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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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irgendwas damit zu tun haben, wie schnell sich Delia mit Greta aus dem Staub gemacht hat.«
    »Wie von zwei Taranteln gestochen?«
    »Eher von dreien.« Eric grinst. »Wieso habt ihr zwei denn Krach?«
    Deinetwegen, denke ich. So eng wie wir drei unser Leben miteinander verwoben haben, könnte man Eric als den Knoten in der Mitte bezeichnen. Ich habe Angst, den Knoten zu lösen, weil dann vielleicht auch alles andere auseinanderfällt.
    Ich habe noch immer vor Augen, wie er vom Wipfel der Eiche im Garten seines Elternhauses zu mir herun-terschaute, triumphierend, weil er als erster oben war. Ich habe noch immer seine Stimme im Ohr, wie er bei prasselndem Regen auf unsere Bude schwor, der Obdachlose, der in einem Abzugskanal am Wilder Dam hauste, würde sich nachts in den Teufel verwandeln. Ich spüre noch seine kräftige Hand, wie er mir bei unserem Wiedersehen in den ersten Semesterferien auf den Rücken schlug. Ich kann seine Augen leuchten sehen, wenn sich Delias Gesicht in ihnen spiegelt.
    Ich würde niemals von Delia verlangen, daß sie sich zwischen Eric und mir entscheidet, weil ich mich niemals zwischen ihnen beiden entscheiden könnte.
    »Ich bin bloß müde«, sage ich schließlich. »Kopfschmerzen.«
    Eric geht zurück zum Trailer. »Komm mit rein. Ich geh dir ein Aspirin.«
    Seufzend folge ich ihm hinein. Sophie ist im Schlafzimmer und spielt Bauchrednerin mit einer Schar Bar-bies und Kens. Auf dem kleinen Tisch in der Küche stapeln sich Akten. »Ich weiß nicht, wie ich das alles bis morgen früh schaffen soll«, murmelt Eric. »Und heute kommt auch noch eine Gruppe Senioren aus Wexton, Leumundszeugen. Ich soll sie vom Flughafen abholen.« Er blickt mich an. »Ausknobeln?«
    Ich nicke seufzend und balle eine Hand zur Faust. »Ausknobeln«, sagen wir gleichzeitig, und ich verliere mit Papier gegen Erics Schere.
    »Du machst immer die Schere«, beschwere ich mich.
    »Dann mach doch nicht immer Papier.« Er lächelt mich dankbar an. »Eine Maschine von US Air, landet um drei. Und du brauchst sechs Rollstühle.«
    »Du schuldest mir was«, sage ich.
    »Klar, wie hoch steh ich inzwischen eigentlich bei dir in der Kreide?«
    »Das kannst du gar nicht mehr zurückzahlen.« Ich gehe um den Tisch herum und streiche mit der Hand über die Unterlagen. Wörter springen mir ins Auge: feindlicher Zeuge, Gegner, Provokation. Dann sehe ich zwei mit Filzstift geschriebene Definitionen auf einem Block: Lügen: täuschen. Lügen: sich hilflos oder schutzlos fühlen.
    »Andrew ist in ziemlich schlechter Verfassung«, gesteht Eric.
    Ich blicke auf. »Delia auch.«
    »Ja.« Er blickt mir in die Augen. »Hat sie dir erzählt, warum sie mit in das Hopi-Reservat gefahren ist?«
    Ich hole tief Luft. »Nein.«
    »Sie war wütend, weil ich ihr etwas verschwiegen habe, das ihr Vater mir anvertraut hat. Und glaub mir, Fitz, es wird im Lauf des Prozesses noch viel schlimmer werden. Ich muß nämlich Dinge tun und Sachen sagen, die ihr nicht gefallen werden.«
    »Sie verzeiht dir bestimmt, wenn das alles ausgestanden ist«, sage ich hölzern.
    »Falls Andrew überhaupt frei kommt«, schränkt Eric ein. »Mein ganzes Leben lang rechne ich damit, daß mein Glück irgendwann zu Ende geht. Daß Delia eines schönen Tages die Augen aufmacht und begreift, daß ich nicht der bin, für den sie mich gehalten hat, sondern bloß irgendein Verlierer, der nichts auf die Reihe kriegt. Was, wenn heute der Tag ist?«
    Ich versuche, mir eine Antwort auszudenken, aber es gelingt mir nicht. »Ich such mal nach dem Aspirin«, bringe ich heraus und verschwinde im Bad.
    Ich schließe die Tür hinter mir und setze mich auf den Klodeckel. Wenn ich bisher keine Kopfschmerzen hatte, bekomme ich jetzt langsam welche. Ich stehe auf und krame in dem Medizinschränkchen herum. Es versetzt mir einen Stich, als ich Delias Deo, ihre Zahnbürste, ihre Antibabypillen sehe. Diese intime Seite von ihr bleibt mir verschlossen.
    Ich finde kein Aspirin, deshalb stöbere ich in dem Schrank unter dem Waschbecken. Shampoo, Sophies Gummiente, diverse Putzmittel, Vaseline und Sonnenmilch. Eine ganze Batterie Klopapier.
    Und dann sehe ich den Whiskey. Ich greife tief in den Schrank und ziehe eine halbleere Flasche aus der hintersten Ecke hervor. Ich klemme sie mir in die Armbeuge und marschiere damit aus dem Bad. Eric sitzt mit dem Rücken zu mir am Tisch. »Fündig geworden?«
    »Oh ja«, sage ich. »Bin ich.« Ich beuge mich über seine Schulter und stelle die Flasche auf einen

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