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Wahnsinn Amerika: Innenansichten einer Weltmacht (German Edition)

Wahnsinn Amerika: Innenansichten einer Weltmacht (German Edition)

Titel: Wahnsinn Amerika: Innenansichten einer Weltmacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Scherer
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genommen hat. In einem Videofilm schildern die Schüler eindringlich die Not ihrer Familien. Nacheinander setzen sie sich einfach auf einen Stuhl und erzählen in die Kamera, was sie bewegt.
    »Mein Vater hat einen seiner Jobs verloren, jetzt ist es noch schwerer, das Haus abzuzahlen«, sagt ein Junge leise. »Er kam früher immer lachend nach Hause, jetzt ist er nur noch bedrückt. Ich sehe es in seinen Augen.«
    Sie berichten von übervollen Schlafzimmern und leeren Kühlschränken – abgesehen von Milch und Haferflocken von der Fürsorge. Von Eltern auf aussichtsloser Suche nach Tagelöhnerjobs. So vermitteln sie authentisch, was Statistiken nicht zeigen können. »Wir wohnten in einem einfachen Haus, drei Jahre lang«, kämpft ein Mädchen gegen seine Tränen an. »Es war das erste Mal, dass meine Eltern sich einen Traum erfüllen wollten. Aber sie wussten nicht, wie sehr die Zinsen steigen würden und dass sie die Hypothek nicht würden abbezahlen können. Nun leben wir bei einer Tante, zu zwölft in einem Raum. Stellen Sie sich vor, wie das jeden Tag ist.«
    Manche erwähnen ihre stille Sorge um die jüngeren Geschwister. »Ich kann es vielleicht schaffen, da noch herauszukommen«, sagt ein größerer Junge. »Aber meine Brüder? Sie werden vielleicht bald auf der Straße leben.«
    Ihre Eltern mögen lange versucht haben, den Kummer von den Kindern fernzuhalten. Aber die wissen längst alles. Fast jeder in der Klasse teilt das gleiche Schicksal. »Ich möchte meiner Mutter helfen«, weint eine Schülerin, »aber sie will, dass ich mich auf die Schule konzentriere. Trotzdem, ich kann es nicht. Weil ich weiß, wie sie wankt.«
    Der Filmtitel erscheint auf schwarzem Hintergrund, als Frage: »Hört uns jemand?«
    Das Gold der Geisterstadt
     
    Allein in Garnet, einem verfallenen Wildwest-Nest in den Hügeln Süd-Montanas, begegnen wir einem, der dem Himmel für die Krise dankt: Aaron Charlton, Goldgräber.
    Am Ortseingang haben wir die windschiefen Hütten bestaunt, den Saloon samt seinem verstaubten Tresen und den leeren Whiskeypullen, den einstigen Laden mit der verrosteten Kasse und ein ehemaliges Hotel, in dem es angeblich spukt.
    Im Jahre 1898 lebten hier gut 1000 Menschen. Einem von ihnen kaufte Aarons Vater ein Stück Land ab. Als die Goldadern geplündert schienen und sich das Schürfen nicht mehr lohnte, widmeten Lokalpolitiker Garnet in ein Freilichtmuseum um. Alle folgten der Idee, nur Aaron nicht, denn er war schon immer ein Querkopf. Am Rand der Geistersiedlung lebt er in einer Waldhütte. Das größte Möbelstück ist ein mannshoher Tresor der Marke »Festung«.
    Sein Haar fällt bis über die Schultern, Bartstoppeln bedecken das Gesicht. Er spricht langsam, als habe sich in seinem Leben Ruhe stets bewährt. »Alle hier hatten mich für verrückt erklärt, ja totgesagt«, lächelt er. »Trotzdem habe ich 18 Jahre lang gewartet, dass der Goldpreis wieder hochkommt. Nun ist er zurück.«
    Bald will er hier Arbeiter ansiedeln. Im Untergrund habe er 500 000 Unzen Gold nachgewiesen, die man nur hervorholen müsse. Als wir Monate später nachsehen, was aus seinen Plänen wurde, hofiert er gerade Investoren. Geologen rollen Karten aus, mit eingetragenen Ergebnissen von über 100 Probebohrungen. Eine rasselnde Goldwaschanlage alten Stils veranschaulicht seine Vision. Anhand der Proben lasse sich der Anteil pro Tonne Gestein nachweisen, erklärt er. Inzwischen geht er sogar von zwei Millionen Unzen aus. Als sie die ersten Nuggets funkeln sehen, glänzen auch die Augen der Besucher.
    »In weniger als zwei Jahren produzieren wir hier täglich Goldbarren«, verspricht Charlton, »mit einer Perspektive für zehn bis 15 Jahre.« Alle sind beeindruckt. In jedem steckt ein Goldwäscher.
    Wie halb Amerika in jenen Jahren, so hat auch Charlton auf die Zukunft gesetzt. Aber gewonnen. Der Goldpreis steigt auch in den Folgejahren.

4    Bangen, hoffen, bangen
Von Bush zu Obama
     
    »Mein Name ist Hillary Clinton, und ich bin hier, um zu gewinnen«, wendet sich die Favoritin kühl und siegessicher an ihr Publikum. Sie tourt durch die Vorwahl-Bundesstaaten, die ihr einen Start-Ziel-Sieg garantieren sollen. Amerika möchte die Bush-Jahre gern abhaken. Noch sieht es nach einem Spaziergang aus. Die erste Frau im höchsten Staatsamt – und, im Wortsinne, das erste Präsidentenpaar: Das wäre etwas für die Geschichtsbücher.
    »Ihre Kampagne will die Restauration der Clinton-Ära«, warnt Washingtons Star-Journalist

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