABIKI, NICHT EINMAL DEINER FAMILIE? Irgendwie legte ich Wert darauf, was sie von mir dachten, und so etwas würden vielleicht sogar sie zu abgedreht finden.
    ICH SCHWÖRE ES BEIM GRAB VON 42.
    Ich war gerührt. DANKE.
    NABIKI UND ICH HABEN UNS GETRENNT.
    Ich wusste nicht, warum er mir das erzählte. WAS? WARUM?
    HM. DU WEISST, DASS SIE IMMER STARKE BESCHÜTZERGEFÜHLE MIR GEGENÜBER HATTE.

    JA.
    OKAY. ALS DU MIR GESAGT HAST, DASS DICH JEMAND UMZUBRINGEN VERSUCHT, GING ES MIR MIT DIR GENAUSO. ICH HABE DIE LETZTEN TAGE FAST NUR IM NETZ HERUMGEHACKT UND VERSUCHT, IRGENDETWAS HERAUSZUFINDEN, WAS DIR HELFEN KÖNNTE. NABIKI HAT DAS NICHT GEFALLEN, SIE MEINTE, ICH BEKÄME NICHT GENUG SCHLAF. SIE SAGTE, DU HÄTTEST GENUG LEUTE, DIE AUF DICH AUFPASSEN, UND BRÄUCHTEST MICH NICHT. ICH HÄTTE SIE FAST ... ALSO, ES WAR NUR EIN GEDANKE, ABER SIE HATTE KÖRPERKONTAKT ZU MIR IN DEM MOMENT. ICH WOLLTE SIE SCHLAGEN. DABEI BIN ICH SO WAS WIE EIN PAZIFIST UND HABE NICHT OFT SOLCHE IMPULSE, NICHT MAL BEI TYPEN, DIE MICH VERPRÜGELN,

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