Waffenschwestern
Datenwürfel ein und stopfte sie wieder in das gestreifte Paket. Kevil nickte und ging zur Seitentür hinüber.
Thornbuckle betrachtete das eigene Gesicht im Spiegel,
nachdem er sich kaltes Wasser darauf gespritzt hatte. Er sah …
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erstaunlich normal aus. Blass, müde, wütend … Ja, das war er!
Nach dem Schock, dem Schmerz, meldete sich die Wut … ganz tief, und von einem Augenblick zum Nächsten brannte sie heißer. Ohne dass ihm ganz bewusst wäre, wie ihm geschah, breitete sie sich von den Schlägern, die diese jüngste Gräueltat ausgeführt hatten, zu allen aus, die dazu beigetragen hatten …
die Glutwelle lief über den Weg zurück, den Brun genommen hatte, und umriss in Flammen jede Person, die entlang dieses Weges mit Brun zu tun gehabt hatte.
Als er das Esszimmer verließ, stand er nach wie vor unter Schock … aber als er bei der Admiralität eintraf, überlegte er schon, wem er die Schuld geben konnte. Kevil, der neben ihm im Bodenfahrzeug saß, sagte nichts und versuchte nicht, den unaufhaltsamen Fortgang von Thornbuckles Zorn zu
beeinflussen.
Vor dem planetaren Hauptquartier der Admiralität erwartete ihn ein Commander … den er von den Konferenzen der
vergangenen Woche her kannte, als man über den Ersatz der bei Xavier verloren gegangenen Schiffe diskutiert hatte.
Erschrocken stellte er fest, dass Poisson der Admiralität nicht erklärt hatte, worum es heute ging – und dann wurde ihm klar, dass Poisson richtig gehandelt hatte.
Thornbuckle nickte dem Commander zu, und sobald sie das Gebäude betreten hatten, sagte er: »Es geht nicht um den Haushalt; ich muss mit dem höchstrangigen Offizier im Haus reden.«
»Ja, Sir; Admiral Glaslin erwartet Sie. Sekretär Poisson sagte, die Angelegenheit wäre vertraulich und dringlich. Aber da wir uns schon begegnet sind, hielt er es für das Beste, dass ich Sie begleite.«
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Admiral Glaslin – ein großer knochiger Mann mit hängendem Reiherhals – erwartete ihn im Vorzimmer und führte ihn ins eigentliche Büro. »Lord Thornbuckle – wie können wir Ihnen helfen?«
Thornbuckle warf das Paket auf den Schreibtisch. »Sie
können diese … Personen finden … und meine Tochter.«
»Sir?«
»Werfen Sie einen Blick hinein«, forderte ihn Kevil auf.
»Lord Thornbuckles Tochter ist entführt und verstümmelt worden …«
Der Admiral klappte den Mund auf, schloss ihn wieder fest und entleerte das Paket auf seinem Schreibtisch. Beim Anblick der Flatpics verblasste seine normale Gesichtsfarbe von Bronze zu einer reizlosen Schlammfarbe. »Wann haben Sie das
erhalten?«
»Gerade eben«, antwortete Thornbuckle.
»Es wurde vor vierundsechzig Minuten im Palast angeliefert, als Teil der täglichen Post von Hymail Express; Sekretär Poisson öffnete es, weil es mit Persönlich beschriftet war, und als ihm klar wurde, was er vor sich hatte, überbrachte er es sofort Lord Thornbuckle.« Kevil unterbrach seine Rezitation, bis der Admiral genickt hatte. »Wir saßen gerade zu Mittag. Wir haben uns auch den Datenwürfel angesehen.«
»Das Gleiche wie auf den Flatpics?«
»Der Datenwürfel enthält eine Videoaufnahme der
Entführung und offenbar eines chirurgischen Eingriffs, aber auch Tonaufnahmen von Drohungen gegen die Führung der
Regierenden Familias.«
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»Lord Thornbuckle?« Der Admiral sah ihn an.
»Ich … habe die meisten Worte nicht verstanden. Kevil hat aber wohl Recht. Ich möchte eine Kopie, sobald Sie eine hergestellt haben …«
Der Admiral sah Kevil an. »Halten Sie das für klug?«
»Verdammt, Mann! Ich bin der Sprecher; ich weiß, was ich brauche!«
»Gewiss. Ich muss Ihnen jedoch sagen … Das muss dem
Grand Admiral vorgelegt werden…«
»Natürlich. Je eher, desto besser. Sie müssen sie finden…«
Thornbuckle zwang sich, auf den Beinen zu bleiben, dem
Admiral die Hand zu schütteln, sich umzudrehen und aus dem Büro zu gehen, den glänzenden Korridoren zu folgen bis zur Tür, wo sein Wagen wartete.
Zwölf Stunden später erwachte Thornbuckle aus einem
unruhigen Nickerchen, als der Adjutant des Grand Admirals eintraf.
»Sie sind jetzt da, Mylord.«
Das Konferenzzimmer, so abhörsicher, wie ein Raum nur sein konnte, war gedrängt voll mit Offizieren. Thornbuckle erinnerte sich daran, dass die blauen Schulterstücke vom Geheimdienst waren und die grünen von der technischen Laufbahn. Am
Kopfende der langen schwarzen Tafel beugte sich Grand
Admiral Savanche vor, und am Kopfende gegenüber wartete der
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