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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ärgerliche Weise entmachtet, allen voran Robert Southey, der Byron den Angriff in »Englische Barden und schottische Rezensenten« immer noch nicht verziehen hatte. »O
    Southey, laß vom ›wechselvollen Sang‹ / Man kann zu oft auch singen, und zu lang.«
    Southey war nicht der einzige, der jetzt, da auch alle früheren Veröffentlichungen Byrons sehr viel eifriger gelesen wurden als bei ihrem Erscheinen, Rache schwor. Doch anders als sie alle sah das Objekt ihrer Empörung, daß es auf der Welt noch Wichtigeres gab als literarische Vergötterung.
    Es war eine Zeit der Veränderungen. Die Leichtlebigkeit des Adels konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Französische Revolution irreversible Veränderungen nach sich zog. Der Triumph des Bürgertums ging auch in England Hand in Hand mit spektakulären industriellen Neuerungen.
    Aber diese Erfindungen brachten nicht nur Segen. Durch die Einführung des mechanischen Webstuhls beispielsweise waren zahlreiche Fabrikarbeiter arbeitslos geworden, so daß es in einigen Orten zu gewalttätigen Unmutsäußerungen gekommen war.
    Auf ein solches Ereignis gründete Byron, der zunächst über die Benachteiligung der Katholiken sprechen wollte, seine erste Rede im Oberhaus. Es war ein großer Augenblick für ihn, als der Kanzler ihm bei seiner offiziellen Investitur den Eid abnahm und er damit zum vollberechtigten Mitglied des Oberhauses wurde.
    Byron setzte sich absichtlich deutlich links von dem im Oberhaus befindlichen Thron, wo traditionellerweise die Lords der Opposition ihren Platz hatten. Die Rede, die er hielt, hätte ihm auch nie und nimmer die Billigung der Regierungspartei eingebracht.
    »Ich für meinen Teil«, sagte Byron, »betrachte die Manufakturisten als eine sehr mißhandelte Klasse von Menschen, die den Ansichten gewisser Individuen geopfert wird, die sich selber durch ebendiese Praktiken bereichert haben, welche die Webstuhlarbeiter ihres Arbeitsplatzes beraubten.« Ein kurzer Seitenblick in die Richtung der betreffenden Herren, die die Gesetzesvorlage eingebracht hatten, welche die Zerstörung von Webstühlen zum Kapitalverbrechen erklären sollte, bekräftigte seine Aussage.
    »Durch die Anwendung einer gewissen Art von Webstuhl leistet ein Mann die Arbeit von sieben - sechs sitzen somit auf der Straße! Aber dazu muß bemerkt werden, daß dergestalt geleistete Arbeit weit minderwertiger an Qualität ist, im Inland kaum verkäuflich, und nur mit der Aussicht auf Export hastig hergestellt wird. Sosehr wir uns über jede Verbesserung in den Künsten, die der Menschheit zum Segen gereichen kann, freuen mögen, so dürfen wir doch nicht zulassen, daß die Menschheit den Verbesserungen in der Mechanik aufgeopfert wird. Der Unterhalt und das Wohlergehen der arbeitswilligen Armen ist für das Gemeinwesen von größerer Bedeutung als die Bereicherung einiger weniger Monopolbesitzer!«
    Beifall bei den oppositionellen Whigs, Zischen und abfällige Rufe von den Tories. Lord Holland allerdings, der Führer der Whigs im Oberhaus, machte ein bedenkliches Gesicht. Ihm klang das Ganze zu revolutionär, zu sehr nach Maschinenstürmer. Wollte der junge Lord den Fortschritt aufhalten?
    »Ich habe den Zustand dieser erbarmungswürdigen Menschen gesehen, und er ist eine Schande für ein zivilisiertes Land. Ihre Ausschreitungen mag man verdammen, wunder nehmen können sie nicht. Die Wirkung der gegenwärtigen Vorlage wäre nur, sie zur offenen Rebellion zu treiben. Ich bin überzeugt, daß man durch frühere Untersuchung diesen Menschen Arbeit und der Gesellschaft ihre Ruhe hätte geben können. Es ist vielleicht noch nicht zu spät und ist sicherlich den Versuch wert. Gewalt kann unter solchen Umständen nie spät genug angewendet werden.« Byron holte tief Luft und schloß: »Ich erinnere die Lords noch einmal daran, daß es Mißstände gibt, die eher Mitleid als Strafe verdient hätten!«
     
    An diese Parlamentssitzung schloß sich eine Soirée bei den Hollands an, die zu Ehren des berühmten neuen Mitglieds des Oberhauses gegeben wurde. Bei seinem Eintritt erlebte Byron die übliche Reaktion: die Damen der Gesellschaft umschwärmten ihn, versuchten verzweifelt, seine Aufmerksamkeit zu erregen, und saugten gierig jede noch so beiläufige Bemerkung von ihm auf. Nur eine zierliche Frau am anderen Ende des Raumes hatte noch keinen Schritt in seine Richtung gemacht. Dieses Verhalten weckte sein Interesse.
    Er sah sie sich näher an und fand sie ausnehmend hübsch: Die

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