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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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daran gedacht, dass sie womöglich in Esmays Klasse auf der Akademie gewesen war, bis sie das Thema zur Sprache brachte.
    »Sie kennen doch Lieutenant Suiza, nicht wahr, Ensign?« Sie sagte das, während sie die Halbzeitmeldung ihrer Wache initialisierte.
    »Ja, Sir.«
    »Ich frage mich, ob sie sich stark verändert hat«, sagte Ferradi. »Wir waren Klassenkameradinnen, wissen Sie?«
    »Nein, Sir, das wusste ich nicht.« Er fragte sich, ob sie vielleicht etwas Licht auf Esmays kürzliches Verhalten werfen konnte, aber es widerstrebte ihm, die Frage zu stellen.
    »Ich meine«, fuhr Ferradi fort, während sie mit dem
    Datenstab herumfummelte, »sie war eine so steife und förmliche Person. Nicht wirklich freundlich. Aber nach dem, was alle sagen, ist sie eine solch geborene Anführerin … also habe ich mich gefragt…«
    Winzige Alarmglocken läuteten in Barins Hinterkopf, aber das Vorderhirn war ihnen voraus. »Sie ist ganz schön förmlich, ja … aber ich glaube, es hat etwas mit ihrer Herkunft zu tun.«
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    »Oh ja!« Ferradi verdrehte die Augen. »Wir beiden waren die kolonialen Parias, wissen Sie? Ich stamme von den Halbmondplaneten – ich denke, man hat von mir erwartet, ich würde darauf bestehen, eines dieser Seidendinger mit der langen Schleppe zu tragen.« Sie flatterte und wedelte mit den Händen.
    Barin hatte keine Ahnung, was sie meinte, und sein Gesicht musste das verraten haben, denn sie lachte. »Oh – ich vermute, Sie haben gar nicht diese schlechten Abenteuerwürfel über uns gesehen. Ich denke, sie hatten die Kostüme dafür von der Alten Erde, weil natürlich niemand so was trägt. Lange fließende Kleidungsstücke, die junge Frauen vom Kopf bis zu den Zehen bedecken, aber bezaubernd im Wind flattern.«
    Barin fand keine Gelegenheit, darauf zu kommen, welches Detail die Alarmglocken erneut ausgelöst hatte, denn sie redete schon weiter, und die angenehme, leicht rauchige Stimme klang sanft und amüsiert.
    »Aber Esmay – Lieutenant Suiza – hat mir einmal erzählt, ihre ganze Familie wäre beim Militär. Sehr förmlich, sehr korrekt. Deshalb kann ich verstehen, dass sie Streit mit der Tochter des Sprechers hatte, aber nicht, wie sie als Befehlshaberin Menschen irgendwohin führen konnte.«
    Barin hatte schon den Mund geöffnet, ehe die Vorsicht ihn stoppte; er musste einfach etwas sagen. »Ich –wusste gar nicht, dass dieser Streit allgemein bekannt geworden ist.«
    Ferradi lachte erneut. »Ich wüsste nicht, wie ihn
    irgendjemand hätte geheim halten können. Es kam schließlich in den Nachrichten. Sie hat gekreischt wie eine Harpye, habe ich gehört, und der Tochter des Sprechers erklärt, sie hätte nicht mehr Moral als eine Kneipenhure.«
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    »So war das nicht!«, erwiderte Barin. Er hätte nicht erklären können, inwiefern nicht, da Esmay laut und beleidigend geworden war, aber er hatte das instinktive Bedürfnis, sie zu verteidigen.
    Ferradi musterte ihn mit einem nachsichtigen Lächeln, bei dem er sich wie ein kleines Kind vorkam. »Ist schon in Ordnung, Ensign; ich möchte Sie gar nicht auffordern, sich von einer Heldin der Flotte abzuwenden.«
     
    Er fühlte sich unwohl in ihrer Gesellschaft. Immer sah sie ihn an
    … Ein ums andere Mal blickte er auf und sah diese klaren violetten Augen und einen amüsierten Zug um die Lippen. Sie schien ihn einzuschränken, wie Esmay es nie tat. Und Brun war zwar offen an seinem Körper interessiert gewesen, hatte sich aber ohne Verbitterung zurückgezogen, als er ablehnte. Aber das jetzt…
    Er suchte die Turnhalle auf, überzeugt davon, dass er selbst Schuld hatte an dem, was immer hier geschah. Er hatte irgendetwas getan – was, darauf kam er einfach nicht –, das Ferradis Interesse fand. Er stieg in das Trainingsgerät, das er reserviert hatte, und stellte es ein. Als er die Aufwärmphase hinter sich hatte und in die Schweißphase vorgedrungen war, schweiften seine Gedanken zu Esmay ab. Sie war inzwischen Erster Offizier auf einem Spezialschiff; er konnte sie sich gut in einer Rettungssituation vorstellen … sie tat womöglich etwas Spektakuläres und errang sich damit wieder aller Welt Gunst.
    »Hallo, Ensign.« Die rauchige Stimme unterbrach seine
    Konzentration. Dort neben ihm im nächsten Sportgerät sah er Ferradi. Barin blinzelte verwirrt. Sie hatte sich nicht für dieses 238
    Gerät eingetragen; darauf hatte er geachtet. Aber jetzt wärmte sie sich dort auf, und ihr Körper wirkte in dem glänzenden Trainingsanzug, der jede

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