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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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Schmatzer auf die Wange. »Hast recht. Ich hab auch noch drüber nachgedacht. Da schickt uns jemand ein Foto, auf dem wir möglicherweise zwei Männer beim Geschlechtsakt oder sogar eine Vergewaltigung sehen. Es war ganz gezielt an dich adressiert, die du den Fall Fabian Baumann bearbeitest. Vielleicht ist er einer der beiden Männer auf dem Foto? Man kann zwar nicht übermäßig viel erkennen, aber ein paar Hinweise gibt es doch. Guckt mal hier, das muss ein Uniformhemd sein, man sieht die Tunnel für die Dienstgradabzeichen.«
    »Dienstgradabzeichen? Tunnel? Ich denk, du bist nicht beim Bund gewesen?«, sagte Oda erstaunt.
    »Bin ich auch nicht. Aber mein älterer Bruder. Und meine Mutter hat mich mit dem Bügeln von dessen Uniformhemden gequält. Damit ich weiß, wie das geht.«
    »Ja, man sieht auch heute noch deutlich, wie prima du bügeln kannst«, meinte Oda belustigt und spielte damit auf Nieksteits ständig verknitterte T-Shirts an.
    »Ich frage mich immerzu, warum das Bild so bearbeitet wurde, wie wir es hier vor uns sehen«, wandte Christine ein. »Ich hab das mal recherchiert, man kann mit Hilfe von Fotobearbeitungsprogrammen einzelne Figuren komplett ›freistellen‹, wie es so schön heißt. Da ist dann gar kein Hintergrund mehr zu sehen. Warum, zum Teufel, wurde der Hintergrund auf dem Foto also nicht einfach gelöscht, sondern verändert?«
    Oda blies die Luft aus wie ein schnaubendes Pferd, und Nieksteit zuckte mit den Schultern. Lemke jedoch lief zu Höchstformen auf.
    »Wir haben ja gestern schon festgestellt, dass der Absender des Fotos vermutlich eine enge persönliche Verbindung zu einer der Personen auf dem Bild hat. Ich bin ja kein Psychologe, und die Verfremdung des Hintergrunds könnte natürlich einfach ein Bestandteil des Puzzlespiels sein, das der Absender mit uns spielt. Es könnte jedoch auch der Versuch sein, jemanden in Schutz zu nehmen.«
    »Nein. Da muss ich dir widersprechen.« Das konnte Christine nun überhaupt nicht nachvollziehen. »Wenn ich den Täter schützen möchte, verfremde ich doch das Foto nicht. Dann vernichte ich es. Damit es keiner sieht.«
    »Du musst vielleicht mal die Perspektive wechseln«, sagte Lemke in seiner typischen nachsichtig-verständnisvollen Art, die, wie Christine wusste, Oda schon oft zur Weißglut getrieben hatte. »Stell dir mal vor, es geht bei der zu schützenden Person nicht um den Menschen im Vordergrund, sondern um den, der da auf dem Tisch liegt.«
    * * *
    Mit einem Gefühl, als ob ein Kainsmal auf seiner Stirn prangte und jedem zeigte: Seht her, ich bin schuldig, war Volker am Morgen an Bord gegangen. Und doch war alles so wie immer. Niemand sah ihn schräg an, niemand tuschelte hinter seinem Rücken. Das löste einen Schwall der Erleichterung in ihm aus. Nur noch vereinzelt hörte man in Gesprächsfetzen die Namen von Malte und Fabian, der Rhythmus an Bord lief wieder geregelt ab. Also war die Sache mit dem Foto kein Rundschreiben gewesen, und nur er hatte derartige Post erhalten.
    Den Umschlag hatte Volker gestern auf dem Balkon seiner Wohnung verbrannt, die Asche auf einem Porzellanteller aufgefangen und ins Klo gespült. Die Metallflächen der Speicherkarte hatte er zunächst mit einer Nadel zerkratzt, dann die Karte zerschnitten, die Reste in einen abgelaufenen Heringssalat gerührt und sie in einer Mülltonne in Voslapp, also am anderen Ende der Stadt, entsorgt.
    Niemand würde das rekonstruieren können.
    Dennoch hatte Volker die ganze Nacht wach gelegen und nachgedacht. Warum war außer dem »Eene, meene, meck«-Satz nichts weiter in der Datei gewesen? Was steckte dahinter? Vor allem: wer? Nach der ersten Panik war ihm klar geworden, dass Bild und Satz lediglich dem Zweck dienten, ihn in Angst zu versetzen. Garantiert würde es nicht bei dieser einen Nachricht bleiben. Etwas würde folgen. Wollte man ihn erpressen? Zu welchem Zweck? Geld hatte er keines.
    Der Navigationsmeister, mit dem er auf der Brücke die Einzelheiten für die Ansteuerung des Suezkanals durchging, wiederholte etwas, was er offenbar gerade schon gesagt hatte. Volker merkte, dass er dringend einen Kaffee brauchte. Er war völlig unkonzentriert und überhaupt nicht bei der Sache. »Jaja«, murmelte er, ohne zu wissen, wozu er »Jaja« sagte. Immer noch starrte er durch die regennasse Scheibe ins Grau hinaus. An der hinteren Pier lag die Fregatte »Bremen«, jenes Schwesterschiff der »Jever«, das der F122-Klasse als Namensgeber gedient hatte. Aber auch die

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