Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
dafür haben wird.«
    »Hören Sie, hier wird nichts durchsucht, und wenn dem wackeren Captain das nicht passen sollte, dann braucht er gar nicht erst heraufzukommen. Wie gut kennen Sie ihn?«
    »Ich habe mich mit ihm unterhalten.«
    »Hat er gesagt, daß er die Zimmer durchsuchen will?«
    »Nein, aber …«
    » Dann wollen wir es ihm doch selbst überlassen, diesen Wunsch zu äußern. Er dürfte jeden Augenblick hier sein. Warum gehen Sie nicht jetzt und erwarten ihn unten, Mr. Tan?«
    Mit gekränkter Miene verließ Tan Yam Heng das Zimmer. Zwanzig Minuten später kehrte er mit Captain Lukey zurück.
    Der Captain war ein hochgewachsener Mann in den Endvierzigern mit leichtem Bauch, blühender Gesichtsfarbe, ergrauendem braunem Haar und einem martialischen Schnurrbart, der auf einer Seite nikotingefärbt war. Er trug die in Singapur übliche Geschäftskleidung – weiße Leinenhosen, weißes langärmeliges Hemd mit Brusttaschen und dazu eine Krawatte in den Traditionsfarben seines Regiments. Sein Umgangston war herzhaft, seine Stimme dröhnend. Mit ausgestreckter Hand kam er ins Zimmer.
    »Wie geht es Ihnen, Mr. Nilsen? Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe. Bin durch eine Verkehrsstockung aufgehalten worden.«
    »Freue mich, Sie kennenzulernen, Captain«, sagte Greg. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Captain Lukey schien die Aufforderung nicht gehört zu haben. Er lächelte breit, stemmte die Arme in die Hüften und sah sich im Zimmer um. »Na ja«, sagte er, »als ich das letzte Mal in diesem Apartment war, wohnte General Blacklock hier. Das war natürlich, ehe er Oberkommandierender wurde. Ich war eine Zeitlang sein Adjutant. Patenter Kerl, der alte Blackie.«
    »Kann ich Ihnen einen Drink anbieten?« fragte Greg.
    »Sehr nett von Ihnen. Ich nehme einen Stengah, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Das ist Scotch und Soda, nicht wahr?«
    »Wenig Scotch, viel Soda. Bei diesem Klima muß man seine Nieren spülen.«
    »Ach so, ich verstehe.« Greg fiel es schwer, Captain Lukeys Akzent richtig einzustufen. Unter dem Bühnenenglisch klang noch eine andere Mundart mit, deren Herkunft er nicht feststellen konnte. Colonel Soames hätte ihm sagen können, daß man in Liverpool so spricht.
    »Wissen Sie«, sagte Captain Lukey, »die meisten Leute sagen: erst die Arbeit, dann das Vergnügen.« Er setzte sich schwerfällig. »Ich selber habe das nie verstehen können. Aber schließlich reden die Leute viel daher, ohne je darüber nachzudenken. Kleine Geister, das über ein paar Faustregeln kommen sie nie hinaus. Die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Ist die Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks eine Gerade?«
    »Das ist sie.«
    »Und die beiden Katheten zusammen sind länger?«
    »Ja.«
    Captain Lukey warf ihm einen schlauen Seitenblick zu. »Und doch ist das Hypotenusenquadrat gleich der Summe der beiden Kathetenquadrate. Wie erklären Sie das?«
    »Euklid hat das durchaus befriedigend erklärt.« Greg goß noch etwas mehr Sodawasser in den Drink des Captains. Er fragte sich, ob der Mann wirklich so nüchtern war, wie er zunächst gewirkt hatte.
    »Euklid!« Der Captain lachte kurz auf, als hätte Greg irgendeinen längst abgeschriebenen gemeinsamen Bekannten erwähnt, und blickte über die Schulter zu Tan Yam Heng zurück. »Mit solchen Dingen haben Sie sich wohl niemals abquälen müssen, was, Tan?«
    »Ich verstehe nicht.« Tan Yam Heng hatte sich an der Tür postiert und wirkte wie irgendein Chargenschauspieler in einem Kriminalstück.
    Der Captain betrachtete ihn mit Widerwillen. »Kann ich mir denken, daß Sie nichts davon verstanden haben. ›Kürzeste Verbindung ‹ , vielleicht; ›gerader Weg‹, daß ich nicht lache.«
    »Wollen Sie mich beleidigen, Captain?«
    » Ich? Unsinniger Gedanke.«
    Greg hatte die Drinks jetzt gemixt und ging zu den beiden hinüber.
    »Wollen wir vom Geschäft sprechen?« fragte er. Seiner Stimme war eine Spur von Ungeduld anzumerken, die er nicht ganz verbergen konnte.
    Captain Lukey schmunzelte. »Das habe ich gern«, sagte er. »Amerikanisches Tempo. Okay, Bruder, wo fangen wir an? Sie bestimmen.«
    Er sprach jetzt mit einem Akzent, den er offenbar für amerikanisch hielt.
    Greg lächelte. »In Ordnung. Soweit ich verstanden habe, sind Sie an Handfeuerwaffen und Munition interessiert. Hat Mr. Tan Ihnen eine Liste von dem Zeug gezeigt, das ich hier unter Zollverschluß habe?«
    »Ja « , sagte Captain Lukey.
    » Hat er

Weitere Kostenlose Bücher