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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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fleißig an ihren Netzen. Nichts davon erweckte bei Jane den geringsten Argwohn, und doch musste es hier etwas geben, das den Horus angelockt hatte.
    Jane hob das bunte Tuch ihrer Mutter auf, das sie in der letzten Nacht bei der Flucht verloren hatte, und entdeckte dabei Spuren im Staub der Dielen. Es gab nicht nur ein paar verwischte Fußabdrücke im hinteren Winkel des Dachgestühls, sondern auch Schleifspuren. Mehrere Koffer standen nicht mehr ordentlich gestapelt unter den Holzschrägen, sondern waren verschoben worden. Und in der hintersten Ecke stand eine offene Reisetruhe neben einem Haufen achtlos zu Boden geworfener Kleider. Sie zog die schwere Kiste aus dem düsteren Winkel bis unter das Fenster. Eine Gravur über den dunkel angelaufenen Messingverschlüssen verriet Jane, dass sie »R. Feltham« gehörte. Doch der Colonel hieß Thaddeus, und Jane konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er je den bestickten Unterrock getragen hatte, der zuoberst in der sperrigen Truhe lag. Darunter kamen ein altmodisches Korsett zutage, das ihm kaum besser zu Gesicht stehen würde, dann seidene Strümpfe und einer dieser ausladenden Röcke, die noch zu Zeiten der alten Königin Victoria in Mode gewesen waren. Die Kleider rochen muffig, als wären sie seit Jahren nicht mehr hervorgeholt worden. Dennoch musste jemand etwas in der Truhe gesucht haben, denn die Stoffbezüge in ihrem Inneren waren säuberlich aufgetrennt worden. Jane war offensichtlich nicht die Erste, die in diesem alten Reisegepäck herumwühlte. Neugierig spannte sie einen Sonnenschirm mit feiner Spitze auf und strich mit den Fingern andächtig über die Schnitzereien an seinem Griff.
    »Ein Sonnenschirm dürfte sich bei Ihrem Teint erübrigen, Jane«, stellte eine knochentrockene Stimme hinter ihr fest. »Zumal die englische Sonne nicht so heiß brennt wie in Ihrer Heimat.«
    Jane ließ den Sonnenschirm sinken und sah geradewegs in das spitze Gesicht von Maxwell Frost. Er nahm ihr das hübsche Stück aus der Hand und klappte es mit einem entschlossenen Griff wieder zusammen.
    »Lassen Sie sich hier oben nicht aufhalten«, wies er sie in einem Tonfall an, der keinen Spielraum für Widerspruch einräumte. »Hanna bedarf Ihrer Hilfe beim Aufräumen weit nötiger als ich.« Damit war sie entlassen, und das Letzte, was Jane sah, bevor sie die Treppe hinabstieg, war Mr Frost, der neben der Truhe auf dem Boden kniete. Er faltete die Kleidungsstücke mit äußerster Sorgfalt zusammen und legte alles wieder an seinen alten Platz.
    Im Verlauf des Vormittags wurden schwere Reisekoffer auf glänzende Automobile geladen und Pferde vor Kutschen gespannt. Während die Gäste verabschiedet wurden, herrschte allgemeine Einigkeit darüber, dass die Jagd ein voller Erfolg gewesen war und die Episode mit dem räuberischen Falken ihr höchstens noch einen zusätzlichen Reiz verliehen hatte. Das Dinner am Abend nach der Jagd war nicht nur ein Meisterwerk der französischen Küchenchefin gewesen, sondern auch dank Mr Frosts Aufsicht erfreulicherweise vollkommen reibungslos verlaufen. Der einzige Mangel, den die Gäste insgeheim verspüren mochten, war der an gesellschaftlichen Patzern oder unterhaltsamen Skandalen. Niemand hatte sich zu einer taktlosen Bemerkung hinreißen lassen. Falls es eine geheime Romanze auf Wainwood gegeben haben sollte, so war sie stillschweigend über die Bühne gegangen, und keiner der Gäste hatte auch nur mit einer Silbe von einem nächtlichen Eindringling erfahren. Der gesamte Haushalt atmete heimlich auf, als der letzte Gast in einer Stimmung allgemeinen Wohlwollens abfuhr.
    Ohne dass eine Absprache nötig gewesen wäre, trafen sich Penelope und Julian nach dem Frühstück im hintersten Winkel der Bibliothek. Beschirmt von den Bücherregalen, hatte Penny mit angezogenen Beinen auf der breiten Fensterbank Platz genommen. Bonifacius lag zusammengerollt wie ein rotes Fellkissen auf ihren Füßen, während Julian an einem Lesepult lehnte. Seine Finger spielten rastlos mit einem ledernen Lesezeichen, als er ihr von der Suche nach dem Eindringling berichtete.
    »Natürlich lagen alle längst in ihren Betten, also bin ich hinabgestiegen, um Mr Frost zu wecken. Es war das erste Mal, dass ich ihn ohne seinen schwarzen Anzug gesehen habe.« Gemeinsam mit dem Butler hatte er die beiden obersten Hausdiener geweckt und sie waren zu viert durch die endlosen Flure und Zimmer gegangen. Die Suche war von Anfang an vollkommen hoffnungslos gewesen. Sie

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