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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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der Bibliothek aus, auch wenn Julian nüchtern behauptete, dass niemand in ihrer Familie ernstlich glauben würde, dass sie dieses klerikale Machwerk tatsächlich las.
    In den nächsten Nächten machte Penelope sich in eine Decke gewickelt und beim Schein einer Kerze heimlich mit den größten ägyptischen Ausgrabungen vertraut. Julian hatte ihr mehrere Zeitungsartikel über die Aufstände vor fünfundzwanzig Jahren besorgt, die dazu geführt hatten, dass die Briten das Land besetzt hatten. Doch obwohl Penelope wusste, dass ihr Vater in ebendieser Zeit in Ägypten gewesen sein musste, half ihr die Recherche in keiner Weiser weiter. Amuth Beli wurde mit keinem Wort erwähnt, Colonel Feltham schien keine berühmte Schlacht angeführt zu haben, und wenn es eine Spur gab, die Charles Goodall in Ägypten hinterlassen hatte, so war sie nicht in den Artikeln der Londoner Times zu finden. Rachel blieb für sie so unerreichbar wie Jane Swain einige Stockwerke tiefer im Dienstbotentrakt.
    Am Ende blieb Penny nichts anderes übrig, als beim Nachmittagstee ihrer Mutter gegenüber ein paar Andeutungen fallen zu lassen, doch Genevieve Goodall fühlte sich dadurch in keinster Weiser ermuntert, ihrer jüngeren Tochter von der Militärkarriere ihres Mannes zu berichten. Stattdessen holte sie Pennys Meinung zu den Dienstmädchenkleidern aus ägyptischer Baumwolle ein und zeigte ihr bei dieser Gelegenheit auch mehrere Stoffmuster für die neuen Tapeten im gelben Salon. Claire erwies sich als deutlich belesener zum Thema der Stoffkunde als ihre Schwester, sodass Penny den Rest des Nachmittagstees damit verbrachte, voller Ingrimm an ihrer Tasse zu nippen. Als die Frauen sich erhoben, um sich für das Abendessen umzuziehen, machte Lady Derrington ihre jüngere Tochter mit freundlicher Nachsicht darauf aufmerksam, dass sie von einer so mürrischen Miene eines Tages ihre ersten Falten kriegen würde.
    Nach dieser Aneinanderreihung von Rückschlägen war Penelope bereit, einen Frontalangriff zu wagen. Was sie dafür brauchte, war jemand, der ihren Vater noch aus seiner Militärzeit kannte. Eine Person, die sich nicht über das einvernehmliche Stillschweigen der Goodalls zu diesem Thema im Klaren war und die sich leidenschaftlich gern in Klatsch erging. Passenderweise hatte sich in der zweiten Oktoberwoche ihre Großtante Mildred selbst auf Wainwood eingeladen und würde für einige Tage bleiben. Mildreds familiäre Stippvisiten stießen bei den Goodalls auf wenig Gegenliebe. Sie redete ohne Unterlass, nahm sich plumpe Vertraulichkeiten heraus und hatte einen entsetzlich verzogenen Hund. Für gewöhnlich gab sie keine Ruhe, bevor sie nicht der Reihe nach alle Anwesenden erfolgreich der Lächerlichkeit preisgegeben hatte. Ihre Vorliebe für boshaftes Geschwätz wurde nur noch von ihrem gewaltigen Appetit auf Gelees übertroffen. Die Folge davon war eine Fülle von Aspik- und Puddinggerichten während des Dinners, gewürzt mit dem neusten Klatsch der Londoner Oberschicht. Von Mildred hoffte Penny zu erfahren, was ihrem Vater vor über zwanzig Jahren in Ägypten widerfahren war und warum er sich bis zum heutigen Tage weigerte, auch nur das Land als solches zur Kenntnis zu nehmen.
    Tante Mildreds Automobil fuhr an einem frischen Oktobernachmittag vor, an dem die Strahlen der Sonne nicht mehr genug Kraft hatten, um die Kälte aus den verwitterten Steinen des Herrenhauses zu vertreiben. Das rote Laub der Weinranken war vom Wind herabgerissen worden und dümpelte kraftlos in den Pfützen, die ein Regenschauer vom Vortag hinterlassen hatte. Die Blätter wurden von den Reifen am Boden zer drückt, als der Wagen die Auffahrt hinauffuhr, bevor er an der Freitreppe zum Stehen kam. Seine Kühlerhaube glänzte so makellos im blassen Sonnenlicht wie die zwei Reihen Knöpfe an der Uniform des Chauffeurs und die Messingbeschläge der ledernen Schrankkoffer. Mildreds Erscheinung war kaum weniger imposant. Ihr Leibesumfang konnte durchaus mit dem des Gepäcks konkurrieren. Während sie sich umständlich mit Hilfe ihres Fahrers vom Rücksitz des Wagens wuchten ließ, stieg auf der anderen Seite eine junge Zofe aus, die einen grimmig blickenden Mops auf dem Arm hielt. Die rosafarbene kleine Zunge, die ihm aus dem Maul hing, vermochte nicht über den argwöhnischen Ausdruck in den schwarzen Knopfaugen des Tiers hinwegzutäuschen. Penelope, die die Ankunft vom Eingang aus beobachtete, gratulierte sich im Stillen zu der Entscheidung, Bonifacius bei Benjamin im

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