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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Abendprogramm in einem ruhigen Lokal noch einmal alles mit mir durchzureden. Aber die ruhigen Lokale hatten in Graz nach 22 Uhr schon geschlossen. Und in die wenigen lauten, übertrieben großstädtischen wollten wir beide nicht. Also landeten wir in der Hotelbar und tranken irischen Whiskey. Ich war überdreht, Droch müde. Er ließ es sich nicht nehmen, mich bis zu meinem Zimmer zu begleiten. Sicherheitsmaßnahme. Wie in einem alten amerikanischen Film. Bloß dass er neben mir herrollte. Vor meiner Zimmertüre sahen wir uns an. »Du bist so lebendig«, sagte Droch.

[ 12 ]
    Am nächsten Abend war ich davon überzeugt, dass es nichts so unnötig Anstrengendes gab wie einen Wahlkampf. »Wir wollen es so«, meinte Droch.
    »Wir?«
    »Glaubst du, dass er es machen würde, wenn wir ihn nicht begleiteten?«
    Die letzten 200 Kilometer schlief ich. Ich wollte Droch zwar munter halten, aber irgendwann schlief ich ein. Einmal wachte ich kurz auf und sah blinzelnd zu Droch. Er schien es zu genießen, ohne Konvoi über die Autobahn zu fahren. Kaum langsamer, aber in seinem eigenen Tempo.
    Wieder einmal lieferte er mich zu Hause ab. Ich gähnte.
    Ich war gerade auf dem Weg vom Badezimmer zum Schlafzimmer, als das Telefon läutete. Droch, dachte ich. Offenbar hatte ich wirklich zu viele alte amerikanische Filme gesehen.
    »Frau Valensky?«, sagte eine männliche Stimme. Ich war alarmiert. Ich hatte den Schlüssel zweimal im Schloss umgedreht und sogar – was ich bis vor einigen Wochen noch nie getan hatte – die Sicherheitskette vorgelegt.
    »Sie haben gesagt, wir sollen Sie anrufen, wenn etwas Seltsames passiert.«
    »Joe?«, fragte ich.
    »Nein, Stefan.«
    »Was ist los?« Ich wollte nur schlafen.
    »Orsolics kam um Mitternacht in die Parteizentrale. Wir haben auf ihn gewartet. Dann wurde er angerufen, und er hat gesagt, dass er noch einmal ins Wahlkampfbüro muss und wir heimgehen sollen. Das ist doch seltsam?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Lassen Sie aber Orsolics in Ruhe, er ist okay. Sonst … Sie wissen …«
    »Wenn er okay ist, passiert ihm nichts. Danke. Und gehen Sie heim.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Wollen Sie gerne noch tiefer hineingezogen werden?«
    »Okay.«
    Ich schien einen Treffer gelandet zu haben. Oder das Ganze war eine Falle.
    Verdammt, mein Auto war beim Service, und U-Bahnen gingen keine mehr. Taxi? Jeder Taxifahrer würde es sich merken, wenn er jemanden mitten in der Nacht zu Vogls Wahlkampfzentrale fahren würde. Und einige Straßen davon entfernt aussteigen? Zu gefährlich. Wir hätten einen Plan erarbeiten sollen. Aber niemand, auch ich nicht, hatte daran geglaubt, dass die Schläger mitarbeiten würden.
    Ich läutete Vesna aus dem Bett. Einsatz mit dem Motorrad. Ich würde mich eben überwinden müssen. Etwas Besseres fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Vesna nahm auch ihre Kinder auf der Maschine mit, es konnte also nicht so gefährlich sein. Dann rief ich Droch an. Seine Frau meldete sich. »Mira Valensky, ist Ihr Mann da? Es ist dringend.«
    Sie antwortete misstrauisch: »Sie waren doch gemeinsam unterwegs. Er ist noch nicht da.« Verdammt, er musste doch längst schon zu Hause sein.
    »Ziehen Sie ihn bitte in nichts hinein, er ist nicht gesund.«
    Nicht gesund? Was sollte das heißen?
    »Sagen Sie ihm bitte, er soll mich sofort am Handy anrufen. Sofort.«
    Sie versprach es.
    Ich zog dunkle Jeans und Turnschuhe an, hängte mir die Tasche um und sauste nach unten. Der Bluterguss am Brustbein tat noch etwas weh, aber wen kümmerte es.
    Ich wartete in der dunklen einsamen Gasse auf Vesna. Mir war mehr als mulmig zumute. Nach einer Minute hörte ich das Motorrad. Vesna hatte einen zweiten Helm mitgebracht, den ich mir überstülpte.
    »Zum Wahlkampfbüro?«, kam es dumpf unter Vesnas Helm hervor.
    Ich nickte. »Weißt du, wie du hinkommst?«
    Vesna nickte. Ich stieg auf und hielt mich bei Vesna an. Der Lärm und die leeren Straßen. Wir würden von der Polizei gestoppt werden. Die Maschine raste über Schlaglöcher, meine Arme waren verkrampft. Vesna nahm Abkürzungen, fuhr zweimal gegen die Einbahn. Es war sinnlos zu protestieren. Ich starrte einfach geradeaus und hoffte das Beste. Eine Gasse vor der Wahlkampfzentrale verlangsamte Vesna die Fahrt. An der Ecke stellte sie die Maschine ab. Im ersten Stock brannte Licht. Es konnte das Zimmer von Orsolics sein. Einige Zimmer weiter brannte auch Licht. Es ging aus. War es das Zimmer der Schreibkraft? Dann ging das Licht im nächsten Zimmer an. Ich sah

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