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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zu machen.
    »Was denkst du über die Erfahrung?«, fragte er.
    Gratach kniff die Augen zusammen. »Ich empfinde Zorn und Scham, aber dir zu Diensten zu sein ist nach wie vor mein vorrangigstes Anliegen. Ich beabsichtige, meine Effizienz zu verbessern und meine Fähigkeiten auszuweiten und zu stärken, damit ich in Zukunft auf alle Aufgaben und Eventualitäten vorbereitet bin.«
    »Dein standfestes Wesen ist mir wie stets eine Stütze, Bruder. Geh jetzt und sag meinen technischen Assistenten, sie sollen für die geplante Einweisung in der Handhabung des Namul-Asaph eine Liste geeigneter Soldaten zusammenstellen.«

    Gratach nahm Haltung an. »Wie du befiehlst, Bruder … Bruder, die Datenverarbeitung meldet einen dringenden Anruf des Ezgara-Kommandanten Juort.«
    »Stell ihn durch und mach dich dann an die Arbeit.«
    Gratach verschwand, und ein Holofenster mit dem Oberkörper eines blau gepanzerten Ezgara-Offiziers mit dunklem Helmvisier erschien.
    »Hauptmann, was ist der Grund Ihres Anrufs?«
    »Botschafter, wir haben einen der Soldaten geortet, von dem wir glaubten, er sei vor vier Wochen auf dem Waldmond gefallen. Samplerdrohnen haben an der Südküste tygranische DNA geortet, deshalb bitte ich um Erlaubnis, einen Rettungstrupp losschicken zu dürfen.«
    »Wenn Ihr Soldat noch am Leben ist, weshalb hat er dann noch keinen Kontakt mit Ihnen oder der brolturanischen Garnison aufgenommen?«
    »Dafür gibt es nur eine Handvoll Erklärungen, Botschafter«, sagte der Offizier. »Ich glaube, er wurde von den Eingeborenen gefangen genommen, und nehme an, dass sie mit einer psychoaktiven Droge seine Konditionierung durchbrochen haben. Ohne den Kampfreflex und nicht imstande, den Weg in die Nacht zu beschreiten, könnte es sein, dass er wichtige Informationen weitergegeben hat.«
    »Vielleicht wäre es ratsam, alle Uvovo im Umkreis seiner Position zu eliminieren«, sagte Kuros. »Wie wollen Sie mit dem Mann umgehen, wenn Sie ihn geborgen haben?«
    »Wir bringen ihn nach Tygra und unterziehen ihn einem Neuroscan. Sollte er unschuldig sein, könnte er für untergeordnete Sozialdienste abgestellt werden; andernfalls wird man ihn vor die Wahl stellen, sich selbst zu töten oder exekutiert zu werden. Sollte es sich um Geheimnisverrat handeln, könnte man auch sein Bewusstsein schreddern.«

    »Hart, aber notwendig«, meinte Kuros. »Na schön, Hauptmann, tun Sie, was Sie für richtig halten. Mein Einsatzassistent wird den Sicherheitsdienst und die Transorbitalaufsicht informieren.«
    Juort neigte seinen behelmten Kopf. »Ich danke Ihnen, Botschafter. Wir werden Ihr Büro auf dem Laufenden halten.«
    »Gut. Noch etwas - sagen Sie mir, welcher Kommandantur Sie angehören … der Schwarzen Sonne?«
    »Nein, Botschafter - alle Ezgara, die an der Darien-Mission teilnehmen, gehören der Kommandantur Feuerklinge an. Die Schwarze Sonne wird vom Hohen Marshal befehligt.«
    »Natürlich. Danke und auf Wiedersehen.«
    Als der Ezgara verschwunden war, rief Kuros erneut die Simulation des Himmelsbalkons auf, wählte die Abenddämmerung, nahm Platz und betrachtete das hell erleuchtete Panorama Erizans, die Türme und Kuppeln, die glitzernden und funkelnden hoch aufragenden Handelsfesten des Monoclans und die wie leuchtende Perlen aufgereihten zahllosen Luftfahrzeuge. Er dachte an die Bestrafungen, die Juort erwähnt hatte, und verglich sie mit der Schmach, die ihm zuteilgeworden wäre, wenn Teshak ihn des Amtes enthoben hätte. Stattdessen hatte der Geläuterte ihm erstaunliche Dinge über die anderen beiden Menschenkolonien enthüllt - an einen Entehrten gab man solche Informationen nicht weiter.
    Könnte das nicht im Gegenteil darauf hindeuten, dass sich seine Lage zum Besseren wandte? Kuros lächelte. Wenn er sich in Acht nahm und dem Geläuterten Teshak seinen Wert unter Beweis stellte, würde er es womöglich noch weit bringen.

6 Catriona
    Von der sich vertiefenden grünen Dämmerung umschlossen, lauschte Catriona mit geschlossenen Augen dem Lied Segranas.
    Das Lied war traurig, ein verflochtener Strom von Klagen, der die harten Harmonien der Sinneseindrücke untermalte. Die Überbleibsel der letzten Regenschauer rannen an der Baumrinde herab oder tropften wie Tränen von den schüsselartigen Blättern, die vom leichten Wind oder einem Vogel, der sich für einen Moment auf einem Zweig niederließ, bewegt wurden. Entlang zahlloser Wege rieselte das Wasser, in Rinnsalen und in Mustern, und Catriona kam es so vor, als ströme es direkt

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