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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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zwischen den Tischen hindurch.
    »Ist schon erledigt«, sagte sie.
    »Wie das?«
    »Mit Grüßen von Jack Irish.«
    Sie wies auf einen am Fenster sitzenden Mann, der Zeitung las.
    Sie erhoben sich. Dove ging direkt zum Ausgang, Villani nahm den Umweg am Fenster vorbei.
    »Ich bin nicht käuflich«, sagte er.
    »Ich wusste immer, dass Sie billig zu haben sind«, sagte der Mann. »Aber gratis? Damit würden Sie Ihre Kollegen noch unterbieten. Verwenden Sie immer noch die Verhörmethode mit dem nassen Handtuch, bei der keine Spuren zurück bleiben? «
    »Sie wollen gestehen. Für sie ist es eine Erleichterung.«
    »Überlegen Sie mal, in die freie Wirtschaft zu gehen. Den von Schuld Gepeinigten helfen, ihren Frieden zu finden.«
    »Leuten wie Ihnen. In letzter Zeit jemanden umgebracht?«
    Irish lächelte. »Das erfahren Sie als Erster. Na ja, wahrscheinlich als Zweiter.«

D ove sprach mit der Frau vom Empfang aus. Sie hieß Keller. Der Wachmann fuhr mit ihnen vom Foyer nach oben in den sechsten Stock, begleitete sie zur letzten Tür im Korridor, drückte auf den Summer, blickte in das Kameraauge neben der Tür.
    »Security, Mrs. Keller«, sagte er.
    Die Sicherheitstür glitt in die Wand, die zweite Tür wurde von einer Halbasiatin mit kurzen grauen Haaren geöffnet, circa sechzig, hübsch, ausgeprägte Wangenknochen, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet.
    »Danke sehr, Angus«, sagte sie, betont englisch. »Treten Sie ein, Gentlemen.«
    Sie folgten ihr einen Flur entlang, Gemälde an beiden Wänden, in ein großes Wohnzimmer, grauer Teppichboden, drei weiße Wände, eine Glaswand, drei große Gemälde. Die Sitzmöbel waren aus verchromtem Metall und schwarzem Leder.
    Dove übernahm die Vorstellung.
    »Der Leiter des Morddezernats«, sagte sie. »Es ist mir so peinlich. Es ist wirklich gar nichts. Ich dachte, ein Constable käme vorbei.«
    »Sie waren verreist, soviel ich weiß«, sagte Villani.
    »Ich bin letzten Freitag nach Singapur geflogen«, sagte sie, »und gestern Abend zurückgekommen. Der diensthabende Wachmann erzählte mir, im Prosilio-Tower sei jemand ermordet worden, worauf ich fragte, wann, und er antwortete, in der Nacht vor meiner Abreise, und es sei eine Frau.«

    Sie hielt inne. »Nun, ich habe etwas gesehen, wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten, aber als ich davon hörte, wurde mir ganz anders, und ich dachte, ich sollte …«
    »Sagen Sie es uns, Mrs. Keller«, sagte Dove.
    »Kommen Sie hierherüber.«
    Sie gingen zu der gläsernen Wand, Mrs. Keller schob die Glastür auf, und sie traten auf den Balkon und in den wärmer werdenden Tag. Man blickte auf die Westfassade des Prosilio-Gebäudes, dunkles, glattes Glas ohne irgendeinen Vorsprung.
    »Mein Mann hat nach Prospekt gekauft«, sagte sie. »Uns wurde der Eindruck vermittelt, man blicke über eine Freifläche direkt auf den Hafen. Ein Park, dachte ich, der Broschüre nach. Auch wenn es dort nicht wörtlich drinstand.«
    »Es kommt nicht darauf an, was sie sagen«, sagte Dove, »sondern darauf, was sie nicht sagen.«
    Sie wandte Dove ihr Gesicht zu, sah ihm direkt in die Augen. »Ja, Sie haben völlig recht. Wir waren damals in Zürich, Danny ging es nicht gut, wir träumten von warmem Wetter, dem Meer. Ich wollte nach Byron oder Noosa, aber er war ein echter Stadtmensch, er ist in Gilgandra aufgewachsen und sagte immer, er wolle nie in einem Ort mit weniger als drei Millionen Einwohnern leben.«
    »An dem Donnerstagabend«, sagte Villani.
    »Genau. Nun, ich bin ein Nachtmensch, bleib lange auf, stehe spät auf. Ich war hier draußen und habe eine Zigarette geraucht, ich kann immer noch nicht drinnen rauchen, er ist jetzt seit… jedenfalls war es nach Mitternacht, und ein Auto fuhr die Rampe hoch.«
    Sie zeigte auf das Fundament des Prosilio-Towers. Eine lange Rampe endete vor drei Rolltoren.
    Villani fragte: »Was ist hinter den Toren?«
    »Lastwagen kommen und fahren«, sagte Mrs. Keller. »Lieferungen. Den ganzen Tag lang. Ein riesiger Müllwagen setzt
rückwärts in das rechte Tor, wo das Auto geparkt wurde. Er kommt tagtäglich … wirklich bemerkenswert.«
    Ein Lkw fuhr rückwärts die Rampe hoch. Zooma Waste.
    »Das ist er«, sagte sie. »Der Müllwagen. Wie bestellt.«
    Das Rolltor glitt hoch, der Lkw fuhr hinein, sie sahen seine Front.
    »Da hat ein Auto geparkt?«, sagte Dove.
    »Ja. Und ein Mann ist vorne ausgestiegen. Er hat telefoniert, und plötzlich glitt das Tor hoch. Nicht ganz. Er ging hindurch, und das Auto fuhr

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