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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Aktendeckel.
    Eric erstarrt. »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    Ich setze mich ihm gegenüber. »Nein? Wofür ist das Zeug denn dann gedacht. Als Grillanzünder?«
    Er steht auf und schließt die Tür zum Schlafzimmer, wo Sophie spielt. »Du hast ja keine Ahnung, wie schwer dieser Fall für mich ist. Und als Delia weggefahren ist ... da hab ich's einfach nicht mehr im Griff gehabt. Ich hab furchtbare Angst, daß ich die Sache versaue, Fitz.« Er fährt sich nervös mit den Fingern durchs Haar. »Andrew ist fast umgebracht worden, als ich meinen kleinen Rückfall hatte«, sagt er. »Glaub mir, da war ich im Nu wieder nüchtern. Es war nur ein einziger Ausrutscher, ehrlich. Und seitdem hab ich keinen Tropfen mehr angerührt.«
    »Bloß ein Ausrutscher?« Ich nehme die Flasche vom Tisch und gehe zur Spüle, schraube den Deckel ab und gieße den Inhalt in den Ausguß. Während Eric zusieht, verändert sich seine Miene. Ich erkenne Bedauern.
    Ich erinnere mich, wie wir alle es mochten, wenn Eric ein paar Gläser intus hatte, wie charmant er dann immer war, wie freundlich, wie witzig. Ich erinnere mich auch, wie es war, wenn er in nur drei Minuten eine Küche demolieren konnte, wenn Delia weinend bei mir vor der Tür stand, weil er sich seit vier Tagen in ein Zimmer eingeschlossen hatte.
    »Die Leier kenn ich«, sage ich und werfe ihm die leere Flasche zu. »Weiß sie es?«
    Eric schüttelt den Kopf. »Wirst du es ihr sagen?«
    Ich würde gern, liebend gern. Aber ich bin inzwischen ein Meister darin, Delia nicht die Dinge zu sagen, die ich ihr sagen sollte.
    Ohne eine Antwort gehe ich aus dem Trailer und drehe mich dann um. Ich sehe Eric durch das Drahtgeflecht der Fliegentür an. »Du hast recht«, sage ich. »Du hast sie nicht verdient.«
    Während der Fahrt nehme ich mein Handy. Ich will Delia anrufen. Ich will die Sache aus der Welt schaffen, ein für alle Mal.
    Ich tippe ihre Handynummer ein, und eine Stimme teilt mir mit, daß eine Verbindung nicht möglich ist.
    Ich warte ein paar Minuten, weil ich denke, ich habe in diesem Teil der Stadt keinen Empfang, doch fünf und dann zehn Meilen weiter erhalte ich die gleiche Meldung. Ich fahre rechts ran und rufe die Hotline vom Kundenservice meines Handyanbieters an, offenbar die einzige Nummer, die noch funktioniert.
    »Fitzwilliam MacMurray«, sagt die Mitarbeiterin, als sie meine Nummer überprüft.
    »Genau. Wo liegt das Problem?«
    »Nach den mir vorliegenden Informationen wurde Ihr Vertrag vor zwei Tagen gekündigt. Oh, ich sehe hier noch eine Nachricht für Sie. Von einer Marge Geraghy.«
    Meine Chefin. »Und?«
    Die Frau zögert. »Hier steht, das nächste Mal möchten Sie bitte daran denken, daß Ihre Handyrechnung direkt an die Firma geht. Und Sie sind gefeuert.« Es entsteht eine kurze Pause. »Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    »Danke«, sage ich. »Das war schon mehr als genug.«
    Kurz nach Mitternacht klopft es an der Tür meines Motelzimmers. So wie mein Tag gelaufen ist, rechne ich damit, daß es der Geschäftsführer ist, der mir mitteilen will, daß auch meine Kreditkarte gesperrt ist. Doch als ich aufmache, steht Delia vor mir. »Spendier mir was zu trinken«, sagt sie, und mein Herz macht einen Satz.
    Ich starre sie einen Augenblick an, dann fische ich aus meiner Jeanstasche drei Vierteldollarmünzen. »Der Limoautomat ist am Ende des Ganges.«
    »Ich hatte eigentlich an was mit Alkohol drin gedacht«, erwidert sie.
    Es wäre die perfekte Gelegenheit zu erwähnen, daß Eric als Trinkkumpan wohl besser geeignet wäre, ja, daß er vielleicht sogar eine Flasche unter dem Bett hervorzaubern könnte. Doch statt dessen sage ich: »Du trinkst doch sonst nicht.«
    »Ich weiß. Aber es funktioniert schließlich bei allen anderen, wenn sie fliehen wollen.«
    Ich lehne mich gegen den Türrahmen. »Wovor fliehst du denn?«
    »Ich kann nicht schlafen«, gibt sie zu. »Ich mache mir solche Sorgen wegen morgen.«
    »Was ist mit Eric?«
    »Der kann schlafen.« Sie schiebt sich an mir vorbei ins Zimmer und setzt sich mitten aufs Bett, das noch unbenutzt ist.
    Es ist so natürlich, mit ihr zu reden. Ich frage mich allmählich, ob nur ich an dem umwerfenden, wunderbaren Kuß gestern abend beteiligt war. Dann begreife ich, daß Delia gekommen ist, um mir einen Ausweg anzubieten. Wenn wir beide so tun, als wäre nichts passiert, stimmt es vielleicht. Unzählige Menschen - Vergewaltigungsopfer und Holocaustüberlebende, Witwen und, Gott, Kidnappingopfer -, Menschen,

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