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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Wahlkampfleiter ist kaum jemals da, und außerdem kennt er sich mit Computern nicht aus.«
    Droch nickte, als ob er das gut nachvollziehen könnte.
    Die Blauäugige erinnerte sich noch an einige Konflikte, die mir bestätigten, dass Orsolics und Fischer völlig im Recht gewesen waren, als sie sich zum Fernbleiben Bellini-Kleins gratuliert hatten. Er hatte im Namen der Wahlkampfleitung Geschäfte abgeschlossen, die Werbeagentur aufgehalten, sich bei Prominenten als Chef ausgegeben und so weiter. Alles Dinge, die die Blauäugige entschuldigte: Er habe eben dafür sorgen müssen, dass etwas weitergehe.
    »Das hat schon Nero behauptet, als er Rom angezündet hat«, murmelte Droch.
    »Er wollte nichts Böses«, erwiderte die Informantin.
    »Die nicht wissen, was sie tun, sind oft am gefährlichsten.«
    »Aber er ist jetzt tot«, sagte sie. Und da war etwas dran.
    »Und privat«, sagte ich, »wissen Sie etwas über sein Privatleben?«
    Die Blauäugige sah zu Boden. »Privat?«
    »Ja, privat.« Das war doch nicht so schwer zu verstehen.
    »Wir, eine ganze Runde, waren einige Male essen. Er ist … er war ein sehr lustiger Mensch. Ich kann gar nicht glauben, dass er tot ist. Das war kein Selbstmörder. Wir waren …« Sie verstummte.
    »Wir waren …«, wiederholte Droch.
    »Wir haben uns gut verstanden, zweimal hat er mich sogar zum Postamt gefahren. Er hat gesagt, dass das nicht die Arbeit ist, die ich eigentlich machen sollte. Weil ich ja immerhin vom Fach bin. Wenn er Zeit hat, wird er mit mir Abendessen gehen, hat er gesagt.«
    »Hatte er keine Freundin?«
    »Nein«, antwortete die Blauäugige sofort.
    »Es gibt eine Frau, die ab und zu in seine Wohnung gekommen ist, immer spät in der Nacht«, sagte ich. Droch runzelte die Stirn.
    Das Mädchen blickte unsicher von ihrer Freundin zu Droch, dann zu mir und dann zu Boden.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Ich habe versprochen, es niemandem zu erzählen.«
    Droch seufzte. »Er ist tot.«
    »Also gut. Daniel hat mir etwas erzählt. Nur mir, weil er mir vertraut hat. Wer die Frau war, hat er nicht gesagt, nur, dass sie eine wichtige Person sei, die total auf ihn abfahre. Und dass er sich gar nicht hätte wehren können. Und dass es unhöflich gewesen wäre, so jemanden vor den Kopf zu stoßen. Er ist … er war … ziemlich attraktiv.«
    »Und er hat sich von seiner Gönnerin einiges erhofft, nehme ich an.«
    Die Blauäugige sah mich böse an. »So war es nicht.«
    Mehr war aus der ehemaligen Wahlkampfmitarbeiterin nicht herauszubekommen.
    Ich verfluchte meine Zusage, Wessely zu treffen. Die Schmerzen wurden wieder ärger. Und ich wäre gerne mit Droch noch eine Weile an der Donau geblieben.
    Droch setzte mich bei dem vereinbarten Biergarten ab, und ich versprach ihm noch einmal, mit dem Taxi nach Hause zu fahren und den Taxifahrer warten zu lassen, bis ich das Haustor aufgesperrt hatte. Das hätte ich ohnehin getan. Aber seltsamerweise empfand ich seine Fürsorge als wohltuend. Wie alt war Droch eigentlich? Sicher keine 60. Ich betastete mein schmerzendes Jochbein und öffnete lächelnd die Tür zum Lokal. Es war nicht ratsam, zu oft zu lächeln, signalisierte mir der Riss in der Lippe.
    Wessely stand auf, als er mich kommen sah. Ich setzte mich vorsichtig. Was war das für ein Treffen? Privat? Dienstlich? Nicht dass es da noch nie fließende Übergänge gegeben hätte, aber in meiner Situation war es gut zu wissen, woran ich war.
    »Haben Sie die Akten?«, fragte ich, bevor er etwas sagen konnte, und machte damit den Charakter des Abendessens klar.
    Wessely schüttelte den Kopf. An Schriftliches war nicht heranzukommen.
    Ich warf einen Blick auf die Speisekarte und beschloss, den Termin kurz zu halten.
    »Ihr Zusammenstoß …«, begann Wessely.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er ließ sich nicht beirren. »Waren das wirklich Handtaschenräuber? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand versucht, Ihnen die Handtasche zu klauen. Man merkt doch, dass Sie gewohnt sind zu kämpfen.«
    »Bin ich nicht.«
    »Ich meine das im übertragenen Sinn. Ich mag starke Frauen.«
    Wie ich das satt hatte.
    »War es ein Zwischenfall bei einer Recherche? Wollte Ihnen jemand einen Denkzettel verpassen? Vielleicht hatte der Überfall mit Ihrem Wahlkampfartikel zu tun.«
    »Sie scheinen das Wort Wahlkampf misszuverstehen.«
    »Vielleicht geht bloß meine Fantasie mit mir durch. Bei Ihnen …«
    »Sicher.«
    Wessely kicherte. »Vielleicht war es Orsolics. Vielleicht ist es kein Zufall, dass er wie

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