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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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aufmerksamer Unschuld zu wahren. Sie lauschten im einvernehmlichen Stillschweigen.
    »Dennoch bin ich nicht umhingekommen, mich zu fragen, was ihr beide dort oben zu suchen hattet.« Lord Derringtons bedeutungsschwerer Blick unterstrich, dass er sich nicht als Einziger diese Frage gestellt hatte.
    »Ich war noch wach, als ich ein Geräusch hörte«, behauptete Julian, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich bin aufgestanden, um nachzusehen. Auf dem Weg ins obere Stockwerk bin ich dann Penny begegnet.«
    »Ich hatte ein Buch in der Bibliothek vergessen und wollte um diese Zeit nicht mehr danach läuten«, bestätigte Penelope geübt seine erlogene Geschichte. Sie hatten oft genug gemeinsam geschwindelt und dabei gelernt, sich die Bälle blind zuzuspielen. »Ich bin es selbst holen gegangen und bemerkte dabei eine Gestalt auf der Galerie. Als ich mir Gewissheit verschaffen wollte, traf ich auf Julian. Es war sicherer, gemeinsam nachzusehen.«
    »Ihr beiden seid also mitten in der Nacht durch das halbe Haus gelaufen, bis hinauf ins Dachgeschoss, einem Einbrecher hinterher, ohne Hilfe zu holen oder zumindest Licht zu machen?«, erkundigte sich ihr Vater mit jener ausgesuchten Höflichkeit, die er auch seiner Gattin gegenüber seit zwanzig Jahren wahrte.
    »Wir waren uns nicht sicher, ob dort tatsächlich etwas war, und wollten einen Aufruhr vermeiden«, versuchte Julian die Sache herunterzuspielen.
    »Außerdem waren wir ja nicht alleine, sondern zu zweit«, setzte Penelope hinterher.
    »Das ist es ja gerade«, bemerkte ihr Vater säuerlich. »Irgendwie scheint ihr beide immer unter einer Decke zu stecken, wenn ihr in Schwierigkeiten geratet. In Zukunft vertraue ich darauf, dass meine beiden Töchter die Nacht in ihren Betten verbringen und du, mein lieber Julian, als Erstes mich oder Mr Frost aufweckst, wenn du einen Fremden im Haus bemerkst.«
    Die jungen Leute versicherten ihm beides.
    »Wir werden deine Mutter und Claire nicht damit behelligen«, erklärte er ihnen eindringlich. »Es würde sie nur unnötig in Aufregung versetzen, und wir haben die Pflicht, sie zu schonen.«
    Obwohl Penelope daran zweifelte, dass Claire und ihre Mutter dieser Schonung wahrhaftig bedurften, hatte sie nicht das Geringste einzuwenden. Leider war davon auszugehen, dass der Klatsch der Dienstboten sie noch früh genug über alle Einzelheiten aufklären würde. Doch solange die oberste Regel lautete, dass kein Gerede je aus Wainwood hinausdringen durfte, würde kein echter Schaden entstehen. Außerdem hatte der nächtliche Spuk Pennys Verdacht genährt, dass mit Jane ein Geheimnis nach Wainwood gekommen war, das bereits ihre Tante Rachel das Leben gekostet hatte.
    Die klirrende Kälte des frühen Wintereinbruchs hielt bis in den Dezember hinein an. Wenn der Gehilfe des Gemischtwarenladens am Morgen die Bestellung der Wirtschafterin in die Küche brachte, trug er einen Schal um Mund und Nase gewickelt und dicke Fäustlinge an den Händen. Wer in der Pause in den Küchengarten hinaustrat, um zumindest einmal am Tag frische Luft zu schnappen, bevor die frühe Abenddämmerung wieder über dem Herrenhaus hereinbrach, dem gefror in der Luft der Atem zu weißen Dunstwolken. Wenn die Pferde nach einem Ausritt der Herrschaften ums Haus herum geführt wurden, dampften ihre warmen Leiber in der kühlen Witterung und die Burschen mussten sie im Stall mit Stroh trocken reiben.
    Hinter dem Haus wurde jeden Tag so viel Holz gehackt, das die Feuer in den großen Kaminen erst nach Mitternacht erloschen. Die Dienstmädchen begannen damit, sich in Lumpen und Zeitungen gewickelte heiße Ziegelsteine mit ins Bett zu nehmen, um ihre Füße daran zu wärmen. Bis Mitte Dezember war Jane zu der Überzeugung gelangt, dass die beheizten Salons und die geschäftige Küche von Wainwood die letzten warmen Orte in ganz England waren. Die französische Köchin Madame Baffour backte duftende Maronenkuchen, und als die Gärtner begannen, die Stechpalmenzweige und Efeuranken für die Weihnachtsgirlanden zu schneiden, zog ein würziger Punschgeruch durch den Gesindetrakt.
    Es würde Janes erstes Weihnachten überhaupt sein. Ihr Vater hatte dieses Fest für gewöhnlich vergessen, wenn er in der Wüste zwischen den Ruinen des Altertums im Sand buddelte, und ihre Mutter war mit anderen Feiertagen aufgewachsen. So verfolgte sie mit einer Mischung aus Neugier und Unglauben, wie sich nach und nach die bunten Weihnachtskarten auf der Anrichte der Gesindestube aneinanderreihten. Aus

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