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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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unter vollen Segeln. Zwei junge Frauen in den schlichten Tageskleidern der Hausmädchen sahen ertappt auf. Beide waren gerade dabei, die Überdecken auf dem breiten Himmelbett glatt zu streichen. Am Kamin standen Eimer und Kehrschaufel. Ein Korb mit frischen Kerzen, Blumen und sauberen Handtüchern stand neben ihnen.
    »Ich hoffe, Sie verschwenden keine Zeit beim Schwatzen?«, erkundigte sich Mrs Chambers, als sie in der Mitte des Raumes und der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. »Sie hätten schon längst in Mr Rushforths Zimmer angelangt sein können.«
    Während das jüngere Mädchen derart gescholten prompt auf die makellos glatt gestrichene Tagesdecke herabsah, schien das ältere weniger leicht einzuschüchtern zu sein. Sie richtete sich unter Mrs Chambers prüfenden Blicken auf und hielt ihnen stand. »Es ist mehr Arbeit für uns übrig, seit Mary weg ist«, gab sie zu be denken. »Und die Kekse für die Kristallschalen waren noch nicht abgekühlt, als wir hinaufgegangen sind. Hanna musste noch einmal zurück, um sie zu holen.«
    »Dann wird es Sie freuen zu hören, dass wir einen Ersatz für Mary gefunden haben, Beatrice«, erklärte Mrs Chambers mit einer gewissen Befriedigung in der Stimme. Sie bedeutete Jane mit einem Handzeichen vorzutreten, die sich an einem vollends misslungenen Knicks versuchte.
    »Wir knicksen nicht voreinander«, belehrte die Hausdame sie mit Resignation in der Stimme. »Diese Ehrerbietung ist der Familie Goodall vorbehalten.« Sie wandte sich wieder den beiden Dienstmädchen zu, die Jane mit offener Neugier musterten. »Jane Swain wird Ihnen mit den übrigen Räumen helfen, Beatrice. Sie können wieder hinuntergehen, Hanna.«
    Jane stellte fest, dass Beatrice’ Miene sehr viel mürrischer ausfiel als Hannas, die einfach nur angenehm überrascht davon schien, den Rückzug antreten zu dürfen.
    »Mit Verlaub«, machte sich Beatrice bemerkbar. »In welchem Haus hat Jane bisher gedient? Swain scheint mir doch ein englischer Name zu sein?« Die Anspielung, die damit unausgesprochen in der Luft hing, zielte zweifellos auf Janes Hautfarbe ab.
    »Swain ist ein genauso guter englischer Name wie Graham auch«, stelle Mrs Chambers ohne mit der Wimper zu zucken fest. Jane verstand den verbalen Seitenhieb als Einzige nicht, doch Beatrice presste prompt wütend die Lippen aufeinander, während Hanna höchst interessiert ihre Schuhspitzen betrachtete. »Jane ist bei ihrem Vater in Ägypten aufgewachsen. Wir werden sie anlernen.« Mrs Chambers Tonfall signalisierte, dass sie nicht bereit war, noch ein weiteres Wort darüber zu verlieren, wie ungewöhnlich dieser Umstand war. »Sie werden sie in alles Nötige einweisen, Beatrice. Sie bekommt das freie Bett in Hannas Zimmer, und sicherlich können Sie ihr auch mit Nadel und Faden aushelfen, wenn der Stoff für ihre Garnitur geliefert worden ist.«
    Diese letzte Weisung war an Hanna gerichtet, die eine eilige Zustimmung murmelte und dann fluchtartig aus dem Zimmer huschte. Beatrice reckte bereits wieder kämpferisch das spitze Kinn vor, auch wenn sie keinen weiteren Einspruch wagte. Sie wartete ab, bis die Wirtschafterin gegangen war, bevor sie Jane einer abfälligen Musterung unterzog, die mit einem geringschätzigen Schnauben endete.
    »Wir müssen hier noch die Kerzen auffüllen, den Staub abwischen und die Blumen austauschen«, erklärte sie schroff. »Dann ist das Kinderzimmer dran und zuletzt Mr Rushforths Räume. Bemüh dich, keinen allzu großen Schaden anzurichten, denn nur du allein wirst ihn wieder wettmachen müssen.« Mit diesen Worten wandte sie sich einem besonders hartnäckigen Wachsflecken auf einem fünfarmigen Kerzenleuchter zu, ohne Jane noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Der Rest des Vormittags bestand für Jane aus energischen Bürstenstrichen, schmutzigen Putzlumpen und robuster Kernseife. Es mussten Kissen und Federbetten gelüftet, Spiegel poliert und Böden gewischt werden. Am Ende erweckten die Zimmer wieder den Eindruck, als hätte niemals auch nur ein Staubkorn den gediegenen Glanz der Möbel verunziert. Keine Decke warf eine ungehörige Falte und selbst die Teppichfransen waren in eine Richtung gekämmt.
    Jane fand den Weg zurück in die Gesindekammer gerade noch rechtzeitig, um hastig einen Teller Suppe und eine Scheibe kalten Braten herunterzuschlingen, bevor sie alle Kamine abklappern musste, um Holz nachzulegen und die Öfen mit Kohle zu befeuern. Sie hatte keine Vorstellung davon gehabt, wie viele Räume ein

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