Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
Vom Netzwerk:
dein Problem«, sagte Villani. »Ich wünschte, es wäre nicht immer nur dein Problem. Was fangen wir hiermit an?«
    Birkerts drehte sich um. »Hast du jemals eine Frage gestellt,
auf die du nicht schon die Antwort kanntest? Dein Entschluss steht fest. Weißt du, wie sehr einem das auf die Nerven geht?«
    »Das ist frech. Aufmüpfig. Weißt du, wie sehr einem das auf die Nerven geht?«
    Birkerts sah ihn nicht an. »Ich kündige«, sagte er. »Montag. Mir reicht’s.«
    »Ganz ruhig«, sagte Villani. »Tu mir das nicht an.«
    »Warum nicht? Außerdem hat es nichts mit dir zu tun, sondern mit dem Scheißjob. Man lebt in einer Art Gemeinschaft mit den Toten, kann nachts nie ordentlich durchschlafen, das Ganze lässt einem keine Ruhe, die Leute behandeln einen, als wär man ein Beerdigungsunternehmer, ein Bestatter, hat meine Ehe kaputt gemacht, hat jetzt auch noch die einzige anständige Beziehung kaputt gemacht, die ich seitdem hatte, und noch eine…« Birkerts brach ab. »Tja, jedenfalls reicht’s mir.«
    »Womit willst du dein Geld verdienen?«
    »Keine Ahnung. Mein Exschwager sagt, er gibt mir einen Job als Immobilienmakler.«
    »Grundstücke verkaufen? Bist du verrückt?«
    »Was hast du gegen Immobilien? Man verdient Geld. Man wird nicht zu irgendeinem beschissenen Drecksloch gerufen, wo ein Vollidiot aus Spaß verbrannt wurde und man das verbrannte Fleisch noch eine Straße weiter riecht.«
    Villani stand auf und ging um den Schreibtisch herum, ohne Grund, sein Körper stand unter Hochspannung, er trat gegen Singos Karton, holte mit dem Bein aus, die Schuhspitze bohrte sich in die Pappe, der Boxer flog heraus und mit dem Kopf, der abbrach, auf den Boden.
    »So ’ne Kacke«, sagte er, bückte sich und sammelte die Bruckstücke auf. »Typischer Polizeidreck, die können einem nicht mal einen anständigen Pokal aus Metall geben. Ich soll das hier seinem Neffen schicken.«
    Birkerts nahm ihm die Stücke ab. »Ich kenn einen, der das
neu machen kann. Aus Aluminium. Der Neffe wird nichts merken.«
    »Eigentlich ist mir Singos Neffe scheißegal«, sagte Villani. »Ich kündige auch.«
    »Wie war das?«
    »Du bist nicht der Einzige, der die Schnauze voll hat, Alter. «
    Birkerts schüttelte den Kopf. »Du sollst Kripochef werden, heißt es. Dann bist du die aufgehende Sonne in all ihrem Glanz.«
    »Nein«, sagte Villani. »Sonnenuntergang. Mein Töchterchen sagt, ich hätte was mit ihr gemacht. Sex.«
    Birkerts runzelte die Stirn. »Oje. Tja.«
    »Zugedröhnt, auf der Straße, treibt sich mit Abschaum rum«, sagte Villani. »Ich bin erledigt. Im Arsch.«
    Schweigen. Im Radio war zu hören:
    … die Gegend um Morpeth-Selborne muss morgen mit dem Schlimmsten rechnen, extreme Wetterbedingungen sind vorausgesagt, Temperaturen in den Mitt- bis Endvierzigern und Winde, die Geschwindigkeiten von…
    »Zu Kidd«, sagte Villani. »Er hat diese Nachrichten geschickt, aber das ändert nichts. Oakleigh ist abgeschlossen.«
    »Herr im Himmel, was für ein Job ist das?«, sagte Birkerts. »Wir fahren eine Stunde lang durch diese Hölle, damit du an dem verdammten Straßenrand rumschnuppern kannst, dann findest du das Handy, und es führt zu gar nichts?«
    »Mehr oder weniger«, sagte Villani.
    »Ich hab zu arbeiten«, sagte Birkerts. »Vielleicht können wir Montag was trinken, wenn wir beide zu neuen Karriereufern aufbrechen. Ein jeder zu einem neuen Leben.«
    An der Tür sagte er zu Villani: »Hat dich deine Frau deshalb rausgeworfen?«
    »Immer in Bewegung bleiben«, sagte Villani. »Innenstadt verkaufen, damit liegt man immer richtig. Stimmt das?«

    Er rief Bobs Nummer an. Es klingelte, bis es aufhörte. Er probierte es wieder und wieder.
    »Ja, Villani«, sagte Bob.
    »Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Ich bin beschäftigt, hocke auf einem Scheißbulldozer.«
    »Wo hast du einen Bulldozer her?«
    »Hab ihn geliehen. Gordie und ich legen vor den Bäumen eine Brandschneise an. Wir reden später.«
    Telefonat Ende. Mann in der Tür.
    »Chef, Krankenhaus hat eben angerufen, da ist eine Dame eingeliefert worden, eine Mrs. Quirk.«

E ine Frau von der Krankenhausverwaltung nahm Villani in Empfang und führte ihn in den dritten Stock, einen kahlen Korrdior entlang und in ein Zimmer mit acht Betten, die durch zugezogene Vorhänge voneinander getrennt waren.
    Eine junge Schwester mit dem fröhlichen Gesicht eines Farmermädels kam auf sie zu.
    »Schwester, bringen Sie Inspector Villani bitte zu Mrs. Quirk.«
    Villani bedankte sich und

Weitere Kostenlose Bücher