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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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die Spannung. »Ich habe so gut gegessen wie schon lange nicht. Wenn ich recht überlege, habe ich noch nie so gut gegessen.«
    »Ich wollte eben einmal zeigen, dass auch ich meine Qualitäten habe«, sagte ich munter.
    »Das ist gelungen«, lächelte Droch. »Ab heute werde ich immer denken: Aber kochen kann sie!«
    »Was heißt aber?«, blödelte ich.
    »Und ich werde darauf achten, dass sie mir nicht abhanden kommt, weil sie könnte mich ja noch einmal zum Essen einladen. Also keine gefährlichen Ausflüge, keine Kontakte mit Schlägern und keine übertriebenen Risiken!«
    »So kümmere ich mich doch endlich einmal um Politik und nicht um schöne Leute und neue Trends. Ist das nicht erzieherisch wertvoll?«
    »Wenn das Politik ist.«
    »Genau das ist Politik. Politik pur.«
    »Politik ist, das Zusammenleben der Menschen zu ordnen.«
    »Das klingt nach Orsolics.«
    »Das muss ich mir von einem Mädchen, das meine Tochter sein könnte, nicht gefallen lassen.«
    »Da hättest du aber früh anfangen müssen.« Rasch stand ich auf, sagte »Schokomousse« und ging zum Haus.
    »Mira«, rief Droch. Ich hörte ihn näher kommen. Ich drehte mich um und sah in sein verschlossenes Gesicht. Ich war zu weit gegangen. »Ich freue mich, wenn wir beim Du bleiben«, begann er etwas gestelzt. »Aber dann muss das auch für die Redaktion gelten. Ich bin dort mit niemandem per du. Überleg es dir gut. Ich bin auch über das Sie nicht beleidigt. Vorausgesetzt«, er lächelte vage, »vorausgesetzt, ich werde hin und wieder zum Essen eingeladen. Unter Freunden.«
    Ich fühlte mich steif wie seine Rede. Die Wein-Trüffel-und-Donau-Stimmung war abgefallen. »Mir ist das mit dem Du nur so herausgerutscht. Vielleicht, weil ich mich darüber sehr freuen würde.« Jetzt redete ich auch schon so.
    »Vielleicht?«
    »Ach«, sagte ich, »Scheiße, natürlich würde ich mich freuen, und die anderen sollen doch reden, was sie wollen.«
    Jetzt lächelte Droch über das ganze Gesicht. »Auf zur Schokomousse!«, rief er.
    Ich verteilte die gekühlte dunkle Masse auf zwei Teller und garnierte sie mit frischen Himbeeren. Mir war so leicht zumute. Wunderbarer Wein.
    Wir löffelten die Schokomousse. Bittere Schokolade, vermischt mit geschlagenem Obers und einem Hauch Vanillezucker.
    »Sag mir, wo hast du wirklich so kochen gelernt?«, fragte Droch.
    »Zu viel mehr hat es eben nicht gereicht«, sagte ich. »Zuerst durch die Gastereien bei meinen Eltern. Dann habe ich einen echten bürgerlichen Haushalt geführt. Lach nicht, es ist wahr. Ich habe in Weiß geheiratet, einen vielversprechenden jungen Universitätsprofessor. Ich habe studiert und bin pünktlich um fünf daheim gewesen, um für ihn zu kochen. Irgendwie muss man sich unentbehrlich machen. Seine Freunde waren beeindruckt. So jung und so praktisch. Und dabei gar nicht dumm. Ich kann mich an die Zeit kaum mehr erinnern. Dann bin ich nach New York. Ein Mann und ein italienisches Restaurant. Keine Sorge, diesmal habe ich nicht geheiratet. Ich habe auch nicht gekocht, sondern bloß die ganze PR für das Lokal gemacht. Kochen konnte der selber. Von ihm habe ich eine Menge gelernt – was unser Thema Kochen angeht. Und seit ich wieder in Wien bin, und das sind immerhin an die zwölf Jahre, hat sich niemand für lange Zeit ein Exklusivrecht auf meine Kochkünste sichern können. Aber ich habe weiter dazugelernt. Durch meine Touren ins Veneto, manchmal auch nach Apulien oder Ligurien. Mehr oder weniger wissenschaftliche Studien, verbunden mit großen Menüs.«
    »Ich bin überzeugt, deine Männer denken heute noch an dich. Immer, wenn sie essen, dann seufzen sie vor Sehnsucht nach dir. Ganz schön raffiniert.«
    »Wirst du ab jetzt auch nach mir seufzen?«
    »Nach dir oder über dich, das ist die Frage.«
    Die herbe Schokomousse zerging auf der Zunge. Wir tranken Traminer dazu. Es war kurz vor Mitternacht.
    »Wir wollten eigentlich die Fakten ordnen, Thesen aufstellen, Strategien überlegen«, sagte ich ohne Bedauern.
    »Ich finde, es hat sich einiges geordnet«, antwortete Droch gelöst.
    Ich nickte. Der Rest würde sich finden. Oder auch nicht. Es war nicht so wichtig.
    Droch kredenzte einen alten Cognac. Wir tranken aus großen Schwenkern. Zusammenräumen würde die Frau, die sich regelmäßig um die Fischerhütte kümmerte, hatte Droch erklärt.
    Ich tappte hinter Droch zum Auto. Hinter der Fischerhütte war es dunkel.
    Beide waren wir vom Alkohol angenehm umnebelt, die Straßen waren beinahe

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