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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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ich hatte keinen Zugriff auf sein Konto. Er schmiss mir das Geld einfach hin, aber oft vergaß er es auch. Vor allem, wenn er getrunken hatte. Und er trank immer mehr. Wissen Sie, er war einmal sehr gut in seinem Geschäft. Aber er hat es nicht ausgehalten, keiner hält das aus. Die Politik hat ihn kaputtgemacht. Ging was schief, war er für alles verantwortlich. Hatte einer Erfolg, dann konnte man sich nicht mehr an ihn erinnern.«
    »Aber er galt doch auf seinem Sektor als Guru«, warf ich ein. »Medien«, sagte Frau Schmidt, und das klang nicht freundlich. »Warum sind Sie heute in Vogls Wahlkampfzentrale gekommen?«
    »Wegen gewisser Unterlagen. Georgs Mitarbeiter, der seine Firma übernommen hat, braucht einige Unterlagen. Und die hätten noch hier sein müssen. Seine Berichte, aber auch ein Strategiekonzept. Das lässt sich ja öfter einsetzen, sagt sein Partner. Ich besuche gerade meine Schwester, und da habe ich ihm versprochen, danach zu sehen.«
    »Und haben Sie die Sachen gefunden?«
    »Nein. Seltsam, nicht? Frau Fischer hat gesagt, dass er alle Unterlagen mitgenommen hat. Sie war sehr freundlich und hat mir noch eine Mitarbeiterin geschickt, damit sie mir bei meiner Suche hilft. Aber wir haben nichts gefunden.«
    Ich erzählte Frau Schmidt, dass ihr Mann am Tag seiner Ermordung alle Unterlagen abgeholt habe. Hatte die Aktentasche nicht neben ihm gelegen?
    »Das schon, aber sein Mitarbeiter sagt, dass einiges fehlt. Aber wenigstens mit Geld habe ich momentan kein Problem.«
    »Ach?«, sagte ich und dachte an das Sternchen hinter Schmidts Namen. »Wurde er von der Partei bezahlt?«
    »Von der Partei? Von welcher Partei? Nein, das glaube ich nicht. Drei Wochen vor seinem Tod brachte er einen Packen österreichischer Banknoten – alles Tausendschillingscheine – nach Hause und knallte sie mir auf den Tisch.«
    »Bargeld?«
    Frau Schmidt war irritiert. »Ja«, antwortete sie. »Er bekam öfter Bargeld, und ich denke, er hat das der Steuer gemeldet. In seinem Job darf man keine Fehler machen, hat er immer gesagt.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass das Geld nicht von Vogls Partei kam?«
    Frau Schmidt sah mich misstrauisch an. »Das müssten Sie doch besser wissen, wenn Sie dort arbeiten, oder? Er hat jedenfalls gesagt, dass das Geld direkt von euch kommt. Warten Sie, wie hat er gesagt? Ja, er hat es auf den Tisch geknallt und gesagt: ›Direkt aus der Wahlkampfzentrale der Ösis.‹ Das mit den Ösis war nicht böse gemeint.«
    »Wie viel war es?«
    »Na, Sie wollen aber alles wissen …«
    »Es geistern bei uns so Zahlen herum, und wenn Sie mir helfen, dann könnte für mich in Zukunft vielleicht mehr herausschauen, wissen Sie.«
    Frau Schmidt schluckte meine Erklärung, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie kicherte sogar etwas. »64.000 Schilling waren es, ich weiß allerdings nicht, was er davon schon weggenommen hatte. Es war für den ersten Monat, hat er gesagt, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Und haben Sie den ganzen Betrag umgetauscht?«
    »Nicht alles, weil ich meine Schwester in Wien besuchen wollte. Also ließ ich einen Teil gleich in der Geldbörse.« Frau Schmidt erzählte noch, dass sie die Alleinerbin sei, und wirkte nun weniger wie eine trauernde Witwe als wie eine, die erlöst worden war. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Nur vor den Medien habe sie Angst. Wie kam ich an einen Tausender von Frau Schmidt heran?
    Ich entschuldigte mich murmelnd und ging in Richtung WC. Als ich einen Ober sah, hielt ich ihn auf. »Ich brauche bitte Ihre Hilfe. Könnten Sie mir für eine Viertelstunde einen Fünftausender leihen?« Sein höflicher Gesichtsausdruck verschwand blitzschnell. »Bitte. Es geht um eine Wette. Ich lasse Ihnen dafür meinen Ausweis und mein Handy da.« Das Gesicht des Obers blieb verschlossen.
    »Bitte«, drängte ich.
    »Und das da«, sagte er und zeigte auf meinen breiten goldenen Armreifen.
    Dass ich daran nicht gedacht hatte. »Okay«, sagte ich und streifte ihn vom Arm.
    »Ist der aber auch echt?«, fragte er misstrauisch.
    Ich zeigte ihm die Punze. Er ging zur Kasse und gab mir einen Fünftausender. »Bis in zehn Minuten«, flüsterte ich und fragte mich einen Moment, was ich tun würde, wenn mir der Ober den Armreifen nicht mehr zurückgab. Das musste ich riskieren.
    Ich ging zum Tisch zurück, plauderte noch kurz mit der Witwe und sagte ihr dann, dass sie selbstverständlich eingeladen sei. Die Witwe bedankte sich, ich zog meine Geldtasche heraus, sah hinein und sagte: »Oje.

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