Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
nichts zu tun gehabt.
Als einziger Weg, ihre Rehabilitation doch noch zu erreichen, verbleibt den zwangspensionierten Steuerfahndern eine Klage auf Schadensersatz gegen das Land Hessen. Um zu beweisen, dass ihre Klage begründet ist, müssen sie sich 2012 nochmals auf ihren Geisteszustand untersuchen lassen. Als Gutachter wird der renommierte Prof. Norbert Nedopil von der Universitätsklinik München bestellt. Wie schon Jahre zuvor die Universitätsklinik Frankfurt bescheinigt auch er dem Steueramtsrat a. D. Schmenger, dass er geistig völlig normal sei. Auch bezüg lich der anderen drei Steuerfahndungsbeamten stellt er fest, dass das Gutachten des Dr. Holzmann, der sie für unheilbar paranoid erklärt hatte, falsch war.
Die fehlgeschlagene Psychiatrisierung des Kunsthändlers Eberhart Herrmann und ein CSU-Politiker
Eberhart Herrmann ist ein ausgezeichneter Jurist, vor allem aber seit Jahrzehnten Händler orientalischer und asiatischer Kunstteppiche. Auf diesem Gebiet ist er ein weltweit anerkannter Sachverständiger, der zahlreiche Bücher geschrieben hat. Zusammen mit seiner Ehefrau Ulrike, sie studierte Mathematik und Germanistik, betrieb er früher in München eine renommierte Teppichgalerie, bei der die prominenten Kunden ein- und ausgingen. Als Ulrike Herrmann 1994 dahinterkam, dass ihr Mann ihr bei beruflichen Aufenthalten in New York und London vielleicht nicht immer ganz treu war, wollte sie sich angeblich an ihm rächen. Es war der Beginn eines vielschichtigen Dramas, das wider Erwarten einen starken politischen Einschlag aufweist. Darüber berichteten in großen Schlagzeilen unter anderen 1997 der Stern , 2008 der Spiegel , 2011 die Süddeutsche Zeitung , 1998 das ZDF und der SWR .
Beobachtungen
Bei einer Teppichausstellung am 11 . November 1994 in der Galerie Herrmann bemerkt Doktor von Zerssen, emeritierter Professor für Psychiatrie, an Eberhart Herrmann, den er seit langer Zeit kennt, ein auffälliges Verhalten: einen vermehrten Redefluss und eine eigenartige Argumentation. Er informiert Ulrike Herrmann und empfiehlt ihr, sich an Prof. Jürgen Möller, den Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik Innenstadt in München, zu wenden. Das tut sie. Wenige Tage später findet sich Prof. Möller in der Galerie ein. Verdeckt durch einen Vorhang beobachtet er Herrmann eine halbe Stunde lang im Gespräch mit einer Kundin. Tags darauf äußert Ulrike Herrmann gegenüber ihrem Mann, er sei geisteskrank, habe vielleicht einen Gehirntumor, er solle sich untersuchen lassen. Sie empfiehlt ihm Prof. Jürgen Möller.
Eberhart Herrmann hat bereits selbst festgestellt, dass irgendetwas gesundheitlich bei ihm nicht stimmt. Er leidet unter verschiedenen Beschwerden wie Darmblutungen, blutunterlaufenen Stellen am Körper, sein Sehvermögen hat sich stark verschlechtert. So beschließt er, sich untersuchen zu lassen, geht aber zunächst nicht zu Prof. Möller, sondern fliegt in die Schweiz, um sich dort einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen. Auf dem Weg zum Flughafen München schneidet beim Überholen ein Fahrer Hermanns Wagen scharf und bremst plötzlich abrupt vor ihm ab. Herrmann kann einen Auffahrunfall mit knapper Not vermeiden. Doch der andere Fahrer zeigt ihn sofort bei der Polizei an; behauptet, Herrmann sei mit einer Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern auf seinen Wagen aufgefahren. Ein DEKRA -Sachverständiger stellt indessen fest, dass es zwischen den beiden Pkws keine Berührung gegeben habe. Herrmann zeigte nun seinerseits den anderen Fahrer, einen Griechen, der früher angeblich für den Verfassungsschutz gearbeitet hat, wegen Verkehrsgefährdung an. Später gelangt er zu der Schlussfolgerung, dass jemand verhindern wollte, dass er sich in der Schweiz statt in Deutschland untersuchen ließe.
Zwei Ärzte in der Schweiz untersuchen Herrmann. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass er geistig vollkommen gesund ist. Eine Kernspintomografie ergibt, dass er auch keinen Gehirntumor hat.
Das Gebaren eines Klinikchefs
Dennoch konsultiert Herrmann am 8 . Dezember 1994 auf nochmaliges dringendes Anraten seiner Ehefrau Prof. Möller, begleitet von seinem Freund Herald Oestreicher. Als er in der Klinik erscheint, ist Prof. Möller zu der verabredeten Zeit zunächst nicht anwesend. Eine von ihm beauftragte Oberärztin aber will Herrmann sofort in die geschlossene Abteilung der Klinik aufnehmen. Herrmann widerspricht. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Der Klinikchef hat bereits am Vortag seiner
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