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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hassen. Vielleicht jenes andere Leben.
    Vielleicht nur mich selbst.
     
     
     
     
     
     
    VII
    Ifsogirl88 an EFree19
9.05 Uhr
23. Dezember
     
     
    Lieber Daddy, die Docs sagen nicht viel, aber ich habe kein gutes Gefühl in Bezug auf Grampas Operation. Kann natürlich an Mama liegen, sie besucht Grampa jeden Tag, nimmt Gramma mit und versucht »optimistisch« zu bleiben, aber du kennst sie - sie ist nicht gerade der Silberstreifen-am-Horizont-Typ. Ich möchte runterkommen und dich besuchen. Ich habe mich nach Flügen erkundigt und könnte am 26. nach Sarasota fliegen. Der Flug kommt um 18.15 Ortszeit an. Ich könnte 2 bis 3 Tage bleiben. Bitte sag Ja! Außerdem könnte ich meine Geschenke mitbringen, statt sie zu schicken. Alles Liebe …
    Ilse
    PS:
    Ich habe besondere Neuigkeiten für dich.
    Dachte ich darüber nach, oder hörte ich nur auf das Ticken meines Instinkts? Ich kann mich nicht erinnern. Vielleicht keines von beidem. Vielleicht war nur wichtig, dass ich sie gern sehen wollte. Wie dem auch sei, antwortete ich fast augenblicklich.
    EFree19 an Ifsogirl88
9.17 Uhr
23. Dezember
     
     
    Ilse, ich freue mich, wenn du kommst! Buch den Flug, und ich hole dich mit Jack Cantori, meinem privaten Weihnachtselfen, ab. Hoffentlich gefällt dir mein Haus, das ich Big Pink nenne. Noch etwas, Darling: Komm auf keinen Fall ohne Wissen & Einverständnis deiner Mutter. Wie du recht gut weißt, liegen schlimme Zeiten hinter uns. Ich hoffe sehr, dass sie jetzt vorüber sind. Ich denke, das verstehst du.
    Dad
    Ihre eigene Antwort kam ebenso schnell. Sie musste gewartet haben.
    Ifsogirl88 an EFree19
9.23 Uhr
23. Dezember
     
    Ich habe alles schon mit Mama geklärt; sie ist einverstanden. Wollte Lin zum Mitkommen bewegen, aber sie bleibt lieber hier, bis sie nach Frankreich zurückfliegen muss. Nimm ihr das nicht übel.
    Ilse
    PS: Yippie! Ich bin aufgeregt!! ☺
    Nimm ihr das nicht übel. Mir kam es vor, als hätte mein If-So-Girl das in Bezug auf ihre ältere Schwester gesagt, seit sie reden konnte. Lin will nicht zum Grillfest im Kindergarten, weil sie keine Würstchen mag... aber nimm ihr das nicht übel. Lin kann diese Art Sneakers nicht tragen, weil in ihrer Klasse niemand mehr High Tops trägt... nimm’s ihr aber nicht übel. Lin will, dass Ryans Vater sie zum Abschlussball in der Schule fährt … aber nimm ihr das nicht übel. Und wissen Sie, was das Schlimme daran ist? Ich hab’s nie getan. Ich hätte Linnie erklären können, dass ich Ilse ihr vorzog, sei ebenso Schicksal, wie Linkshänder zu sein, aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht, obwohl es die Wahrheit war. Vielleicht gerade weil es die Wahrheit war.
     
     
     
     
     
     
    VIII Ilse kam nach Duma Key, ins Big Pink. Yippie, sie war aufgeregt, und yippie, ich war es auch. Jack hatte für mich eine stämmige Lady namens Juanita gefunden, die zweimal in der Woche putzen kam, und ich ließ sie das Gästezimmer herrichten. Außerdem bat ich sie, am 26. Dezember ein paar Blumen mitzubringen. Sie schlug lächelnd etwas vor, das wie Weimanns Kackus klang. Mein Gehirn, das die hohe Kunst, Querverbindungen herzustellen, inzwischen recht gut beherrschte, war nur fünf Sekunden lang blockiert; dann erklärte ich Juanita, Ilse würde sich bestimmt über einen Weihnachtskaktus freuen.
    An Heiligabend ertappte ich mich dabei, wie ich Ilses ursprüngliche E-Mail nochmals las. Die im Westen stehende Sonne zog eine lange leuchtende Spur übers Wasser, aber bis Sonnenuntergang waren es noch mindestens zwei Stunden, und ich saß im Florida-Raum. Die Flut stand hoch. Unter mir bewegte sich mahlend der dicke Teppich aus angeschwemmten Muscheln und machte dabei dieses Geräusch, das so sehr nach Atmen oder heiserem vertraulichem Flüstern klang. Ich fuhr mit dem Daumen über das Postskriptum - Ich habe besondere Neuigkeiten für dich -, und mein rechter Arm, der eine, der nicht mehr da war, begann zu kribbeln. Der Sitz dieses Kribbelns war klar, fast überdeutlich definiert. Es begann in der Ellbogenbeuge und breitete sich spiralförmig bis zur Oberseite des Handgelenks aus. Es verstärkte sich zu einem Jucken, sodass ich nach rechts hinübergreifen und mich kratzen wollte.
    Ich schloss die Augen und schnalzte mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand. Das erwartete Geräusch blieb aus, aber ich konnte das Schnalzen spüren . Ich rieb meinen Arm am Körper und konnte auch das spüren. Ich ließ die rechte Hand, die längst im Verbrennungsofen eines

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