Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
Vom Netzwerk:
Ritterhelm und einem flatternden Banner. Gefolgt von der anderen Wette, bei der er schwimmend die Gärten eines Mädcheninternats erreicht hatte. Nicht zu vergessen jener schicksalsschwere Nachmittag, an dem mehrere quicklebdinge Frösche aus dem Teege schirr seiner Mutter zum Vorschein gekommen waren. Es gab einige müßige Spekulationen darüber, wie es ihm gelungen sein mochte, die Amphibien sowohl an den gestrengen Augen des Butlers als auch an denen seiner Mutter, der Comtesse, vorbeizuschmuggeln. Keinerlei Zweifel dagegen herrschten an seiner Schuld, genauso wenig wie in der Sache mit der Bartwichse. Sehr zu Tante Mildreds Verdruss war es ihr bisher noch nicht gelungen, mehr als Andeutungen über den Bartwichse-Vorfall in Erfahrung zu bringen. Sie glich ihre Unwissenheit dadurch aus, dass sie mit einigen wohlgesetzten Andeutungen den Eindruck erweckte, bereits im Bilde zu sein und sich nur aus Verschwiegenheit bedeckt zu halten.
    Boshafte Streiche und halsbrecherische Wetten hatten unter den heranwachsenden Söhnen des Adels durchaus Tradition. Allerdings fanden solche Späße für gewöhnlich während ihres Studiums statt. Wenn Lord Nyles also schon keine Anstalten machte, endlich ehrbar zu werden, so hätte er sich doch zumindest auf Pferderennen, Glücksspiel und durchzechte Nächte beschränken können. Doch stattdessen umgab er sich mit einer ganzen Clique ähnlich leichtlebiger Burschen. Er hatte sich seit seiner Rückkehr den Ruf eines gedankenlosen, aber wohlhabenden jungen Mannes erarbeitet, der offen sichtlich die letzten Gelegenheiten nutzte, um sich die Hörner abzustoßen, bevor er unweigerlich eine geeignete Ehefrau würde wählen müssen. Deshalb war Tante Mildred auch so überrascht, als er eines Nachmittags Anfang April ausgerechnet in ihrem Salon in Barrow auftauchte.
    Es hatte keine Ankündigung seines Besuches gegeben, wie sie unter gesitteten Menschen üblich war. Lediglich eine weiße Visitenkarte auf dem silbernen Tablett des Butlers, der erklärte, dass Lord Nyles darum bat, den Damen seine Aufwartung machen zu dürfen. Penelope konnte mit ansehen, wie Empörung und Sensationslust einen Moment lang auf dem Gesicht ihrer Tante miteinander im Widerstreit lagen. Am Ende trug ihre Klatschsucht den Sieg davon.
    »Führen Sie den jungen Mann herein«, wies sie den Butler an. »Und bringen Sie uns ein weiteres Gedeck.«
    Keine Minute später flammte Lord Nyles’ rotblonder Haarschopf zwischen den schweren Samttroddeln und glänzenden Spiegeln des Salons auf. Er war so akkurat gekleidet, als hätte er eben erst die Räume einer Londoner Herrenschneiderei verlassen und nicht mehrere Stunden in einem Zug verbracht. Sein beschwingtes Lächeln deutete an, dass ihm nichts größere Freude zu bereiten schien als ein Besuch bei einer alten Freundin seiner Mutter. Die überschwängliche Höflichkeit, mit der er sich für seinen Überfall entschuldigte, ließ keinen Zweifel an seinem Charme aufkommen.
    Tante Mildred läutete nach weiteren Cremetörtchen. Sie hielt ihre Nichte an, sich dem Klavierspiel zu widmen, damit sie fortan durch Anmut und Schweigsamkeit glänze. Zumindest nahm Penelope an, dass andere junge Damen am Klavier Anmut bewiesen. Sie selbst hingegen war vollends damit beschäftigt, annähernd flüssig zu musizieren. Als Lord Nyles lautlos hinter sie trat, um die Notenblätter für sie zu wenden, machte er ihre Bemühungen vollends zunichte. Penelope vergriff sich um mehrere Tasten und schenkte ihm einen giftgetränkten Blick.
    »Stiften Sie gerne Unfrieden, Lord Nyles?«, erkundigte sie sich mit gesenkter Stimme, während er hilfsbereit auf die Stelle wies, an der sie hängen geblieben war.
    »Nur, wenn es zur Unterhaltung beiträgt«, erklärte er freundlich.
    »Ihrer eigenen oder unserer aller?«, wollte Penelope fürsorglich wissen.
    »Das ist für gewöhnlich dasselbe«, behauptete Lord Nyles. Er blieb dicht neben ihr stehen. »Oder wollen Sie behaupten, dass Ihre Tante sich in den letzten Wochen nicht hervorragend auf meine Kosten unterhalten hat? Streiten Sie es nicht ab, dafür kenne ich unsere beider Familien zu gut«, flüsterte er.
    »Als Nächstes werden Sie vermutlich behaupten, dass Sie diesen Unsinn tatsächlich nur zu unser aller Kurzweil veranstaltet haben und nicht, um sich selbst mit fragwürdigem Ruhm zu bekleckern«, tadelte ihn Penny und griff besonders beherzt in die Tasten. Sie spielte laut genug, um sicherzugehen, dass Mildred nichts von ihrer Unterhaltung

Weitere Kostenlose Bücher