Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
menschenleer. »Getrüffelte Wachteln«, sagte Droch und seufzte. »Was soll da noch Besseres nachkommen?«
    »Ein Essen im Veneto? In meinem Lieblingslokal?« Ich stockte, bevor ich weitersprach. »Oder ein Fischmenü, von mir persönlich zubereitet?«
    »Wann?«, fragte Droch, und wir lachten. Ich nahm besäuselt wahr, wie sicher Droch fuhr. Es war ein gutes Gefühl, von ihm gefahren zu werden. Normalerweise verließ ich mich lieber auf mich. »Droch, wie alt bist du wirklich?«, fragte ich.
    »57«, antwortete er.
    »Dann werde ich schneller 40, als du 60 wirst.«
    »Wie sie kombinieren kann.«
    Droch hielt vor meinem Haus. Zweimal war er schon dagewesen. Einmal, um nach der Tasche zu suchen. Einmal, um mich von Alleingängen abzuhalten.
    »Danke«, sagte ich mit meiner dunkelsten Stimme, irgendetwas steckte mir im Hals.
    »Danke«, sagte Droch, und seine Augen lächelten.
    »Bis morgen«, sagte ich, kletterte aus dem Wagen und ging zur Einfahrt. Dann blieb ich stehen und kehrte zu Droch zurück. Er ließ das Fenster hinuntersurren. Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen raschen Kuss auf die Wange. Für einen Moment schien es mir, als wollte er mich festhalten. Aber er tat es nicht, und ich trat zurück und ging zum Haustor. Erst als ich den Schlüssel im Schloss herumgedreht hatte, fuhr er los. Er konnte nicht mehr sehen, dass ich winkte.
    Ich stellte die große Tasche mit allem, was ich von der Hütte zurückgebracht hatte, in die Küche. Für Gismo taute ich ein Stück Rindsleber auf. Als sie schnurrend zu fressen begann, setzte ich mich ins Wohnzimmer und goss mir einen Whiskey ein. Vor mich hin lächelnd, ließ ich den Abend Revue passieren. Keiner meiner Gedanken hatte mit den beiden Todesfällen zu tun. Und auch an meine Blutergüsse dachte ich nur nebenbei. Dann ging ich schlafen.

[ 10 ]
    Das liegt Ihnen doch«, sagte der Chefredakteur, und ich verzog das Gesicht. Ich sollte für das nächste Heft eine Story der besonderen Art machen. Was tun die Strohwitwen und -witwer der Wahlkampfstrategen und der Kandidaten, wie schlagen sie sich die einsamen Abende um die Ohren? Mein Gegenargument, dass Vogls Frau sich ihre Nächte auf dem Friedhof um die Ohren schlage, dass Johanna Mahlers Mann Archäologe und momentan in Ephesos sei, dass Chloe Fischers Mann bekanntlich Generaldirektor der Beste-Bank sei und mit seiner Zeit schon irgendetwas anzufangen wisse, zog nicht. Der Chefredakteur ließ von seiner Idee nicht ab. »Bei Fischer fühle ich vor. Aber keine kritischen Fragen über das Bankwesen, wenn ich bitten darf, das machen andere.« Droch grinste bloß mitleidig, als ich ihm von dem Auftrag erzählte.
    In Vogls Wahlkampfzentrale würde ich in den nächsten Tagen also nichts zu suchen haben. Vielleicht war das ohnehin besser. Wir hatten alles versucht, sollten sie einander doch umbringen.
    Generaldirektor Fischer war so, wie ich ihn aus der Entfernung bei einigen Society-Events kennengelernt hatte. Konservativ, aber gut gekleidet, freundlich und ohne die geringste menschliche Regung. Ich hatte einen viertelstündigen Termin bekommen, aber offenbar war doch nicht alles auf die Viertelstunde genau geplant. Ich musste lange in einem überdimensionalen Vorraum warten, bis ich von einem Bürodiener in Fischers Zimmer geführt wurde. Aber vielleicht gehörte das auch bloß zum Ritual. Hier war die wahre Macht zu Hause. Geld. Fischer und seine Frau. Bill und Hillary Clinton wirkten wie Waschmittelverkäufer gegen dieses Powerpaar, selbst Kennedy und seine Jacqueline hätten sich dagegen farblos ausgenommen. Professionell, gestylt, erfahren, erfolgreich, immer freundlich.
    Fischer erzählte mir über sein glückliches Privatleben und wies darauf hin, dass er in der Zeit des Wahlkampfes eben mehr Abendtermine absolviere als sonst. Er versuche jedenfalls immer, vor seiner Frau zu Hause zu sein. Denn so könne er dafür sorgen, dass sie es in den wenigen Stunden, die sie zurzeit daheim verbringe, maximal gemütlich habe. Und das sollte ich in meinem Artikel bringen? Ich würde es schreiben, warum nicht? Nach dem Wahlkampf sei eine USA-Reise geplant, verriet mir Fischer noch. Und dass er sehr stolz auf seine Frau sei. Denn sie sei eine Karrierefrau und trotzdem eine echte Frau. Ich vermied es nachzufragen, was er darunter verstand. Er ersparte mir die Antwort dennoch nicht. Er müsse oft verreisen. Und es seien weder Schmuck noch Tücher oder ähnliches, was sie als Mitbringsel besonders schätze. Es seien

Weitere Kostenlose Bücher