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Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Wahnsinn, der das Herz zerfrisst

Titel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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unterbrochenen Tränenstrom ausbrach. »Um Himmels willen, Caro, so böse war das auch wieder nicht gemeint!«
    »Dann verzeihen Sie mir?« murmelte Caroline, den Kopf an seinen Knien. »Sicher, wenn Sie jetzt aufstehen und nach Hause gehen. Ich habe zu tun.« Mit einem ihrer irritierenden Stimmungswechsel sprang Caroline auf und lächelte einschmeichelnd. »Sie arbeiten an Ihrem neuen Werk, ja?«
    »Nein«, erwiderte Byron etwas zerstreut, da die Gefahr einer neuen Szene gebannt schien, »ich schreibe an meine Schwester.« Carolines marmorne Haut wurde erst weiß, dann rot. »Ihre Schwester?
    Wie kann Ihre Schwester wichtiger sein als ich! Sie…«
     
    Als ihn am nächsten Tag die Damen Melbourne und Bessborough zu sich baten, war er alles andere als ein großer Liebender, der für seine Angebetete durchs Feuer geht. Lady Melbourne forderte ihn mit einer liebenswürdigen Handbewegung auf, doch Platz zu nehmen, und begann nach einem Blickwechsel mit Lady Bessborough zu sprechen. »Sie müssen verstehen, Lord Byron, daß uns das Verhalten meiner Schwiegertochter Caroline in letzter Zeit Sorgen bereitet.«
    Zu ihrer Zeit hatte Lady Melbourne als die Londoner Schönheit gegolten, und es war ein offenes Geheimnis, daß William Lamb nicht der Sohn ihres Gemahls sein konnte. Sie hatte zwar volles Verständnis dafür, daß Caroline in anderen Betten Trost suchte, entsetzte sich jedoch über die Art, wie dies geschah. Diskretion war für Caroline ein Fremdwort, und inzwischen hatte sie es geschafft, William zum Gespött Londons zu machen.
    »Caroline«, sagte Lady Melbourne energisch, »ist offensichtlich krank und braucht Luftveränderung.«
    Byron beobachtete sie voll Interesse. Lady Melbourne hatte die Einrichtung ihres Salons völlig auf sich abgestimmt und wirkte inmitten der sanften Pastellfarben selbst wie eine chinesische Elfenbeinschnitzerei. Er verstand, was sie wissen wollte, und antwortete: »Ich bin ganz Ihrer Meinung. Caroline würde ein Aufenthalt auf dem Lande sicher sehr guttun. Ich für meinen Teil allerdings ziehe momentan die Stadt bei weitem vor.«
    Lady Melbourne lehnte sich zufrieden zurück. Ohne Vorwürfe, Erklärungen und Ermahnungen hatte sie von Byron das Versprechen erhalten, daß er Caroline weder in London halten noch ihr zu ihrem »Landaufenthalt« folgen würde. »Wie gut, daß wir uns verstehen«, lächelte sie. »Spielen Sie Bridge, Lord Byron?«
    Aber keiner von ihnen hatte mit Carolines Reaktion gerechnet.
    Am Tag vor der geplanten Abreise nach Irland verschwand sie, und Byron erhielt Besuch von einer völlig aufgelösten Lady Bessborough. Caroline war nicht bei ihm. Aber er kannte sie inzwischen, und wirklich brachte kurz darauf ein Dienstmann ein Billet. Es war nicht schwer, aus dem Boten herauszubringen, wo sie sich befand.
    Byron schickte Lady Bessborough zurück nach Melbourne House und fuhr zu dem kleinen Vorstadthotel, in dem Caroline ein Zimmer gemietet hatte. Dort wartete sie, mit zitternden Mundwinkeln und aufgerissenen Augen. »Oh, mein Geliebter, sie wollen uns trennen!«
    »Ja«, antwortete er resignierend, »sicher, Caroline.« Abrupt veränderte sich ihre Miene. Aus dem hilfesuchenden kleinen Mädchen wurde ein Wirbelsturm in Menschengestalt.
    »Oh! Sie wußten es! Sie waren damit einverstanden!« Sie hämmerte mit ihren Fäusten auf ihn ein. »Ich werde Ihnen nie verzeihen, niemals, nie!«
    »Aber«, unterbrach sie Byron und hielt ihre Hände fest, »Sie werden jetzt mit mir kommen!« Der »kleine Vulkan« (wie er sie einmal genannt hatte) brach aus.
    »Nie, nie, nie!« Bis er sie schließlich kurzentschlossen um die Taille packte und fast gewaltsam zu seiner Kutsche zerrte.
    Dann beruhigte sie sich merkwürdigerweise, starrte während der Fahrt nur schweigend vor sich hin und ließ sich kommentarlos von ihrer Mutter und Lady Melbourne in Empfang nehmen.
    Doch als sich Byron verabschiedete, sah sie ihn an, und für den Bruchteil einer Sekunde verkörperte sie für ihn wieder die glänzende Erscheinung, die ihn bei den Hollands bezaubert hatte.
    »Ich weiß, daß Sie mich noch lieben«, sagte sie ruhig. »Denn wenn Sie es nicht mehr täten, würde ich mich rächen, so rächen, daß Sie sich wünschten, nie geboren worden zu sein. Aber Sie lieben mich ja noch.«
    »Wie entmutigt man eine solche Frau?« fragte Byron Lady Melbourne, die ihn hinausbegleitete.
    »Ich würde sagen«, antwortete diese, »Sie sollten heiraten.«
    Als Byron Augusta geschrieben hatte, er müsse bald

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