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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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Kinderzimmer eingesperrt zu haben. Selbst ihr kleiner Bruder konnte dem Kater kaum mehr antun, als Mildreds Schoßhund es getan hätte. Der Hund war wie ein Kind gegen die Kälte in eine Decke gewickelt worden und begann aufgeregt zu kläffen, als die Gäste die Stufen hinaufstiegen, um vom Hausherrn willkommen geheißen zu werden. Auf beiden Seiten der Treppenstufen standen die ranghöchsten Dienstboten aufgereiht, die Männer in steifen Anzügen, die Frauen mit wehenden Schleifenbändern und weißen Hauben.
    »Es ist eine solche Freude, dich endlich wieder auf Wainwood begrüßen zu dürfen«, behauptete Lord Derrington, während das aufgebrachte Gebell des Mopses über die Gärten hinwegschallte. Der Earl of Derrington wurde wie ein kleiner Junge an den ausladenden Busen seiner Tante gedrückt. Er ertrug ihre Umarmung mit der Tapferkeit eines englischen Soldaten. Seine Gattin Genevieve trat der Invasion nicht weniger beherzt entgegen. Sie hatte sorgsam darauf geachtet, während Mildreds Besuch keine anderen Gäste auf Wainwood zu empfangen, um die Peinlichkeiten für alle Beteiligten auf ein Minimum zu reduzieren.
    »Liebste Mildred«, begrüßte Genevieve die korpulente Dame herzlich, »es muss ja Monate her sein, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.« Penelope wusste nur zu gut, dass ihre Mutter diese Zeitspanne entschieden zu kurz erschienen war, auch wenn sie gerade übers ganze Gesicht strahlte.
    »Schon fast ein halbes Jahr!«, präzisierte Mildred unbarmherzig, bevor sie an Claire weitergereicht wurde und der ältesten Tochter des Hauses die behandschuhte Hand auf die Wange legte. »Mein liebes Mädchen, ich erinnere mich noch haargenau daran, wie du damals in meinem Rosengarten versucht hast, die Regenwürmer in den Beeten zu verspeisen, so deutlich, als wäre es erst gestern gewesen. Du hast dich kein bisschen verändert!«
    Penelope fand, dass Claire bei diesen Worten so aussah, als hätte sie Zahnschmerzen, denn ihr falsches Lächeln misslang ihr vollständig. Für Julian hatte Mildred nur ein knappes Nicken und einen noch kürzeren Blick übrig, dann war Penelope an der Reihe. Ihre Großtante trat vor sie hin und nahm ihr Gesicht prüfend zwischen ihre beiden Hände. »Vielleicht hätte ich dir ein paar Regenwürme mitbringen sollen, Mädchen? Du bist noch immer ein rechter Hungerhaken, und deine Wangen sind so blass, dass es einem angst und bange wird. Bestimmt verkriechst du dich zu oft in der Bibliothek, anstatt ein paar verdauungsfördernde Spaziergänge zu machen.«
    Alle Anwesenden waren dankbar, als die Begrüßung damit beendet war und sie endlich wieder hineingehen konnten. Lord Derrington schritt mit seiner Tante vorweg, und Penny konnte sie bereits im Entree sagen hö ren: »Ihr haltet euch doch nicht noch immer dieses grauenhafte Tier, nicht wahr? Katzen gehören in die Küche, um Mäuse zu fangen, und ganz gewiss nicht in den Salon. Mein süßer Hector hingegen …« Von der Nennung seines Namens ermutigt, stieß Hector ein beherztes Bellen aus und versuchte sich dem eisernen Griff der Zofe zu entwinden. Der Rest der Familie folgte ihnen mit stoischer Duldermiene ins Haus, die Dienstboten schlossen den Zug mit Mildreds Koffern beladen ab.
    Sehr zum Verdruss der Hausherrin bestand ihr Gast nicht darauf, sich nach der langen Reise für einige Stunden aufs Zimmer zurückzuziehen, sodass sie den Tee alle gemeinsam im Salon einnehmen mussten. Noch bevor die silbernen Platten mit dem Gebäck und den Sandwiches auf dem Tisch waren, hatte Mildred sie über den neuesten gesellschaftlichen Fehltritt einer entfernten Cousine informiert. Als die Tassen zum zweiten Mal gefüllt wurden, wusste sie von der öffentlichen Blamage einer blutjungen Debütantin zu berichten, die zu nächtlicher Stunde mit einem stadtbekannten Lebe mann im Park gesehen worden war. Und keiner von ihnen war zu Wort gekommen, bevor Mildred der Teerunde von einem ganz bemitleidenswerten jungen Ding berichtet hatte, die weit unter ihrem Stand verheiratet worden war und zu diesem Zeitpunkt bereits guter Hoffnung gewesen sein musste.
    »Sie lag kein halbes Jahr nach der Trauung im Kinderbett danieder und gebar ein ganz entzückendes kleines Mädchen. Ihr Ehemann war zu diesem Zeitpunkt natürlich schon längst wieder bei seinem Regiment«, erläuterte Mildred, während sie das Johannisbeertörtchen auf ihrem Teller mit der Gabel in mehrere Stücke zerteilte, um Hector damit zu füttern. »Natürlich kann sie kaum hoffen, je

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