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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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nicht die einzigen. Ihr Vater hatte sich oft darüber lustig gemacht, dass die Symbole des alten Ägyptens so freigiebig in Religionen, Geheimbünden und Spiritismus Verwendung fanden.
    »Die Schatten sind weit gründlicher. Sie haben ihre Anhänger auf die alten Gottheiten eingeschworen, allen voran auf Horus, der als Mensch in Form des Pharaos wiedergeboren wird«, führte White seinen kleinen Vortrag aus. »Sie berufen sich auf sein Recht, über Ägypten zu herrschen. In ihren Ritualen erbitten sie seine Kraft und Stärke, vor allem, indem sie ihm seine alte Gestalt zurückgeben. Vergleichbar mit dem Totenpriester, der während der Bestattung einen Schakalkopf trägt und so Anubis’ Platz einnimmt.«
    »Also streben sie nach einem unabhängigen Ägypten? Befreit von der Herrschaft der Engländer?«, hakte Jane nach. Es hatte bereits früher Aufstände gegen das Britische Weltreich gegeben. Jane konnte es den Ägyptern nicht verdenken, dass sie sich selbst regieren wollten. Allein der hohe Blutzoll der Aufstände schreckte sie ab. »Das sind doch sicher nicht ihre Ziele, Mr White.«
    Der Geschäftsmann klappte seine Taschenuhr auf. Er studierte gewissenhaft das Ziffernblatt. Dann ließ er dem Mädchen dieselbe Aufmerksamkeit zuteilwerden. Als er den Deckel mit einem vernehmlichen Klicken wieder schloss, war er zu einem Entschluss gelangt.
    »Schwerlich, doch wie in so vielen Fällen sind der Glaube und die edlen Ziele der Schatten nur ein Vorwand für ihre Gier nach Macht.« Er warf einen Blick zum Fenster hinaus, als von Weitem das Licht eines einzelnen Gehöfts aufblinkte und schon im nächsten Augenblick wieder zwischen den Hügeln verschwand. Sie umfuhren alle Städte. Die Dörfer, die sie passierten, lagen in vollständiger Dunkelheit da. Nur manchmal schlug in der Ferne ein Hund an, wenn sie vorrüberfuhren. Sie hatten bereits viele Meilen auf diese Weise zurückgelegt. Allmählich wich die Nacht zurück und auf den Höfen begann sich das Leben zu regen.
    »Die meisten Anhänger der Schatten verstehen sich als treue Diener des Horus, dem sie mit ihrem Kampf zu neuem Glanz verhelfen wollen. Ihnen wurden die Mysterien der Pharaonen als Weg in eine glorreiche Zukunft versprochen, angeregt durch die Prozessionen in den alten Tempeln und Gräbern, beflügelt durch Haschisch und heidnische Rituale. Doch in Wahrheit ist die Sekte nichts weiter als ein eingeschworenes, tiefgläubiges Werkzeug in den Händen einiger Männer, die nach weit größerer Macht streben, der Macht des Geldes«, erklärte er mit heiliger Andacht in der Stimme. »Stellen Sie sich vor, was für Geschäfte, was für Investitionen und Gewinne möglich sind, wenn die richtigen Männer zusammengeführt werden. Wenn sie um Aufstände wissen können, bevor sie stattfinden, und es ihnen möglich ist, die Krisen in allen Lagern zu schüren. Mit Zeitungsartikeln auf den Straßen. Mit Reden in den Parlamenten. Mit Männern vom Militär und mit gezielten Anschlägen. Dies sind die Kräfte, die das Vermögen auf der Welt neu verteilen werden, nicht länger der Adel oder die britische Monarchie. Dieses neue Jahrhundert gehört der Wirtschaft und ein fähiger Mann weiß aus einem wohl gestreuten Konflikt stets den größten Gewinn zu ziehen.«
    »Und doch buhlen Sie um die Anerkennung des Adels«, rief Jane ihm taktlos in Erinnerung. Er sah sie an, als hätte er ihre Anwesenheit vergessen und wie lästig sie ihm inzwischen war.
    »Das wird bald keine Rolle mehr spielen«, bekannte er knapp.
    »Was ist es, was die Schatten um jeden Preis von der toten Rachel wollen?«, fragte Jane, als sie spürte, wie er sich ihr wieder zu entziehen begann. Es war, als würde sie versuchen, den Sand aus der Wüste zu schöpfen.
    »Geben Sie sich keine Mühe, Miss Swain«, bat White sie. »Diese Angelegenheit geht uns beide nichts mehr an. Unsere Rollen darin werden bereits in einer Stunde ihren Zweck erfüllt haben. Wir sind schon fast da.«
    Als würde der Kutscher seine Behauptung unterstreichen, bog das Gefährt auf einen holprigen Feldweg ein. Noch einmal wurden sie kräftig durchgeschüttelt, und Jane fühlte sich entschieden zu elend, um noch weitere Fragen zu stellen. Zum Glück dauerte das letzte Stück der Reise nicht mehr lange. Nach einigen Minuten hielt der Wagen an. Es war eine Erleichterung, end lich aufstehen zu können, und doch wollte sie plötzlich wieder zurück in den Zweispänner. Eine Stunde war eine knapp bemessene Zeit! Und White baute offensichtlich

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