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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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In dieser Beziehung habe ich mich also auch geirrt. Und ich habe mich dabei von einer höchst unangenehmen Seite gezeigt.«
    Ich merkte erschrocken, dass sie weinte. »Pam, hör zu...«
    »Seit du mich verlassen hast, haben etliche Leute mehrere unangenehme Seiten von mir zu sehen bekommen.«
    Ich habe dich nicht verlassen!, hätte ich fast gebrüllt. Und ich hatte Mühe, mich zu beherrschen. Solche Mühe, dass auf meiner Stirn plötzlich Schweißperlen standen. Ich habe dich nicht verlassen, du wolltest die Scheidung, du treuloses Mistbeet!
    In Wirklichkeit sagte ich nur: »Pam, das reicht.«
    »Aber es war so schwer zu glauben, sogar nachdem du angerufen und mir von diesen anderen Dingen erzählt hattest. Du weißt schon - von meinem neuen Fernseher. Und von Puffball.«
    Ich wollte fragen, wer Puffball sei, aber dann fiel mir ihre Katze sein.
    »Inzwischen geht’s mir besser. Ich habe wieder angefangen, in die Kirche zu gehen. Kannst du dir das vorstellen? Und zu einer Therapeutin. Bei der bin ich jede Woche einmal.« Pam machte eine Pause, dann sprach sie rasch weiter. »Sie ist gut. Sie sagt, dass man die Tür zur Vergangenheit nicht schließen, sondern nur Wiedergutmachung leisten und weitergehen kann. Das habe ich verstanden, aber ich wusste nicht, wie ich’s anfangen sollte, Wiedergutmachung bei dir zu leisten, Eddie.«
    »Pam, du schuldest mir keine...«
    »Meine Therapeutin sagt, dass es nicht darauf ankommt, was du denkst, sondern was ich denke.«
    »Ja, ich verstehe.« Das klang ziemlich wie die Pam von früher, also hatte sie vielleicht die richtige Therapeutin gefunden.
    »Und dann hat dein Freund Wireman angerufen und mir erzählt, du bräuchtest Hilfe... und er hat mir diese Bilder gemailt. Ich kann’s kaum erwarten, sie im Original zu sehen! Ich meine, ich wusste, dass du etwas Talent hast, weil du in dem Jahr, in dem Lin so krank war, diese kleinen Bilderbücher für sie gezeichnet hast...«
    »Das habe ich getan?« Ich erinnerte mich an das Jahr, in dem Melinda lange krank gewesen war; sie hatte sich eine Infektion nach der anderen eingefangen, die - vermutlich durch zu viele Antibiotika - zu einer massiven Diarrhö führten und sie für eine Woche ins Krankenhaus brachten. In dem Frühling hatte sie über vier Kilo abgenommen. Wären ihr nicht die Sommerferien - und ihre eigene Intelligenz - zur Hilfe gekommen, hätte sie die zweite Klasse wiederholen müssen. Aber ich konnte mich nicht erinnern, irgendwelche kleinen Bilderbücher gezeichnet zu haben.
    »Freddie, der Fisch? Karla, die Krabbe? Harry, der scheue Hirsch?«
    Harry, der scheue Hirsch, weckte ganz tief in meinem Inneren eine sehr schwache Erinnerung, aber... »Nein«, sagte ich.
    »Angel fand, dass du versuchen solltest, sie veröffentlichen zu lassen, weißt du das nicht mehr? Aber diese … mein Gott! Hast du gewusst, dass du das kannst?«
    »Nein. Ich habe angefangen, mir etwas Talent einzubilden, als ich draußen am Lake Phalen gelebt habe, aber daraus ist mehr geworden, als ich je für möglich gehalten hätte.« Ich dachte an Wireman blickt nach Westen und den mundund nasenlosen Candy Brown und sagte mir, dass dies vermutlich die Untertreibung des Jahrhunderts war.
    »Eddie, lässt du mich die restlichen Einladungen wie das Muster schreiben? Ich kann sie individuell gestalten, sie ein bisschen nett machen.«
    »Pa…« Beinahe hätte ich wieder Panda gesagt. »Pam, das kann ich nicht von dir verlangen.«
    »Ich will aber!«
    »Ehrlich? Dann vielen Dank.«
    »Ich schreibe sie und maile sie Mr. Wireman. Du kannst sie gegenlesen, bevor er sie ausdruckt. Er ist ein richtiger Schatz, dein Mr. Wireman.«
    »Ja«, sagte ich, »das ist er. Ihr beiden habt euch wirklich gegen mich zusammengetan.«
    »Ja, nicht wahr?« Ihre Stimme klang entzückt. »Das war aber auch nötig. Nur musst du jetzt mir einen Gefallen tun.«
    »Welchen?«
    »Du musst die Mädchen anrufen, weil sie fast durchdrehen , vor allem Ilse. Okay?«
    »Okay. Und, Pam?«
    »Was, Schatz?« Das hatte sie bestimmt gesagt, ohne groß darüber nachzudenken, ohne zu ahnen, wie sehr es schmerzen würde. Nun ja... ihr war es vermutlich nicht anders ergangen, als sie hörte, wie mein Kosename für sie aus Florida heraufkam und mit jeder Meile, die er nach Norden raste, weiter abkühlte.
    »Danke«, sagte ich.
    »Oh, bitte sehr.«
    Es war erst Viertel vor elf, als wir uns verabschiedeten und auflegten. In jenem Winter lief die Zeit nie schneller als während meiner Abende im Little

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