Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel
er immerhin seit fast drei Jahrzehnten zusammen war, keine wirkliche Hilfe sein zu können.
Doch mehr als alles andere wünschte er sich, es hätte diesen letzten Streit mit Fabian nicht gegeben.
* * *
Nora hatte darum gebeten, das Gespräch außerhalb ihres Elternhauses zu führen. Selbst wenn ihre Mutter nicht im Raum war, hatte Nora die Befürchtung, dass sie etwas mitbekam. Und das wollte Nora auf gar keinen Fall. So hatte sie sich mit der Kommissarin am Südstrand verabredet, von wo aus man über den Jadebusen bis nach Dangast gucken konnte. Bei gutem Wetter jedenfalls. Bei Nebel oder Regen konnte es passieren, dass man buchstäblich ins Graue blickte. Aber das Ambiente im »Kaffeehaus am Südstrand«, der »Seenelke«, war schön, der Milchschaumberg auf dem Milchkaffee riesig und die Kuchen hausgemacht. Natürlich war es noch zu früh für Kuchen, eher die Zeit für ein Mittagessen, doch Nora hatte keinen Appetit, obgleich die Lachsbrötchen hier ganz hervorragend waren. Sie hatte sich an einen Tisch direkt am Fenster gesetzt. Mit Fabian hatte sie immer gern auf einem der alten Sofas gesessen, in denen man förmlich versank. Nora verbot sich jeden Gedanken daran.
Cora lag ruhig zu ihren Füßen. Nora wappnete sich für das, was auf sie zukam; es schien ihr, als ob die Phase der Erkundung vorbei war, sie konnte sich vorstellen, um was es bei dem Gespräch gehen würde. Die Bedienung servierte den Milchkaffee mit einem Glas Leitungswasser. In diesem Moment ging die Tür auf und ließ mit einem Schwall eiskalter Luft die beiden Kommissarinnen herein. Kurz war Nora versucht aufzustehen, blieb dann aber doch sitzen. Die wollten etwas von ihr. Nicht umgekehrt.
Die Kleinere mit der undefinierbaren Haarfarbe zwischen Schwarz und Rot beugte sich zu Cora hinunter und streichelte sie, die Größere gab Nora die Hand und setzte sich, ohne der Hündin einen Blick zu gönnen.
»Danke, dass Sie sich noch mal Zeit für uns nehmen«, sagte Christine Cordes. Nora vermutete, dass das ein Standardsatz war, denn es gab ja wohl keine Möglichkeit, sich einem solchen Gespräch zu entziehen, wenn man sich nicht verdächtig machen wollte.
»Natürlich helfe ich, wenn ich kann«, sagte sie.
»Das ist echt ’ne Süße«, sagte Oda Wagner, als sie von Cora abließ und sich Nora gegenüber an den Tisch setzte.
Nora lächelte. »Ja, sie ist wirklich ein Goldstück. Auch wenn sie teilweise meint, ihren Kopf durchsetzen zu müssen. Sie braucht eine feste Hand.«
»Genau wie Männer«, sagte Oda Wagner, und Nora lachte laut auf.
Die Kellnerin kam, nahm die Bestellung der Kommissarinnen entgegen: »Zwei Cappuccino«, und verschwand.
»Frau Brandis«, begann Christine Cordes, »es verdichten sich die Hinweise darauf, dass Ihr Freund nicht nur einmalig, sondern öfter mit Drogen zu tun hatte.«
Nora schluckte, sagte jedoch nichts.
»Vielleicht sollten wir ergänzen, dass wir nicht von harten Drogen reden, sondern dass es eher um die harmloseren Varianten geht«, schob Oda Wagner hinterher. Das machte sie Nora total sympathisch. Sie schien ein Mensch zu sein, dem nichts im Leben wirklich fremd war.
Automatisch richtete Nora sich so aus, dass ihre Körpersprache Oda Wagner als gewünschte Gesprächspartnerin definierte, doch Christine Cordes fuhr fort: »Es ist wichtig, dass wir erfahren, was genau es damit auf sich hat. Sie als Baumanns Freundin müssen doch Kenntnis darüber haben. Also bitte, keine falsche Zurückhaltung, es kann Fabian sowieso nicht mehr schützen. Im Gegenteil. Je mehr wir wissen, umso mehr Chancen haben wir herauszufinden, warum er sterben musste. Also: Seit wann handelte er mit diesen Drogen?«
»Handelte?« Jetzt war Nora total konfus. »Fabian hat doch nicht damit gehandelt. Wie kommen Sie denn auf so was?«
»Wenn er nicht damit gehandelt hat, wo ist dann das Zeug geblieben, das ihm kurz vor seinem Tod in nicht unbedingt geringer Menge geliefert wurde?«
Nora stützte den Ellenbogen auf den Tisch und fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Nase. »Also, dass er damit gehandelt haben soll, ist mir völlig neu«, wiederholte sie.
»Aber?«, fragte Christine Cordes.
Nora hätte sich lieber mit Oda Wagner unterhalten. Die schien ihr umgänglicher. Obwohl die Cordes irgendwie Ähnlichkeit mit ihr selbst hatte, so von der Kleidung und vom Stil her. Vielleicht hätte sie aber gerade deshalb lieber die andere Polizistin als Gesprächspartnerin?
»Er hat die Sachen für sich gekauft.«
»Ach, hören Sie
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