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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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Teegeschirr auf dem Boden zu zerschmettern. »Niemand kann Ihnen daraus einen Vorwurf machen. Sie hatten sich verlaufen. In der Hitze der Wüste haben schon gestandene Männer irre geredet. Es ist durchaus bemerkenswert, dass Ihnen nicht mehr zugestoßen ist. Sie haben sich tapfer geschlagen, Miss Swain.«
    Es klang wie ein anerkennendes Lob für ein wehrloses Geschöpf. »Ich war in der Grabanlage«, widerholte sie. »Und ich weiß, was ich gehört und gesehen habe.«
    »Wissen Sie das tatsächlich?«, erkundigte sich Feltham und sah sie mit so milder Neugier an, als fragte er sich, zu welchen Kunststücken sie noch imstande war.
    »Nicht mit endgültiger Sicherheit«, gestand Jane hilflos. »Aber irgendetwas war dort.«
    »Keine besonders präzise Schilderung, Miss Swain«, erklärte Feltham nüchtern. »Und so etwas wie einen Fluch auf den Gräbern gibt es nicht. Das ist nur eine alberne Geschichte der ägyptischen Arbeiter, damit sie sich am Lagerfeuer etwas zu erzählen haben und bei der erstbesten Gelegenheit ihre Löhne hochtreiben können.«
    Zu Janes Bedauern gab es nicht viel, was sie darauf hätte erwidern können.
    »Lassen Sie diese unglückselige Zeit hinter sich und fangen Sie hier in England ein neues Leben an«, forderte Feltham sie auf. »Ich habe Sie nicht nach Wainwood geschickt, damit Sie an der Vergangenheit zugrunde gehen.«
    »Und warum haben Sie mich nach England geschickt?«, fragte Jane, denn Thaddeus Feltham war nicht der Mann, dem sie christliche Nächstenliebe unterstellte.
    Ihre Hartnäckigkeit schien ihn nicht über Gebühr zu erfreuen. Offenbar war er entschieden weniger Widerspruch gewöhnt, sowohl von seinen Soldaten als auch von einem jungen Mädchen in spitzenbesetzter Schürze. »Ihr Vater hat mich nach meinen Erfahrungen mit Amuth Beli gefragt«, erklärte er widerstrebend. »Dort hat es vor vielen Jahren schon einmal eine Ausgrabung gegeben, für deren Schutz ich verantwortlich war. Ich habe ihm von seinem Vorhaben abgeraten, aber er ließ sich nicht davon abbringen. Als ich erfuhr, dass er die Arbeiten aufgenommen hatte, fühlte ich mich verpflichtet, nach dem Rechten zu sehen.«
    Jane war eher bereit, ihm Pflichtbewusstsein als Mitgefühl zuzugestehen. Dennoch fragte sie weiter: »Aber der Schutz von Amuth Beli stand nicht länger unter Ihrem Kommando?«
    »Miss Swain, es gab niemanden sonst, der den Ort besser kannte als ich, und ich wusste, wie tückisch die Arbeiten an der verschütteten Anlage waren«, erklärte Colonel Feltham in einem Tonfall, der ihr nahelegte, dieses Gespräch jetzt abzuschließen und seine Geduld nicht länger auf die Probe zu stellen. »Ich hielt es für meine Pflicht, Sie nicht an einem Ort zurückzulassen, der selbst für einen erwachsenen Mann gefährlich ist. Ich bin ein Offizier seiner Majestät des Königs«, erklärte er mit der ganzen Würde, zu der er mit seiner massigen Gestalt fähig war.
    Obwohl mit dieser Begründung in Ägypten bereits zahllose Verbrechen begangenen worden waren, zu unzivilisiert, um sie in diesem Haus auch nur zu erwähnen, wagte Jane nicht länger, seine Ehre oder sein Pflichtbewusstsein infrage zu stellen. Stattdessen gab sie den Versuch auf, weiter nachzubohren. »Ich danke Ihnen«, sagte sie schlicht und brachte es doch nicht über sich, eine Entschuldigung auszusprechen, die nach ihren endlosen Zweifeln angebracht gewesen wäre.
    Ihr Dank schien so gleichgültig an Feltham abzugleiten, wie ihre Fragen es getan hatten. »Vergessen Sie den Spuk, den Sie in der Wüste gesehen haben wollen«, forderte er sie auf, als wäre sie ein Soldat, der seinem Befehl unterstellt war. »All das sollte jetzt weit hinter Ihnen zurückbleiben.« Und als wäre damit der Appell beendet, trat er an ihr vorbei aus dem Salon und ließ Jane allein zurück. Das Mädchen sah einen Moment lang in Gedanken vertieft auf die Stelle, auf der Feltham eben noch gestanden hatte. Obwohl sie keine befriedigenden Antworten erhalten hatte, klammerte sie sich an der Erkenntnis fest, dass der Colonel hier war, um sich davon zu überzeugen, dass sie in Sicherheit war. Er musste davon ausgegangen sein, dass ihr jemand aus Ägypten gefolgt war. Und das hieß, dass es noch nicht vorbei war. Sie hatte noch immer die Chance, den Tod ihrer Eltern aufzuklären. Sogar hier in diesem nebelfeuchten Land. Jane hob den Blick und sah geradewegs auf die gegenüberliegende Wand. Doch anstatt der seidenglänzenden Tapete sah sie das Tal von Amuth Beli vor sich. Die

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