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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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mir: Falls Sie nicht so hart gearbeitet hätten und falls Barin nicht dort gewesen wäre – denken Sie, Sie hätten in Brun irgendwas entdeckt, das Sie gemocht hätten?«
    »Ja«, sagte Esmay nach einem Augenblick der Überlegung.
    »Sie konnte lustig sein – die wenigen Male, die wir ein paar Minuten zusammen verbrachten, habe ich es genossen. Ich konnte erkennen, warum andere Menschen sie so sehr mochten.
    Sie belebt einen Raum richtig, sie ist aufgeweckt - wir gehörten demselben Ausbildungsteam im Fach Entkommen und
    Ausweichen an, wissen Sie? Sie hat schnell gelernt; sie hatte gute Ideen.«
    »Gut genug, um sich aus ihrer gegenwärtigen Lage zu
    befreien?«
    »Das … weiß ich nicht. Man hat ihr nicht erlaubt, an der Feldübung teilzunehmen; das war ein Punkt, den sie mir
    vorgeworfen hat, dabei hatte ich gar nichts damit zu tun. Aber gegen einen ganzen Planeten – ich denke nicht, dass die Übung ihr da weitergeholfen hätte. Was mir Sorgen macht ist, dass die Planer des Rettungseinsatzes Bruns Charakter nicht
    berücksichtigen.«
    »Ich dachte, Ihrer Meinung nach hätte sie gar keinen …«
    Esmay winkte ab. Falls diese Frau, wenigstens diese eine Frau sich das anhörte, was sie ausgearbeitet hatte, vielleicht half es dann Brun ja. »Ich meine jetzt nicht sexuelle Moral. Ich meine ihre Persönlichkeit, ihre Art, an Dinge heranzugehen.
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    Man redet so oder hat zumindest so geredet, als wäre sie nur eine Schachfigur. Solange sie nicht tot ist, plant und tut sie auch irgendwas – und falls wir nicht wissen, was das ist, werden wir nur feststellen, dass wir mit unseren Plänen ihren in die Quere kommen.«
    »Aber die Guernesi haben gesagt, es gäbe keine Möglichkeit, mit ihr Verbindung aufzunehmen – schwangere und stillende Frauen lebten ganz abgeschieden. Außerdem kann sie nicht reden.« Trotzdem forderte Marta Esmay mit dem Blick auf weiterzureden.
    »Sie muss erfahren, dass wir sie nicht vergessen haben«, sagte Esmay. »Sie muss wissen, dass irgendjemand sie für kompetent hält…«
    »Sie hören sich an, als glaubten Sie, sie zu verstehen«, sagte Marta.
    »Sie haben sie zum Schweigen gebracht«, fuhr Esmay fort und ignorierte diese Provokation. »Das heißt aber nicht, dass sie nicht denken und handeln kann. Und – hat man Ihnen auch von den Kindern auf diesem Kauffahrteischiff erzählt?«
    Marta runzelte die Stirn. »Ich … weiß nicht. Ich denke, nein.
    Was hat das mit Brun zu tun?«
    Rasch umriss Esmay ihre neue Theorie. »Falls die Angreifer diese Kinder nicht umgebracht haben, falls sie sie mitgenommen haben, dann haben sie Brun auch mit ihnen zusammengesteckt.
    Das könnte gereicht haben, um ihren Lebensmut zu bewahren –
    vorausgesetzt, sie empfand ein Gefühl der Verantwortung diesen Kindern gegenüber. Und ich wette, dass sie Pläne für deren Rettung geschmiedet hat.«
    »Ich vermute, das ist möglich…«
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    »Um diese Erfahrung letztlich überwinden zu können, selbst wenn sie gerettet wird, braucht sie außerdem das Gefühl, selbst etwas bewirkt zu haben. Das gehört zu den Dingen, die man uns beigebracht hat, und Barin weiß es aus eigener Erfahrung … ein Gefangener, der einfach gerettet wird wie ein Stück Schmuck oder so was … hat es viel schwerer, sich wieder im normalen Leben zurechtzufinden. Brun wurde nicht nur entführt; sie wurde stumm gemacht, vergewaltigt, geschwängert. Alle
    Möglichkeiten wurden ihr versperrt. Man sollte nicht nur daran denken, sie dort herauszuholen; man sollte daran denken, sie mit etwas intaktem Selbstbewusstsein herauszuholen.«
    Marta betrachtete sie mit völlig verändertem Ausdruck. »Das meinen Sie ja ernst… das hätten Sie sich nicht ausdenken können, wenn Sie sich nicht wirklich etwas aus ihr machten.
    Gut überlegt, Lieutenant – ausgezeichnet überlegt! Und ich kann Ihnen mitteilen, dass Sie Recht haben – die Planungsgruppe denkt über keinen dieser Punkte nach.«
    »Können Sie es ihnen deutlich machen?«
    »Ich? Es ist Ihre Idee.«
    »Aber ich weiß nicht, wie ich irgendwen dazu bewegen
    könnte, mir zuzuhören. Alle sind so überzeugt, dass ich Brun Schlechtes gewünscht habe, dass mich niemand in die Nähe einer Planungskonferenz lässt, geschweige denn mich dort anhört. Falls Sie es ihnen erklären, hören sie vielleicht zu.«
    »Sie sind also nicht auf die Anerkennung aus …« Esmay
    schüttelte den Kopf. »Nein. Brun ist diejenige, die in größter Gefahr schwebt. Natürlich würde ich gern als die angesehen, der

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