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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Ich habe nur einen Fünftausender. Den nehmen sie nicht in Kaffeehäusern.« Ich hoffte, dass Frau Schmidt noch nicht vom Gegenteil überzeugt worden war.
    »Dann lassen Sie mich doch die Rechnung übernehmen, das macht doch gar nichts.«
    Ich wies das empört zurück. »Aber vielleicht können Sie mir den Fünftausender wechseln.«
    Frau Schmidt konnte und nahm fünf Tausender aus ihrer Geldtasche. Ich gab ihr den Fünftausender, bedankte mich herzlich, holte den Ober und zahlte mit einem Tausender, den ich in meiner Börse gehabt hatte. Aber so genau hatte mir Frau Schmidt sicher nicht zugesehen. Wir verließen gemeinsam das Lokal, der Ober blickte mir argwöhnisch nach. Dabei hatte er Sicherheit genug. Der Armreif war von Tiffany – das Abschiedsgeschenk von Giorgio. Kaum mehr wahr.
    Einige Minuten später löste ich meinen Armreifen, das Handy und meinen Ausweis aus. »Die Aktion versteh’ ich nicht«, sagte der Ober.
    »Macht nichts. Vergessen Sie’s.« Ich gab ihm 100 Schilling Trinkgeld, und der Ober benahm sich so, als hätte er die Angelegenheit schon vergessen.
    Droch war nicht mehr in der Redaktion. Ich beantwortete die beiden Telefonanrufe, die auf meiner Liste standen, und überlegte, ob ich ihn daheim anrufen sollte. Würde er mich als aufdringlich empfinden? Unser gemeinsamer Abend war bereits weit weg. Wir hatten zwar seit damals miteinander geredet, freundlich, aber über nichts Privates. Noch war es niemandem aufgefallen, dass wir per du waren. Droch kam selten aus seinem Zimmer, und bei den Redaktionskonferenzen hatte ich in den letzten Tagen geschwiegen. Ich griff zum Hörer.
    Da kam ein Kollege herein – ohne anzuklopfen natürlich. »Bist du dir zu gut, um für jemanden einzuspringen?«, begann er.
    »Wenn du mir so kommst, schon«, erwiderte ich.
    Er grinste. »Dann anders: Mir ist was schrecklich Wichtiges dazwischengekommen, und es ist ohnehin ein Frauenthema. Und du brauchst Abwechslung zur Politik.«
    »Was?«
    »Ich bin fair und sage es gleich: Es sind nur 40 Zeilen. Damenfußball. Ein Promi-Team gegen die Mannschaft, die zurzeit an erster Stelle der Tabelle liegt.«
    »Seit wann ist Sport bei euch ein Frauenthema?«
    »Wenn Frauen spielen …« Ich hasste derartige Zuordnungen. »Ich meine, es ist auch ein Frauenthema, nicht nur Männersache.«
    »Gib’s auf«, knurrte ich.
    »Das Match findet morgen Abend statt. Und ich habe etwas schrecklich Wichtiges vor.«
    »Okay, okay. Aber ich habe bei dir etwas gut.«
    Mein Kollege nickte eifrig. »Ich werde allen erzählen, dass du immer noch ein guter Kumpel bist.«
    »Vergiss es.«
    »Ich bringe dir sofort die Unterlagen. Ich dachte mir doch, dass du bei Frauenbeinen schwach wirst.«
    Ich warf mit einem Radiergummi nach ihm. Er duckte sich, sauste aus dem Zimmer und war blitzartig wieder da. Vielleicht war es ganz gut, nicht den Anschluss zu verlieren. Irgendwann würde der Wahlkampf vorbei sein.
    Am Abend saß ich mit Droch in dessen Arbeitszimmer. Wir gingen noch einmal die Buchhaltungsdateien durch. Vielleicht gab es doch irgendwelche Verbindungen, die wir übersehen hatten. Drochs Frau hatte uns wieder Brote gebracht und war still verschwunden.
    »Will sie nicht wissen, wer ich bin?«, fragte ich.
    »Doch«, sagte Droch und starrte auf den Bildschirm. »Ich habe ihr gesagt, dass du eine junge Kollegin bist. Sie hat deine Artikel gelesen.«
    »Ich würde …« Ich brach den Satz ab, das ging mich nun wirklich nichts an.
    Ein Vergleich der Listen der Spender und der Buchhaltungslisten brachte uns keine neuen Anhaltspunkte. Ich erzählte Droch von meinen Interviews mit den Partnern und Partnerinnen der Wahlkampfmacher.
    »Karrierist«, sagte er, als ich von Generaldirektor Fischer sprach. »Keinen Stil, ein kleiner Streber.«
    »Öd, aber ganz schön perfekte Fassade«, meinte ich. »Bei dem wundert man sich, dass er nicht auch in der Politik ist.«
    »Zu schlechte Bezahlung«, meinte Droch, »dafür macht der nichts.«
    Die fünf Tausendschillingnoten hatte ich noch in meiner Tasche. Droch versprach sich nicht viel davon. »Da ist wieder einmal deine romantische Ader mit dir durchgegangen.« Er lächelte beinahe väterlich.
    Ich mochte dieses Lächeln nicht. »Das hast du auch geglaubt, bevor ich zusammengeschlagen worden bin.«
    »Hm«, sagte Droch. Das war ein wunder Punkt bei ihm. »Schmidt wird Steuer hinterzogen haben, das ist es. Wahrscheinlich hatte er ein Konto in Österreich, von dem er Bargeld abhob. Ein anonymes

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