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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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lebe.
    Als ich vor dem Trailer halte, wird mir klar, daß ich etwa im gleichen Alter bin wie mein Vater, als er mit mir untergetaucht ist.
    Ich lasse Greta ein Weilchen nach draußen und gehe dann mit Sophie nach nebenan zu Ruthann. Die alte
    Frau öffnet die Tür, zupft sich getrockneten Klebstoff von den Fingernägeln. »Siwa«, sagt sie zu Sophie. »Du siehst wieder viel besser aus.«
    Sophie klammert sich an mein linkes Bein.
    »Und schüchterner«, fügt Ruthann hinzu. Sie blickt Sophie streng ins Gesicht. »Mund auf«, sagt sie und tippt ihr ans Kinn, und als Sophie gehorcht, pflückt Ruthann ihr ein winziges Paar rosa Plastiksandalen von der Zunge, dann noch gelbe Riemchenpumps und schließlich ein Paar Badelatschen. »Kein Wunder, daß du krank warst«, sagt sie, als Sophie große Augen macht. »Mit all diesen Schuhen im Mund. Geh rein und sieh doch mal nach, welchen Barbies die gehören.«
    Als Sophie weg ist, blicke ich Ruthann an. »Also, ich glaube nicht an Zauberei.«
    »Ich auch nicht«, gibt sie zu. »Das tut keiner, der die Tricks beherrscht.«
    Ich folge ihr in den Trailer. »Und was war das heute morgen?«
    Sie zuckt die Achseln. »Rateglück. Vor etwa fünf Jahren hat mal ein e pabana - eine weiße Fotografin - in der Nähe von Shongopavi Aufnahmen gemacht und ganz plötzlich furchtbare Bauchkrämpfe gekriegt. Die Ärzte dort haben sie untersucht, konnten aber nichts finden. Wie sich herausstellte, hatte sie ein paar herumliegende pabos gesammelt und sich an ihren Strohhut gesteckt. Sie brachte die Federn wieder dahin zurück, wo sie sie gefunden hatte, und die Bauchschmerzen waren wie weggeblasen.«
    Ich blicke über die Schulter zu dem Baum, auf die vielen Federn, die noch darauf warten, weggeweht zu werden. »Es könnte wieder passieren.«
    Ruthann schaut an dem Baum hoch. »Morgen kommt der Wind aus einer anderen Richtung. Und bald sind sie alle weg.«
    Ich sehe, wie die Federn in einem Windhauch flattern. »Was dann?«
    »Dann tun wir das, was wir am besten können«, sagt Ruthann. »Wir fangen wieder von vorn an.«

ANDREW
    Der Aufnahmebereich der Haftanstalt Madison Street in Phoenix wird Hufeisen genannt, das habe ich mir noch vom letzten Mal gemerkt, als ich hier war. Viel hat sich nicht verändert seit 1976 - die Wände aus Zementstein fühlen sich noch immer kalt an meinen Schulterblättern an, wenn ich mich anlehne. Noch immer werden die Neuzugänge in einer abgetrennten Nische fotografiert. Der Geruch von Putzmittel wabert durch die Luft, sobald ein Vollzugsbeamter die Tür öffnet, um wieder einen Mann hereinzuführen.
    Um in den Knast zu kommen, muß man Schlange stehen. In dem überfüllten Vorraum des Aufnahmebereichs sind etwa zwei Dutzend Cops damit beschäftigt, ihre Schützlinge jedesmal neu zu sortieren, wenn wieder einer hereinkommt. Ein Mann hat eine blutende Wunde über dem Auge, ein anderer ist auf einem Stuhl eingeschlafen. Eine Prostituierte fragt, ob sie beim Ablichten die andere Seite in die Kamera halten kann, ihre Schokoladenseite.
    Ich beobachte dieses Spektakel eine halbe Stunde lang, dann werde ich in eine Kabine geführt, wo eine medizinische Assistentin auf mich wartet. Sie ist übergewichtig und trägt einen Kittel, der mit Teddybären bedruckt ist. Sie legt mir eine Blutdruckmeßmanschette um den Oberarm.
    »Nehmen Sie Medikamente?« fragt sie. »Wann waren Sie zuletzt beim Arzt? Haben Sie in den letzten vierundzwanzig Stunden Alkohol zu sich genommen? Sind Sie selbstmordgefährdet?«
    Im Augenblick fühle ich kaum etwas. Als könnte man mich mit einer Nadel, einem Messer, einem Speer verletzen, und mein Körper wüßte nicht mal mehr, wie er bluten soll.
    Aber das sage ich der Frau nicht, und sie reißt mir die Manschette vom Arm. »Wird auch Zeit, daß wir mal einen stillen Burschen kriegen«, sagt sie zu dem Deputy, der mich wieder in Empfang nimmt.
    Andere Leute starren mich an. Im Gegensatz zu ihnen, die auf der Straße festgenommen wurden und noch Sweatshirts und Jeans und Miniröcke tragen, komme ich aus einem anderen Gefängnis. Ich trage eine Montur wie ein Warnschild. Ich habe nichts in den Taschen. Alles, was ich bei mir hatte, befindet sich in einem Beutel, den der Deputy trägt.
    Sie sehen mich an und denken, Der hat was Schlimmeres auf dem Kerbholz.
    Die Tür geht auf, und ein Aufseher ruft meinen Namen. Er trägt eine khakifarbene Cargohose und eine Kampfweste, als ob er sich mitten in einer Kriegszone befindet, was ja wohl in gewisser Weise

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