Waffenschwestern
in Stimmung«, sagte sie. Sie konnte ihm die Sache mit Barin nicht erklären oder sich auf eine
vorangegangene Beziehung berufen, jedenfalls jetzt noch nicht.
»Falls du je in der Stimmung bist, sag es mir«, bat Vericour.
»Ich bin sogar bereit, auf alles zu schwören, was dir gefällt, dass es nicht nur Heldenverehrung ist.«
Sie lachte in sich hinein und verblüffte sich damit selbst.
»Das hatte ich auch nicht gedacht«, versetzte sie.
Er grinste sie erneut an, machte jedoch keine weiteren
Avancen. Das war es, wovon alle Handbücher behaupteten, dass es eintreten würde, aber Esmay hatte sich noch nie damit auseinander setzen müssen. Sie verspürte leichtes Erstaunen darüber, dass die Handbücher Recht hatten.
Wenige Tage später erzielte ihre gemeinsame Präsentation die beste Note der ganzen Klasse. Anschließend schlug Vericour vor, zur Feier des Tages in Q-Town, dem kleinen Haufen aus Handelsniederlassungen direkt vor den Toren, einen trinken zu gehen. »Du bist ganz bestimmt ein Glücksbringer«, fand er.
»Ich hoffe, dass wir auch in E und A ein Team bilden. Es heißt, niemand würde es je durch die ganze Feldübung schaffen, ohne 47
gefangen genommen zu werden, aber dir könnte es glatt
gelingen.«
»Ich bezweifle es«, sagte Esmay. »Die Ausbilder kennen das Gelände in-und auswendig. Wie Eingeborene.«
»Naja – mit dir zusammen würde es auf jeden Fall mehr Spaß machen. Also, kommst du mit?«
»Nein – vergiss nicht, dass ich Zusatzunterricht erhalte, und ich habe morgen die Abschlussprüfung in Administrative
Verfahren.«
»Mein Mitgefühl.« Vericour verneigte sich kunstvoll, und Esmay lachte. Was sollte es, dass er nicht Barin war –es machte trotzdem Spaß, ihn um sich zu haben. Sie kehrte in die
Unterkunft zurück und vergrub sich in Administrative
Verfahren, bis lange nach dem Zeitpunkt, an dem sie
üblicherweise zu Bett ging.
Am nächsten Morgen stellte sie überrascht fest, dass Brun Meager mit zum Frühsport antrat. Beim Laufen gesellte sie sich an Esmays Seite.
»Hallo – ich bekomme Sie kaum jemals zu sehen.« Sie wirkte überhaupt nicht atemlos.
»Ich habe einen schwierigen Stundenplan«, sagte Esmay.
Anders als viele andere hatte sie Spaß am Laufen, aber zu dem, was ihr daran Freude machte, gehörte es, in einen meditativen Zustand zu versinken.
»Das ist mir aufgefallen. Das hier war die erste Gelegenheit, etwas mit Ihnen gemeinsam zu machen, aber ich nehme auch an Ihrem Kurs in Entkommen und Ausweichen teil.«
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»Sie?« Esmay blickte zu ihr hinüber. Brun war größer als sie; sie lief mit raumgreifenden Schritten dahin, als könnte sie ewig rennen wie ein Ausdauerpferd.
»Naja – falls jemand hinter mir her ist, muss ich lernen, wie ich entkommen kann.«
»Das denke ich auch.« Sie könnte aber auch lernen, sich ihrem Sicherheitspersonal anzuvertrauen, wie sie es eigentlich tun sollte, und damit aufhören, gefährliche Situationen aufzusuchen. Aber es lag nicht an Esmay, ihr das zu sagen.
»Und ich wollte Sie bitten, falls wir die Gelegenheit dazu erhalten, ob ich dann zu Ihrem Team gehören kann.«
Toll! Genau das, was Esmay noch fehlte, ein verdorbenes reiches Mädchen in ihrem Team. Esmay sah sie erneut an und tadelte sich selbst. Brun war vielleicht verdorben, aber sie war auch bereit, zu arbeiten und zu lernen – nicht jedes reiche Mädchen hätte sich um diese Uhrzeit aus dem Bett gekämpft, um mit einem Haufen brummiger Soldaten Sport zu treiben.
Admiral Serrano hatte sie gefördert; das musste etwas bedeuten.
Gerüchte wollten wissen, dass Brun auch im Unterricht keinerlei Privilegien einforderte.
»Ich weiß nicht, ob wir die Gelegenheit erhalten«, sagte Esmay. »Aber falls es sich als möglich erweist, bin ich einverstanden.«
»Falls Sie mal Lust haben, könnten wir auch zusammen in die Stadt gehen«, sagte Brun mit beinahe wehmütigem Unterton.
»Keine Zeit«, sagte Esmay. Sie fand die Q-Town völlig
uninteressant; wenn sie schon nicht mit Vericour hinging, dann ganz gewiss nicht mit einer Zivilistin.
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»Gehen Sie niemals aus?«
Esmay zuckte die Achseln. »Nein – im Kasino servieren sie gute Steaks.«
»Hm. Und gute Steaks sind Ihr Verständnis von
Unterhaltung?« Darin klang eine gewisse Schärfe an.
»Nein – aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie in der Stadt viele Unterhaltungsmöglichkeiten antreffen.«
»Naja… ich gehe gern hin und wieder mit Freunden einen
trinken«, sagte Brun. »Oder
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